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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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die beiden waren noch zusammen.«
    Sie setzte sich neben mich auf die Motorhaube und ich drückte ihr das letzte Cola-Schwarzbier in die Hand. Meine eigene, leere Flasche stellte ich auf das Dach des Wagens.
    »Aber so happy, wie ich dachte, kann sie ja nicht gewesen sein«, sagte Lena heiser. »Ich hätte das wissen müssen. Alle haben mich gefragt, warum sie sich umgebracht hat. Eine tolle Freundin bin ich! Als sie zum ersten Mal wirklich Probleme hatte, ist sie lieber aus dem Fenster gesprungen, als zu mir zu kommen.«
    Jetzt oder nie!
    Ich gab mir einen Ruck. »Als meine Freundin an der Überdosis gestorben ist«, versuchte ich es mit meinem wirkungsvollsten Köder, »da habe ich den Bullen erzählt, ihr Freund habe sie umgebracht. Ich wollte, dass jemand anderes schuld ist … nicht ich.«
    Lena starrte mich an.
    Ich nahm ihr die Flasche aus der Hand und trank selbst daraus. Ich musste einen Moment Zeit gewinnen, um mein Gewissen zum Schweigen bringen zu können.
    »Ich habe gesagt, Eva muss von irgendjemandem gestoßen worden sein«, flüsterte Lena. »Ich wollte einfach nicht zugeben, dass ich keine Ahnung habe, warum sie gesprungen ist.« Schweigend saßen wir nebeneinander auf dem Auto.
    Schließlich rutschte Lena von der Motorhaube.
    Ich steckte die leeren Bierflaschen in meinen Rucksack. Dabei fiel mir eins der Fotos, die Danner von mir gemacht hatte, in die Hand.
    Aber das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich hatte Lena genug gequält.
    Andererseits hatte sie drei Cola-Bier und vier doppelte Wodka intus …
    Zum Teufel mit meinem Gewissen! Ich war hier, um etwas herauszufinden!
    Als ich meinen Rucksack schloss, ließ ich das Bild gut sichtbar auf die Motorhaube fallen.
    »Soll ich meine Mutter fragen, ob sie dich fährt?«
    Ich winkte ab: »Nicht nötig, ich kann doch Karate!«
    Ich wandte mich zum Gehen. Hoffentlich war Lena nicht so betrunken, dass sie das Bild übersah.
    »Lila, ist das deins?« Sie hielt das Foto ins Licht der Straßenlaterne.
    Na also.
    »Wow!«, pfiff sie zwischen den Zähnen hindurch.
    »Oh, das muss aus meiner Tasche gefallen sein.« Ich versuchte, ihr das Bild aus den Fingern ziehen.
    »Das ist ja richtig geil! Hast du das schon öfter gemacht?«
    »Schon«, log ich.
    »Und?«
    »Was und?«
    »Ist das nicht peinlich? Mit dem Fotografen und so?«
    War das zu fassen? Sie ließ sich im Badeanzug fotografieren, aber in Unterwäsche nicht? Dein Papa würde dich vor Entzücken abknutschen, wenn er das wüsste, Lena!
    »Ich fand’s okay. Ist ja wie ein Foto im Bikini.« Ich steckte das Bild wieder ein.
    Einen Augenblick lang passte ich nicht auf und Lena nutzte die Gelegenheit, um mich schon wieder zu umarmen. »Schön, dass ich mit dir über alles sprechen kann. Das versteht doch sonst eh keiner.«
    Autsch. Da hatte Lena, ohne es zu ahnen, meinem Gewissen einen unangenehmen Tiefschlag verpasst. Ich trollte mich, bevor ich noch einen kassierte.
    Es war halb elf, als ich in die Kneipe spazierte. Zwei Tische waren noch von den bekannten Schnapsleichen belegt. Danner, Staschek und Molle spielten Skat um Geld.
    »Und?«, fragte Lenas Vater mich sofort.
    Danner nutzte die Gelegenheit, um sich Stascheks Karten anzusehen.
    »Deine Ex wohnt ganz nett«, stellte ich fest.
    Staschek schnitt eine Grimasse: »Wer, denkst du, bezahlt die Hütte, Frau Privatdetektivin?«
    »Na, immerhin reicht dein mageres Beamtengehalt darüber hinaus für eine Doppelhaushälfte und zwei weitere Kinder.«
    Staschek funkelte mich böse an: »Komm auf ’n Punkt! Was hat Lena erzählt?«
    Tja. Eigentlich nichts.
    Zumindest hatte Lena ihre Freundin nicht aus Eifersucht aus dem Fenster geschubst, da war ich mir jetzt ziemlich sicher. Aber ich hütete mich, Staschek zu erzählen, dass ich sie überhaupt verdächtigt hatte.
    Also zuckte ich die Schultern.
    »Wie bitte?«, fuhr Staschek mich an. »Ist dir eigentlich klar, dass Lena mir mein Leben zur Hölle machen wird, weil ich sie versetzt habe? Von ihrer Mutter ganz zu schweigen!«
    »Jetzt halt mal die Luft an, Lenny!«, wies Molle ihn scharf zurecht. »Ihr beiden Blitzbirnen kriegt doch schon seit Wochen nichts raus!«
    Danner warf einen interessierten Blick in Molles Karten, während der Staschek wütend anfunkelte.
    Staschek hob beschwichtigend die Hände.
    Molle lehnte sich zufrieden zurück.
    Und Danner legte sein Blatt auf den Tisch: »Ich will sehen.«

35.
    Um irgendwie weiterzukommen, schob ich am nächsten Morgen im Deutschunterricht eins meiner Fotos

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