Der 18 Schluessel
in der restlichen Welt unter den Anhängern der Gothicszene beliebt war. „Das ... meine Liebe ... ist, wie du richtig erkannt hast, eine Schrift ... eine sehr alte Schrift.“ Er gab sich verschwörerisch und genoss sichtlich ihre Unwissenheit. „Die Schrift der Engel.“
Eliana sah ihn wenig beeindruckt an. Lukas Worte konnte man nicht vorbehaltlos ernst nehmen. Man wusste nie, wann ein Schizophrener einen Schub bekam und sich Realität und Wahn bei ihm vermischten. „Ja ... sicher. Und woher weißt du das?“
Mit einem mitleidigen Blick wühlte Lukas sich durch einen Stapel Bücher auf dem Couchtisch und zog dann eines mit einem daraufgemalten Siegel hervor. „Die Schrift wurde angeblich Mitte des sechzehnten Jahrhunderts dem Alchemisten John Dee über ein Medium direkt vom Engel Nalvage – die christliche Welt kennt ihn wohl eher unter dem Namen Gabriel - übermittelt. Sie sollte den Menschen bei richtiger Anwendung ermöglichen, mit den Engeln in Kontakt zu treten. Dafür diktierte Gabriel dem Alchemisten neunzehn Schlüssel oder Beschwörungen.“ Lukas schlug eine Seite des Buches auf und zeigte Eliana die gedruckten Zeichen – sie ähnelten tatsächlich denen, die Danyal auf das Blatt gekritzelt hatte.
„Und was bedeutet das?“ Je mehr Lukas ihr erklärte, desto weniger verstand sie. Danyal hatte also eine Beschwörung in Engelsschrift auf ein Blatt Papier gekritzelt. Solche Dinge tat Lukas jeden Tag, und es bewies nur, dass er krank und gestört war.
„Das da auf deinem Papier ist der achtzehnte Schlüssel.“ Er las die Übersetzung aus dem Buch laut vor. „Ilasa micalazoda olapireta ialpereji beliore: das odo busadire Oiad ... Oh, du mächtiges Licht und brennende Flamme von Trauer, welche öffnet den Ruhm Gottes … “ Er machte eine Pause und zog überrascht die Brauen hoch. Noch einmal las er und setzte dann wieder an der gleichen Stelle aus.
„Warum liest du nicht weiter?“
„Da ist ein Fehler im Text ... er hat einen Fehler gemacht ... das Zeichen Oiad, für Gott, stimmt nicht.“ Lukas blätterte im Buch, bis er das Zeichen, welches Danyal verwendet hatte, gefunden hatte. Er tippte mit dem Finger darauf und las laut: „Satanael ... es ist ein Engelsname. Er hat das Wort Gott gegen einen Engelsnamen ausgetauscht.“
„Aber warum hat er das getan?“ Eliana kamen immer mehr Zweifel an Lukas Theorien.
„Weil er keinen Fehler gemacht hat, sondern den Schlüssel bewusst verändert hat. Namen sind in der Magie etwas sehr Mächtiges. Wenn du einen Engel, einen Dämon oder auch einen Geist rufen willst, musst du seinen wahren Namen kennen. Alles hat einen wahren Namen. Ganz offensichtlich wollte dein Freund jemanden rufen, und er scheint sich ziemlich gut auszukennen.“
„Wen wollte er rufen?“ Das war doch absurd. Sie sollte einfach aufstehen und gehen, anstatt einen Schizophreniekranken in seinen Wahnvorstellungen zu bestärken.
Lukas klappte das Buch zu. Seine Augen waren so lebendig, wie Eliana sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. „Eliana, du enttäuschst mich. So dumm bist du doch gar nicht. Nach Was oder Wem klingt denn der Name Satanael? Er hat im Laufe der Zeit viele Namen gehabt, aber auch er hat nur einen wahren Namen, und das ist der, den er schon trug, bevor Gott ihm einen Tritt in den Arsch versetzte und aus dem Himmel warf. Lass mal die Silbe El weg – die ist nur ein altes Wort für Gott ... alle Engel tragen sie in ihrem Namen ... Michael, Gabriel, Uriel und Raphael ... auch Er muss sie in seinem Namen getragen haben, bevor er dessen für unwürdig befunden wurde. Satanael ... Satana ... Satan!“
Eliana stand auf. Das war genug. Danyal war seltsam, aber was Lukas sich hier zurechtlegte, war lächerlich. Sie durfte sich von seinen Verschwörungstheorien nicht mitreißen lassen. Vielleicht wirkten seine Medikamente nicht oder waren unterdosiert und er hatte gerade einen schweren Schub von Schizophrenie – während sie hier saß und mit ihm redete. „Verdammt, Lukas! Du willst mir doch nicht sagen, dass Danyal mit dieser Beschwörungsformel versucht hat, den Teufel herbeizurufen! Dieser ganze okkulte Kram ist doch Schwachsinn!“
Lukas stand ebenfalls auf und drückte Eliana das Buch, aus dem er ihr vorgelesen hatte, in die Hand. „Ich habe dir nur gesagt, was auf dem Zettel steht, und du hast mich nach meiner Meinung dazu gefragt. Lies es doch selbst nach, wenn du mir nicht glaubst.“
Er glaubte tatsächlich, was er ihr erzählte! Wahrscheinlich
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