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Der 13. Engel

Der 13. Engel

Titel: Der 13. Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Borlik
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schüttelte fassungslos den Kopf. »Gegen verrückt gewordene, rachsüchtige Engel? Und niemand sagt mir was?«
    Amy verzog schuldbewusst das Gesicht. »Ich wollte, nur war ich …«
    »Du hast es also gewusst, ja?«, rief er verärgert, dann sah er argwöhnisch zu Cornelius herüber. »Können sie uns deshalb nichts tun, weil sie Engel sind?«
    Er nickte. »Einen Menschen zu verletzen verstößt gegen Lucias Natur. Das Gleiche gilt für die anderen – und für mich.« Er räusperte sich und fuhr sich über seinen Anzug, als wolle er ein paar Falten glätten. Allein, da waren keine. »Gegenseitig können wir uns natürlich schon bekämpfen, wie ihr gesehen habt«, fügte er leiser hinzu.
    Finn sprang vom Sofa auf. »Du bist einer der dreizehn?« Seine Augen drohten ihm aus dem Kopf zu springen, während er vor dem Gaukler zurückwich. »Was … was hast du jetzt mit uns vor?«
    Cornelius schien die Frage zu amüsieren. Er lachte, doch auf so eine herzliche Weise, dass sie den Raum mit einer Behaglichkeit füllte, die kein noch so hell loderndes Feuer hätte heraufbeschwören können. »Ach, Finn, ich stehe natürlich auf eurer Seite. Denn auch ich heiße nicht gut, was Lucia und die anderen vorhaben.«
    »Er sagt die Wahrheit.« Amy bedeutete Finn mit einem Kopfnicken, sich wieder zu setzen. »Sie haben ihn gejagt, genauso wie uns. Und vergiss nicht: Nur durch seine Hilfe konnten wir aus Mr Frauds Haus fliehen.«
    »Ich weiß … ich weiß …«, murmelte Finn, der ganz blass im Gesicht geworden war. »Es ist nur so … Ich meine, er ist ein leibhaftiger Engel?!« Er brach ab und räusperte sich verlegen.
    »Das ist er, und nun setz dich wieder.«
    Zögerlich kam Finn der Aufforderung nach, wobei er den Gaukler mit einem so durchdringenden Blick bedachte, als sähe er ihn gerade zum ersten Mal richtig.
    Amy wandte sich wieder Cornelius zu. Jetzt, da die Wahrheit heraus war, musste sie ihn unbedingt etwas fragen, dass sie bereits beschäftigte, seitdem sie ahnte, wer der Gaukler wirklich war.
    »Frage nur«, sagte dieser, als wisse er bereits, was in ihr vorging.
    »Warum habt ihr die Kinder des ersten Königs sterben lassen?« Die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Sie klangen auch nicht vorwurfsvoll, sondern einfach nur traurig.
    Cornelius nickte, dann nahm er einen tiefen Atemzug. »Keiner von uns war damals so, wie du uns in den vergangenen Tagen erlebt hast. Lucia und die anderen waren früher nicht so voller Hass, wie sie es heute sind. Und auch ich war damals anders.« Mit einem Mal schaute er ein wenig wütend, vor allen Dingen aber bekümmert drein, wie jemand, der auf eine Vergangenheit zurückblickt, die er zutiefst bereut. »Wir waren stolz, viel zu stolz«, führ er fort. »Die Menschen erschienen uns so fehlerhaft. In unseren Augen konnten sie nichts richtig machen. Und darum waren wir ja auch hier. Um ihnen zu helfen und beizustehen.« Cornelius schloss für einen Moment die Augen. »Der erste König jedoch war ein Sturkopf, der sich nicht gerne in seine Angelegenheiten hineinreden ließ. Als er damit begann, seine Nachbarn mit Krieg zu überziehen, versuchten wir, ihn davon abzubringen. Doch er wollte nicht auf uns hören. Die Gier nach Macht war einfach zu stark in ihm. Die Mitleidlosigkeit, mit der er in die Reiche seiner Nachbarn einfiel und sie unter seine Herrschaft zwang, weckte Lucias Zorn. Vielleicht war sie auch darüber gekränkt, dass ein Mensch es gewagt hatte, ihren Rat achtlos in den Wind zu schlagen. Jedenfalls verbot sie uns, uns fortan in die Geschicke der königlichen Familie einzumischen. Und dann kam der Tag, an dem der Sturm über das Schiff des Königs hereinbrach. Ich weiß nicht, ob es wirklich so gewesen ist, aber ich hatte schon immer den Verdacht, dass Lucia selber es war, die ihn heraufbeschworen hat. Als das Schiff schließlich sank und alle zu ertrinken drohten, rief der erste König uns um Hilfe an. Aber Lucia verweigerte sie ihm. Und so bedienten wir uns – ohne es selber zu merken – der gleichen Grausamkeit, die wir am König so sehr verachteten. Das wirklich Schlimme war, dass nur seine Kinder in dem Sturm starben.« Eine einzelne Träne rann über seine Wange. »Der König strafte uns dafür mit dem Fluch, was Lucia und die anderen letztlich nur noch mehr gegen die Menschen aufbrachte.«
    »Nur dich nicht?!«
    Cornelius zuckte leicht die Achseln. »Ich war zornig auf mich selber. Und das zu Recht.« Schwermütig schüttelte er den Kopf. »Tausend Jahre waren

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