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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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verspürte sie ein panisches Gefühl in sich - Angst. Irgendwie hatte er sich wohl die letzten Tage so selbstverständlich in ihrem Leben breitgemacht, dass sie sich nun verlassen fühlte. Das hast du ja wunderbar hinbekommen, hielt sie sich selbst vor und wusste nicht, ob ihr Selbstvorwurf dem Umstand galt, dass sie Danyal vertrieben hatte oder dass sie seinen Verlust als einen solchen empfand.
    Außer Atem und mit Seitenstichen kehrte Eliana zurück zum Kardinal-Höffner-Platz und starrte trübsinnig auf die regennasse Domplatte. Zwar hatte es aufgehört zu regnen, doch ungemütlich nasskalt war es trotzdem. Sie sollte zurück in ihre Wohnung gehen, sich ein Bad einlassen – das hatte sie doch ohnehin vermisst, seit Danyal in ihr Leben geplatzt war – und es sich mit Gabriel auf der Couch gemütlich machen. Alles war wieder wie vorher. Genau das hatte sie doch gewollt. Warum stand sie also noch hier herum und starrte in den Regen?
    Ein seltsames Leuchten lenkte sie plötzlich ab. Eliana nahm es aus dem Augenwinkel wahr, drehte sich um und erkannte, dass es aus der kleinen Gasse neben dem Domforum kam. Obwohl sie sich nicht erklären konnte weshalb, wusste sie instinktiv, dass es etwas mit Danyal zu tun haben musste. Überraschenderweise schien niemand außer ihr es zu sehen, obwohl die Domplatte um diese Zeit gut besucht war. Aber vielleicht waren die Menschen auch zu sehr mit ihren Weihnachtseinkäufen beschäftigt oder in Gespräche vertieft. Wie von einem Magneten angezogen, lief Eliana in die dunkle Gasse hinein. „Danyal?“ Da war das Leuchten, und es war ... eigentlich unbeschreiblich. Eliana hatte etwas Ähnliches noch nie gesehen. Obwohl kaum wahrnehmbar, flimmerte die Luft am Ende der Gasse bläulich, und eben dieses Flimmern war es, was das Leuchten verursachte. Es war fast wie ein Rauschen. Das erklärte vielleicht, weshalb die Menschen es nicht bemerkten. Sie hatten ihre Sinne auf andere Dinge ausgerichtet – sie schwangen in diesem Augenblick auf einer anderen Frequenz. Eliana trat ein paar zögerliche Schritte auf das Flimmern zu, das sich, je näher sie kam, langsam zu einem Oval zusammenzog und feste Konturen annahm. Dann pulsierte es langsamer, und mitten aus dem blauen Licht trat eine nackte Gestalt in die Gasse.
    „Danyal“ entfuhr es Eliana erleichtert. Doch noch während sie seinen Namen aussprach, erkannte sie ihren Irrtum. Der Nackte, der auf sie zukam, war nicht Danyal. Das war etwas anderes, etwas Monströses. Ein Hüne von einem Mann. Seine Schritte wirkten ein wenig plump, als müsse er erst lernen, seine Gliedmaßen zu bewegen. Sein Körper war vollgepackt mit Muskeln, sicherlich war er an die zwei Meter groß, vielleicht noch größer. Eliana wich unvermittelt vor dem Fremden zurück. Noch lagen seine Gestalt und sein Gesicht im Schatten. Eliana erfasste kaltes Grauen.
    Etwas Wildes und Unbeherrschtes lag in den Bewegungen des Hünen! Eliana konnte jetzt seine Konturen besser erkennen. Langes strähniges Haar fiel im über die Schultern, seine Stirnwülste waren stark ausgeprägt und ließen kaum Platz für die Augen, seine Nase war breit und seine Haut porig. Ein seltsamer Geruch ging von ihm aus, den Eliana nicht zuordnen konnte. Faulig ... wie Aas?
    Eliana stammelte eine Entschuldigung, dann fuhr sie herum und lief. Sie kam jedoch nur zwei Schritte weit, da packte sie schon eine riesige Hand am Haarschopf und zerrte sie zurück in die dunkle Gasse – eine Falle, wie sie nun erkannte. Mit dem Rücken wurde sie an die harten Backsteine der Häuserwand geschleudert wurde und hatte Mühe, nicht vor Schmerz das Bewusstsein zu verlieren. Eliana schrie auf, in der Hoffnung, dass jemand sie hörte oder sah. Zur Rechten der Gasse grenzte zwar an das Domforum, doch das hatte seit fast einer Stunde geschlossen. Wenn niemand von den Passanten auf der Domplatte sie bemerkte, hatte sie keine Chance.
    Die riesige grobe Hand legte sich um ihre Kehle und drückte zu – Eliana meinte, der Riese würde ihren Kehlkopf zerquetschen. Ihre Zunge schnellte nach Luft schnappend aus ihrem Mund, ihre Augen traten aus den Höhlen, Tränen liefen über ihr Gesicht. Alles um sie herum verschwand, und der Drang zu atmen und es nicht zu können, ließ sie panisch um sich schlagen – vergeblich. Als der Riese sie überraschend losließ, hustete und röchelte Eliana und konnte nicht genug Luft in ihre Lungen pumpen.
    „Wo ist Danyal?“ Die Stimme klang hart und entschlossen, fast wie das Knurren eines

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