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Der 13. Engel

Der 13. Engel

Titel: Der 13. Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Borlik
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Abzweigung gelangt. »Ich denke, es ist der rechte Gang.« Er zupfte nervös an seinem Kinn. Plötzlich gab es im Stockwerk über ihnen mächtiges Getöse. Ein Krachen und Bersten wie bei einer Explosion, sodass Amy wieder instinktiv die Arme hochriss. Doch die Decke hielt. Nur feiner weißer Staub rieselte wie Puderzucker auf sie herab.
    »Hier entlang, Kinder«, rief Mr Burbridge ganz erschrocken und bog rasch nach links ab. »Immer mir nach.«
    »Hat er nicht gerade was von rechts gesagt?«, fragte Finn alarmiert.
    Amys Miene verfinsterte sich.
    Bisher hatte Mr Burbridges Zielstrebigkeit nicht den geringsten Zweifel daran gelassen, dass er sich in diesem Archiv bestens auskannte. Anscheinend waren sie jetzt jedoch in einen Teil gelangt, den selbst er nur selten aufsuchte.
    Warum ist noch niemand auf die Idee gekommen, hier unten Wegweiser aufzustellen?, fragte sich Amy, während Mr Burbridge begonnen hatte, leise mit sich selber zu diskutieren. »Die nächste oder doch erst die übernächste Abzweigung?«, hörte sie ihn klagen. »Oh weh, oh weh.«
    Just in diesem Moment tauchte eine zweite Wendeltreppe aus der Dunkelheit vor ihnen auf. Mr Burbridge lachte erleichtert auf. »Keine weitere Abzweigung. Wir sind schon da.« Langsam drehte er sich zu Amy und Finn um. »Hier trennen sich unsere Wege«, sagte der alte Bibliothekar.
    »Was haben Sie vor, Sir?«, wollte Finn wissen.
    »Es ist viel zu gefährlich, hier zu bleiben«, meinte Amy. »Sie müssen mit uns kommen!«
    »Wohin, kleine Amy?« Mr Burbridge lächelte erschöpft. »Ich würde euch bei eurer Flucht vor diesen finsteren Gestalten nur aufhalten. Außerdem ist immer noch Zeit, einige der bedeutenderen Bücher in Sicherheit zu bringen.« Er strich erst Amy, dann Finn aufmunternd über den Kopf. »Hört zu«, fuhr er fort. »Am Ende der Treppe befindet sich ein schmaler Korridor mit mehreren Abzweigungen. Ihr geht immer weiter geradeaus, bis ihr zu einer Tür kommt. Das ist der Boten- und Lieferanteneingang. Er ist abgeschlossen, der Schlüssel hängt gleich daneben an einem Haken. Verstanden?«
    Amy nickte.
    »Und nun beeilt euch, Kinder. Husch, husch!« Er schob sie auf die Treppe zu und wartete, bis sie oben angekommen waren. Amy drehte sich noch einmal um und winkte zum Abschied. »Vielen Dank für alles!«
    Mr Burbridge hob kurz die Hand, dann wankte er zurück in die Dunkelheit des Archivs.
    Amy öffnete vorsichtig die Tür am Ende der Wendeltreppe und sofort schlug ihnen der beißende Geruch des Feuers entgegen, das ganz in der Nähe wüten musste. Von dem Gewitter war nichts mehr zu hören. Kein Donner, keine weiteren Blitzeinschläge. Amy vermutete, dass Tante Hester und Lucia inzwischen im Gebäude waren, um nach ihnen zu suchen. Da sie nicht wie all die anderen Bibliotheksbesucher durch den Haupteingang geflohen waren, musste ihnen klar geworden sein, dass sie versuchen würden ihnen, und dem Feuer auf andere Weise zu entkommen.
    Der Korridor war so, wie von Mr Burbridge beschrieben. Amy ignorierte alle Abzweigungen und konnte die Tür am Ende bereits sehen, als plötzlich eine der weißen Ratten aus einem Gang vor ihnen geschossen kam. Wie ein dressierter Hund richtete sie sich auf die Hinterpfoten auf und stieß ein durchdringendes Quieken aus.
    »Sie schlägt Alarm!«, fluchte Finn und rannte auf die Ratte zu. Noch im Laufen holte er mit dem rechten Fuß aus. Das Tier wich seinen Tritt geschickt aus, bedachte ihn mit einem gehässigen Blick aus seinen rötlichen Knopfaugen und quiekte erneut los.
    »Das bringt nichts.« Amy zog an Finns Arm. »Wir verlieren nur Zeit!«
    Sie liefen zu der Tür und Amy schnappte sich den Schlüssel. »Pass auf, dass das Vieh nicht mit rauskommt«, sagte sie zu Finn, woraufhin er die Tür fest hinter sich zuzog.
    Vor ihnen lag eine schmale Gasse.
    »Was für ein köstliches Vergnügen, euch beide wiederzusehen«, sagte eine Stimme, bei deren bloßem Klang sich Amy alle Nackenhärchen aufstellten.

Alte Feinde und Freunde
    Amy stöhnte. Rechts und links neben der Tür lehnten Mr Greymore und Mr Black. Dieses Mal grinste keiner von ihnen, stattdessen sprühten ihre Augen vor Zorn. Die beiden stießen sich von der Wand ab und bauten sich vor ihnen auf.
    »Ihr habt uns ganz schöne Schwierigkeiten bereitet«, sagte Mr Greymore mit erhobenem Zeigefinger. Oder war es vielleicht Mr Black? Amy konnte die beiden nur schwer auseinanderhalten.
    »Ich bin Mr Black«, sagte da der andere, als wäre diese Ähnlichkeit ein

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