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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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Wegners Zähne knirschen hören.
    Dann drehte sie sich auf dem Absatz um. »Das war’s, Steinmeyer! Gehen wir!«
    Sie marschierte zur Tür raus und Winnie trottete ihr hinterher.
    »Wollen Sie nicht noch auf einen Kaffee bleiben?«, rief Danner den beiden nach.
    Er bekam keine Antwort. Wütend knallte er die Tür zu.
    Einen Augenblick lang betrachteten wir schweigend das Chaos, das die beiden Polizisten zurückgelassen hatten.
    »Wie hast du das mit dem Computer angestellt?«, fragte ich schließlich.
    »Zwei Festplatten, du musst nur ein Kabel umstecken. Die normalen grünen Männchen kommen da nie drauf, die können ja gerade mal einen Bericht tippen. Wenn die Schlampe mir natürlich irgendwann die komplette Spusi auf den Hals hetzt, sehe ich alt aus.«
    Ich entspannte mich langsam, lehnte mich auf dem Sofa zurück und zog den Autopsiebericht aus meinem BH.
    Danner schob ein paar durchwühlte Akten vom Couchtisch und setzte sich auf die Granitplatte neben meine Füße.
    »Zurück zur Arbeit«, wechselte er das Thema. »Wenn ich mich nicht irre, hattest du gerade eine Idee, wie wir etwas über Lenas Modelkarriere herausfinden könnten?!«
    Ach ja.
    »Das kostet dich aber was, Boss.«
    »Vergiss es! Molle kriegt noch immer zwei Monatsmieten und die zahlt mir eher Dagobert Duck als Lenny.«
    »Ich habe nichts von Geld gesagt.«
    Danner verschränkte die Arme. »Und was willst du dann?«
    »Die Wahrheit. Was war hier eben los? Erzähl mir nicht, die Schlampe ist noch immer ein bisschen sauer, weil du sie vor hundert Jahren mal abserviert hast. Was läuft da wirklich zwischen euch?«
    Danners graue Augen wurden schmal.
    Ich überlegte, wie ich schnell genug aus seiner Reichweite kommen konnte.
    Da bollerte es an der Tür.
    »Waren das eben die Bullen?«, rief Molle.
    »Ja!«, antwortete Danner, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    Molle stutzte. »Und kommt ihr nicht zum Frühstück?«
    »Nein!«
    Wieder Stille.
    »Dann eben nicht«, murrte Molle und stapfte die Treppe wieder hinunter.
    »Hast du die Schlampe schwanger sitzen lassen?«, ließ ich nicht locker, obwohl ich genau sah, dass Danners Miene eisig wurde. Doch das bedeutete nur, dass ich die richtigen Fragen stellte. »Hat ihr reicher Mann dich für die Bettgeschichte bezahlt, damit die Scheidung nicht so teuer wurde?«
    Danner trommelte mit den Fingern auf seinem Unterarm.
    Die Luft zwischen uns knisterte vor Spannung. Ich spürte, dass ein winziger Funke ausreichte, um den ganzen Raum explodieren zu lassen.
    »Oder hast du eure Verabredung vorm Altar verschwitzt?«
    Mit einem Satz stand Danner auf den Füßen. Ich sprang rückwärts über die Lehne der Couch in Deckung.
    »Du musst nicht alles wissen, kapiert?«
    »Aber für die Drecksarbeit bin ich gut genug, was?«
    Drohend kam er um das Sofa herum auf mich zu.
    Ich wich vor ihm zurück.
    »Kündige doch!«
    »Das hättest du wohl gern!«
    »Ja, das hätte ich gern! Verpiss dich, das hab ich dir schon hundert Mal gesagt! Mach endlich, dass du wegkommst!«
    Das traf mich unerwartet – wie eine Ohrfeige ins Gesicht.
    Und das war genau, was er gewollt hatte.
    »Herzlichen Glückwunsch!«, zischte ich. »Du bist und bleibst das größte Arschloch, das ich kenne!«
    Wütend zog ich meinen Rucksack aus der Garderobe. Es war höchstens die Hälfte meiner Sachen darin, aber das war mir scheißegal.
    Mit zwei Schritten war ich an der Tür und riss sie auf.
    Doch Danner drückte sie mit einem schnellen Griff zurück ins Schloss.
    Ich fuhr herum und stand plötzlich dicht genug vor ihm, um zu riechen, dass er sein Rasierwasser benutzt hatte, obwohl er sich nie zu rasieren schien. Die Anspannung seiner Nackenmuskeln ließ den Ausschnitt seines T-Shirts zittern.
    »Du hast recht«, sagte er und die kontrollierte Kälte seiner Stimme erinnerte an einen Massenmörder, der seinem nächsten Opfer seine Taten gesteht, bevor er es ebenfalls umbringt. »Die Schlampe ist nicht nur ein bisschen sauer. Wegen ihr habe ich insgesamt schon vierunddreißig Tage in U-Haft gesessen. Ich musste sieben Mal vor Gericht und vier Mal meinen Führerschein abgeben. Es macht ihr Spaß, mich zu terrorisieren.«
    Die ausdruckslose Härte seiner Miene war keine Maske. Sein Gesicht war dicht genug an meinem, dass ich das sehen konnte.
    »Wenn ich die Gelegenheit bekomme, bringe ich sie um. Ist es das, was du hören wolltest?«
    Ich konnte fühlen, wie die Stille vibrierte.
    »Ja«, antwortete ich langsam. »Das ist ziemlich genau das, was ich

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