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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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saß mit auf dem Bauch verschränkten Armen in der Kneipe und ließ sich erst zum Aufstehen bewegen, als ich sagte, dass ich uns etwas zu essen machen würde, und in Richtung Küche verschwand.
    »Finger weg von meinem Herd!«, warnte er mich. »Du kannst den Salat waschen. Und die beiden Clowns da draußen dürfen die Kartoffeln schälen.«
    Er holte eine Schale mit Kartoffeln aus dem Schrank und spießte zwei kleine Messer hinein. Ich ließ es mir natürlich nicht entgehen, Staschek und Danner die Schüssel unter die Nase zu stellen.
    »Ist er jetzt übergeschnappt, oder was?«, fragten die beiden mit gespieltem Entsetzen.
    »Schält, ihr Machos, oder ihr werdet hier nie wieder auch nur ein Bier bekommen, kapiert?«
    Murrend zogen die beiden Männer die Messer aus dem Gemüse und siehe da, sie mussten so ein Gerät schon ein-, zweimal in der Hand gehalten haben.
    So kamen wir doch recht schnell zu unseren gefüllten Tellern.
    Den Rest des Tages warf ich mich aufs Sofa und zappte quer durchs Nachmittagsprogramm.
    Danner surfte über die Internetseiten verschiedener Modelagenturen. Doch nach einer Weile stellte er den Computer aus, legte sich zu mir auf die Couch und nahm mir die Fernbedienung weg.

30.
    Montagmorgen pünktlich um acht saß ich wieder auf meinem Platz neben Karo und guckte zu, wie Dittmer seinen Pullunder gerade rückte.
    Der Französischunterricht fand wie gehabt im Sprachlabor statt und Dittmer ließ uns die Kopfhörer aufsetzen. So brauchte er nicht einmal selbst zu reden. Wir konnten ein französisches Musikstück vor- und zurückspulen, während wir es übersetzten.
    Ich holte mein Heft heraus und begann, tanzende Mumien zu zeichnen. Mein fehlender Arbeitseifer schien ansteckend zu sein, denn Karo packte ein paar Buntstifte aus, zog mein Heft ein Stück zu sich heran und malte meinen Mumien Pullunder.
    Jendrick, der Spanner, war schlauer gewesen als ich und für Französisch gar nicht erst aufgestanden. Früher, als ich noch wirklich zur Schule ging, war ich auch selten vor zehn dort aufgetaucht.
    Dittmer saß tief über sein Pult gebeugt, den Kopf zur Seite geneigt, und ich überlegte, ob er vielleicht auch Mumien malte. Oder doch eher nackte Schulmädchen?
    Brrrr.
    Irgendwie musste man diesen Kerl doch aus dem Schuldienst entfernen können! Es gruselte mich, wenn ich daran dachte, dass er noch knapp zwanzig Jahre Fünftklässler unterrichten würde.
    »Was von Flo gehört?«, erkundigte sich Lena nach meinem imaginären Freund, als wir das Sprachlabor zur großen Pause verließen. Es regnete stark, deshalb war es erlaubt, sich in den langen Glasfluren zwischen den Gebäuden aufzuhalten.
    »Michael Mittermeier war geil. Flo hat uns Karten für Januar in Köln besorgt.«
    »Cool!« Karo hielt mir die Hand hin und ich schlug ein.
    Lena schien meine Antwort auf ihre Frage gar nicht gehört zu haben, irgendwas hatte sie abgelenkt.
    Ich verfolgte ihren Blick und entdeckte den schönen Mario und seine Kumpel Orkan und Dominik, die sich offensichtlich nicht an die Regeln hielten und im Naturwissenschafts-Turm die Treppe hinauf verschwanden.
    Lena seufzte und wandte sich ab. Karo und Franzi wechselten automatisch auch die Richtung.
    Hm.
    »Ich muss mal aufs Klo«, entschied ich spontan. »Ich komme gleich nach.«
    Ich verschwand im Damenklo, bis die drei um die nächste Ecke bogen, dann lief ich den Jungen nach.
    Im ersten Stock hörte ich flüsternde Stimmen in einem Biologieraum. In den Pausen standen alle Räume offen, damit die Aufsicht führenden Lehrer hineinsehen konnten, ohne jedes Mal diesen Coin von der Schließanlage benutzen zu müssen.
    Die drei Zwölftklässler hatten die Tür angelehnt, damit sie nicht sofort entdeckt wurden. Sie saßen in einer Ecke und rauchten.
    »He, Lila«, flötete Orkan, als ich hereinkam. »Sag bloß, du willst zu uns, Schätzchen?«
    »Strafarbeit von Martens«, behauptete ich. »Ich darf in der Pause alle Tafeln in diesem Turm wischen. Hat mich mit ’ner Kippe erwischt.«
    Die Jungen warfen einen Blick auf ihre eigenen Zigaretten: »Du darfst eben nicht auf dem Schulhof rauchen.«
    Ich griff den Schwamm und fing an, die Tafel zu putzen. Ich spürte ihre Blicke auf meinem Rücken.
    »Der Martens ist ein mieser Sklaventreiber«, fand Dominik.
    »Aber dafür haut sein Schwimmtraining richtig rein«, entgegnete der Türke. »Vielleicht holen wir jetzt mal mehr Medaillen als die Weiber – wo sie doch kein Zugpferdchen mehr haben!«
    »Halt die Klappe, Orkan!«,

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