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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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hören wollte.«
    Danner blinzelte erstaunt.
    Der Blickkontakt war unterbrochen, die knisternde Spannung zwischen uns verpuffte.
    »Eines Tages leg ich dich doch noch übers Knie! Ich hätte dich damals vor der Tür stehen lassen sollen, das wäre besser für meinen Blutdruck gewesen.« Belustigung blitzte in seinen Augen auf.
    Verwundert registrierte ich das warme Kribbeln in meinem Nacken. Eben hatte ich noch geglaubt, er würde mir diesmal wirklich eine reinhauen, und Sekunden später schaffte er es schon wieder, mich anzumachen.
    »Und was ist jetzt mit unserem Möchtegernmodel?«, kam Danner aufs Thema zurück.
    Ach ja, es ging ja eigentlich um Lena.
    »Vielleicht kann ich sie doch noch zum Reden bringen«, meinte ich. »Dazu brauche ich allerdings deine Digitalkamera«, fügte ich schnell hinzu.
    »Kommt nicht infrage«, kam genauso schnell die Antwort. »Weißt du, was das Ding kostet?«
    »Soll ich was rausfinden oder nicht?«
    »5.000 Kröten.«
    »Denkst du, ich will die Antworten damit aus ihr rausprügeln?«
    »Was soll ich dir fotografieren?«
    Ich hielt inne. Das konnte natürlich auch recht interessant werden. »Rate mal.«
    Aber er hatte schon begriffen.

29.
    Eine halbe Stunde später hatten wir das von den Polizisten verwüstete Regal ganz leer geräumt und von der Wand weggeschoben. So war eine große, weiße Fläche entstanden. Die Fenster gegenüber hatten wir weit geöffnet und die Oktobersonne tat ihr Bestes, um das Wohnzimmer gut auszuleuchten.
    Danner hatte den Sonnenlichteffekt mit dem Flurspiegel verstärkt und das Licht der Deckenlampe mit einem dünnen Tuch gedämpft.
    Ich hatte geduscht, meine Haare hinterher nur trocken gerubbelt und schon mal das für den Polizeiball gedachte Make-up ausprobiert.
    Einen String besaß ich nicht. Meine orange-rote Unterwäsche musste reichen.
    So lehnte ich mit dem Rücken an der Wand, kreuzte die Beine und hängte die Daumen an meinem Slip ein, damit er noch ein bisschen tiefer rutschte.
    Danner klappte die Kamera auf und stellte die Auflösung scharf. Dann hockte er sich auf den Fußboden, das Sofa im Rücken.
    »Das wollte ich schon immer mal machen«, grinste er. »Zeig mal, was du kannst, Süße! Komm schon, mach mich an!«
    Ich streckte ihm die Zunge raus und er knipste. Dann zog ich eine Schnute, schnitt eine Grimasse und gönnte ihm den himmelblauen Augenaufschlag, den ich eigentlich nur benutzte, wenn mich ein wildfremder Kerl auf seinem Sofa pennen lassen sollte.
    »Okay, das reicht.« Er ließ den Fotoapparat sinken.
    »Lass sehen!« Ich schlüpfte wieder in meine Jeans, während er die Kamera an den PC anschloss. Als ich mir das T-Shirt über den Kopf gezogen hatte, erschien schon das erste Foto auf dem Bildschirm.
    Verblüfft ließ ich die Arme sinken: »Das bin doch nicht ich!«
    Das Foto sah aus, als stammte es aus einem Reisekatalog. Als würde ein Model in der Abendsonne an einer mallorquinischen Finca lehnen. Nichts ließ eine schmuddelige Wohnzimmerwand in Bochum-Stahlhausen erahnen.
    »Hast du mal daran gedacht, schmierige Scheidungsfälle zu vergessen und Fotograf zu werden?«
    »Um mich mit zickigen Kleiderständern rumzuärgern?«, winkte Danner ab, während er die Aufnahme mit schief gelegtem Kopf betrachtete.
    »Ich wusste gar nicht, dass ich so viel Busen habe«, staunte ich und warf einen prüfenden Blick in meinen Ausschnitt.
    »Ist nur eine Frage des Winkels. Wir hätten natürlich noch ein bisschen mit Leukotape nachhelfen können.« Danner machte eine Handbewegung, als wollte er seinen nicht vorhandenen Busen zurechtrücken.
    »Da gibt’s nichts nachzuhelfen, kapiert?«, zickte ich empört.
    In dem Moment polterte es wieder an der Tür.
    »Ben? Was habt ihr mit Molle angestellt? Er sagt, er kocht nicht, wenn er sowieso mit dem ganzen Essen sitzen gelassen wird!«
    »Sag mal, Lenny, hattet ihr zu Hause eigentlich einen Küchenbrand oder ist deine Frau im Streik?«, rief ich hinaus.
    »Nein, sie ist Vegetarierin«, antwortete Danner anstelle des Kriminalkommissars.
    »Was überhaupt nicht komisch ist!«, bemerkte Staschek durch die geschlossene Tür. »Kommt ihr jetzt runter und bringt den Dicken zur Vernunft?«
    »Sind schon unterwegs!« Ich warf einen letzten Blick auf dem Bildschirm.
    »Vielleicht sollte ich Lenny mal nach seiner fachkundigen Meinung fragen?«, überlegte ich. »Ich meine, busentechnisch gesehen.«
    »Bist du verrückt?« Danner klickte das Foto rasch weg. »Der zeigt mich an, wenn er das sieht.«
    Molle

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