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Der 13. Engel

Der 13. Engel

Titel: Der 13. Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Borlik
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lassen, was du zu tun und zu lassen hast?«, sagte Finn, der Amys Gedanken erraten zu haben schien. »Wir machen einfach alleine weiter!« Er lächelte ihr aufmunternd zu.
    »Gestern hast du noch was anderes gesagt. Da meintest du, das wir es nicht ohne Verbündete schaffen würden.«
    »Stimmt schon, aber da wusste ich auch noch nicht, was diese Widerständler für Leute sind.« Er lachte. »Obwohl ein Pirat und ein Gaukler schon merkwürdig genug sind. Allerdings hat die kauzige Alte dem Ganzen die Krone aufgesetzt.«
    »Das sagst du nur, weil du mich aufheitern willst. Dabei hat sie recht. Wir stecken nur meinetwegen in der Klemme. Sollen Cornelius und seine Freunde sich um die Verräter kümmern, während wir warten, bis alles wieder gut ist?«
    Finn war stehen geblieben. »Das könnten wir tun. Nur, wer sagt dir, dass am Ende auch die richtige Seite gewinnt? Wenn Lord Winterhall erst König ist, ist es zu spät. Und er wird …« Er zögerte.
    Amy sah ihm nervös in die Augen.
    »Ich will dir keine Angst machen«, sagte Finn und sah betreten weg. »Aber dir ist hoffentlich klar, dass Lord Winterhall alle aus dem Weg schaffen wird, die ihm gefährlich werden könnten, sobald er erst König ist. Und dazu gehören dein Vater, wir beide und all die anderen, die daran arbeiten, ihn aufzuhalten.«
    »Dann sag mir, was wir tun können!«, bat Amy verzweifelt.
    »Ich weiß es selber nicht genau. Aber auf keinen Fall aufgeben.« Er drückte kurz ihre Hand. »Uns fällt bestimmt was ein. Bisher war das auch immer so!«
    Stumm und mit hängenden Schultern liefen die beiden nebeneinander her. Sie achteten kaum auf das, was um sie herum geschah. Selbst das knatternde Automobil, das die Aufmerksamkeit aller anderen auf sich zog und das ihnen eine Weile folgte, bemerkte Amy nicht. Sie hatte die Lippen so fest aufeinandergepresst, dass sie zu einem blutleeren Strich in ihrem blassen Gesicht geworden waren. Es ist vorbei, dachte sie niedergeschlagen. Sie werden meinen Vater hinrichten und Finn und ich bleiben für den Rest unseres Lebens auf der Flucht! Sie schluckte die bittere Galle herunter, die sie auf ihrer Zunge schmeckte. Finn hatte recht. Ein Straßengaukler, eine verrückte alte Frau, ein Pirat … Wenn der ganze Widerstand gegen Lord Winterhall aus solch schrulligen Gestalten bestand, konnte sie gleich alle Hoffnung begraben. Lucia, ihre Tante und sicher auch Lord Winterhall besaßen große Zauberkräfte, und wer wusste schon, wer sonst noch auf ihrer Seite stand.
    »Wollen wir schon wieder zurück zur Weberei?«, fragte Finn plötzlich.
    »Hm? Was?« Sie sah ihn einen Moment lang verwirrt an, bevor ihr bewusst wurde, was er gefragt hatte. »Oh, na ja, ich weiß nicht. Wo willst du denn sonst hin?«
    Finn hatte bereits den Mund geöffnet, als Amy mit leuchtenden Augen ausrief: »Das Gefängnis! Lass uns dorthin gehen. Wir könnten versuchen, mit meinem Vater zu reden.«
    »Du weißt, dass das nicht geht«, entgegnete Finn zerknirscht. »Dort werden sie uns am ehesten auflauern.«
    Amy nickte bedrückt. Das war eine dumme Idee gewesen!
    »Was hältst du davon, in den Park zu gehen?«, schlug Finn behutsam vor. »Dort stinkt es nicht so wie bei den Docks. Und ein bisschen Abwechslung würde uns guttun.«
    »Es ist ein riesiger Umweg und wir könnten gesehen werden«, wandte Amy besorgt ein. »Bisher hatten wir bloß Glück.«
    Finn seufzte. »Dann willst du lieber den ganzen Tag in diesem muffigen Loch sitzen?«
    »Du vermisst deine Arbeit im Garten, nicht wahr?«
    »Ein wenig«, gestand er leise.
    »Es ist meine Schuld, du …«
    »Gib dir nicht immer für alles die Schuld.« Finns Augen funkelten vor unterdrückter Wut. »Ich kann Selbstmitleid nicht ausstehen. Wenn man sich aufgibt, hat man bereits verloren.« Er schnaubte. »Das habe ich nie getan und das werde ich auch jetzt nicht tun. Verstanden?«
    Amy brachte keinen Ton hervor. So herrisch hatte sie Finn noch nie erlebt.
    »Und ich werde auch nicht zulassen, dass du dich aufgibst!« Er ergriff sie bei den Oberarmen, als fürchtete er, sie könne sich umdrehen und davonlaufen. »Wir haben nichts zu verlieren, außer einem Leben auf der Straße. Und dahin will … ich meine, lass uns für das kämpfen, was sie uns genommen haben. Es ist besser, als nur dazusitzen und abzuwarten. Vertrau mir, wir können es schaffen!« Er nickte ihr beschwörend zu.
    Was ist nur mit Finn los?, fragte sich Amy. Er war mit einem Mal so anders. Im Garten ihrer Tante hatte sie ihn als

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