Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 13. Engel

Der 13. Engel

Titel: Der 13. Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Borlik
Vom Netzwerk:
zwingen kann.«
    »Oh, bestimmt nicht.« Cornelius winkte ab. »Lucia denkt nur an sich. Und was Lord Winterhall angeht, fürchte ich, dass sie ihn sich selber überlassen wird, wenn sie erst hat, was sie will. Lucia verabscheut die Menschen, seitdem der erste König sie verflucht hat, und wird sich daher nicht an ihr Versprechen ihm gegenüber gebunden fühlen. Auch das könnte uns von Nutzen sein.«
    Es reicht!, dachte Amy und sagte laut: »Du hast doch einen Plan. Warum erzählst du uns nicht endlich davon?«
    Er gluckste. »Na ja, Plan ist wohl zu viel gesagt. Nennen wir es lieber eine Idee.«
    »Und werden uns deine Freunde vom Widerstand dabei helfen?«, wollte Finn sofort wissen. Offensichtlich hatte Cornelius’ enthusiastische Art ihn angesteckt.
    »Oh, äh, ja …« Der junge Gaukler schaute plötzlich so betreten drein, dass Amy bereits das Schlimmste befürchtete. »Ich muss euch da ein Geständnis machen.« Er hüstelte verlegen. Im nächsten Moment verschwamm seine Gestalt und nun sah er aus wie der Pirat, der Amy vor den Verschwörern gewarnt hatte. »Du warst das?«, stieß sie mit weit aufgerissenen Augen hervor. Einen Atemzug später verwandelte Cornelius sich in die Hexe, mit der sie in der Carrodsgasse zusammengetroffen waren, dann wurde er zu dem Fahrer des Automobils, der sie vor Mr Greymore und Mr Black gerettet hatte. Zum Schluss saß die abgemagerte Katze mit den tiefblauen Augen auf dem Sofa.
    Amy blinzelte fassungslos. »Das alles bist du gewesen?«
    Cornelius, der nun wieder wie der Gaukler aussah, zuckte entschuldigend die Achseln. »Und noch vieles mehr. Auf diese Weise konnte ich ein Auge auf euch haben, ohne dass ihr mich gleich erkannt habt. Außerdem hatte ich gehofft, meine Warnungen würden mehr Eindruck schinden, wenn ich als betrunkener Pirat oder als hässliche alte Vettel auftrete.«
    »Wir sind also nur zu dritt?«, stöhnte Finn. »Das kann nicht funktionieren. Nie und nimmer!«
    »Wir haben Amy«, beharrte Cornelius. »Das reicht voll und ganz.«
    »Das ist Unsinn und das weißt du«, entgegnete sie.
    Cornelius zwinkerte ihr zu. »Das Wichtigste ist, dass wir am Sonntag an der Krönungszeremonie teilnehmen.«
    Amy vergrub die Hände in ihren zerzausten schwarzen Locken. »Und wie soll das bitte gehen? Am Portal wird es Wachen geben, die die Gäste kontrollieren. Du brauchst nur in eine andere Gestalt zu schlüpfen. Aber uns werden sie in unseren zerlumpten Mänteln auf gar keinen Fall reinlassen.« Sie stach ihm den Zeigefinger in die Brust. »Und das wäre noch das kleinste unserer Probleme.«
    »Na ja«, wandte Finn ein. »Dagegen könnte ich was tun.«
    »Du meinst …«
    Er nickte. »Es sind immerhin noch vier Tage. Mit ein bisschen Übung kann ich es schaffen, uns wie Lord und Lady von Irgendwas aussehen zu lassen. Es darf nur nicht zu lange dauern.«
    »So gefällt mir das«, verkündete Cornelius fröhlich.
    »Es wird aber nicht funktionieren«, warf Amy ein. »Habt ihr schon vergessen? Bei mir wirkt Magie nicht!«
    »Das ist richtig«, bestätigte ihr der Gaukler. »Aber Finns Zauber wird auch nicht auf dich wirken, sondern lediglich ein Trugbild über dich stülpen und so den Leuten vorgaukeln, dass du jemand anderer bist. Es wird so ähnlich sein, als würdest du ein Kostüm tragen.«
    »Ich geb’s auf.« Amy warf die Arme in die Luft. »Ihr wollt also in einen sinnlosen Kampf ziehen, schön.« Sie fixierte Cornelius aus zusammengekniffenen Lidern. »Dann erklär mir jetzt bitte, was du vorhast. Und keine weiteren Ausflüchte!«
    Vom einen Augenblick auf den anderen wandelte sich Cornelius’ Stimmung. Das Lächeln schwand aus seinen Zügen und wich einer ungewohnten Ernsthaftigkeit, die ihn älter und ein klein wenig erhaben wirken ließ. Er nickte kaum merklich, während er so düster dreinschaute, wie Amy es noch nie bei ihm erlebt hatte. Dann streckte Cornelius die Hand vor und wölbte sie zu einem Nest. Plötzlich hockte ein kleiner Vogel aus Glas darin und stimmte zwitschernd ein Lied an. »Lucia ist unser größtes Problem«, sagte er mit tonloser Stimme und ohne den Blick von dem Vogel zu nehmen. »Sie ist der Kopf des Ganzen. Ohne sie wird diese Verschwörung wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen.«
    »Stimmt«, flüsterte Amy angespannt. »Lord Winterhall ist ein Angsthase.«
    Cornelius nickte. »Es gibt nur einen Weg, Lucia zu besiegen.« Seine Finger schlossen sich über dem kleinen Vogel. Glas splitterte und es wurde still. »Der Fluch.«
    Amy

Weitere Kostenlose Bücher