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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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all dem Sterben, all der Grausamkeit und all dem Unaussprechlichen suchten meine Augen nach Hannah. Sie hatten sie achtlos wie eine alte Puppe auf den Boden geworfen – das war mein Glück, denn inmitten all der Toten hatte man uns vergessen. Ich kroch zu ihr und sprach sie leise an. Hannah öffnete ihre zugeschwollenen Augen und blinzelte mich an. „Daniel ...“, flüsterte sie. „Ich fühle mich ... als wäre ich uralt.“
    „Das darfst du nicht, Hannah. Ich werde dich hier fortbringen.“ Ich wartete ihre Antwort nicht ab, hob sie hoch und lief dann mit ihr Richtung Tor. Ich war nicht müde, ich war nicht verletzt, obwohl ich so getan hatte – die ganze Zeit. Ich wollte Hannah vor ihrer Mordlust retten, und ich sah das Tor bereits vor mir. Es stand offen.
    Wenn es nur der Mob gewesen wäre – es wäre mir gelungen, mit ihr zu entkommen. Doch Helel, der Naphil, stellte sich mir in den Weg, und entriss mir Hannah.
    Er grinste gemein. „Wo willst du denn mit dem Täubchen hin?“ Ich konnte nichts dagegen tun, dass er sie zurück zu Satanael schleppte, und war im Begriff, ihm zu folgen. Doch im gleichen Augenblick spürte die gewaltige Last des Buches Raziel in Hannahs Stoffbeutel, die mich zurückhielt. Ein Teil von mir wollte zu Hannah laufen, doch meine Füße gehorchten mir nicht. Stattdessen versteckte ich mich hinter einem Baum. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Satanael auf den Gedanken käme, einen Blick in den Beutel zu werfen ... spätestens, sobald er das Interesse an seinem grausamen Spiel verlor.
    Satanael betrachtete die Raserei und das Schlachten um ihn herum zufrieden. Wie ich mittlerweile wusste, ließ der Gefallene sich selten dazu herab, sich selbst die Hände zu beschmutzen. Als er Helel mit Hannah kommen sah, legte er seine Arme um ihre Schultern und zog sie an sich, als wolle er sie trösten. Ich konnte ihr ersticktes Schluchzen hören, und dann Satanaels Stimme. Er sah mich nicht hinter meinem Baum. „Ich habe es dir schon einmal angeboten, Daniel ... du wirst dich erinnern. Und auch heute biete ihr dir ihr Leben an, wenn du mir im Gegenzug Raziels Schriften überlässt. Wo versteckst du sie?“
    Ich kämpfte mit mir – ein Teil von mir wollte einwilligen, doch ein anderer hielt mich zurück. Hannah, die Satanael zu Boden gestoßen hatte, war wieder ohne Bewusstsein. Als ich mich nicht zu erkennen gab, nickte Satanael bedauernd und rief: „Es ist nicht leicht, dich zu überzeugen, Daniel, aber unsere Zeit wird kommen! Und Zeit – davon haben wir beide mehr als genug ... im Gegensatz zu deinem rothaarigen Vögelchen.“ Wie um es mir zu beweisen, schickte er zwei der Männer, Schaufeln zu suchen, und als sie zurückkamen, begannen sie, eine Grube in einem Gemüsebeet auszuheben. Ich beobachtete es mit Entsetzen.
    „Ihr habt Unzucht getrieben ... und du weißt, welches die Strafe für Unzucht ist.“ Satanael war nun wieder ganz geschäftig. Helel band der am Boden liegenden Hannah die Hände, während ich in meinem Versteck dafür betete, dass sie nicht aufwachte.
    Hannah erwachte jedoch im selben Augenblick, als Helel sie in die Grube warf, mit dem Gesicht nach unten. Ich hörte sie husten und ein paar Erdkrumen spucken, dann vergeblich schreien. „Daniel! Bei Ha-Schem, ich flehe dich an ... hilf mir!“ Ein Haufen Erde traf ihren Mund und nahm ihr die nächsten Worte. Hanna begann laut zu weinen. Sie wurde lebendig begraben. „Nimm mich schnell zu dir, Elohim, bitte“, jammerte sie aus ihrem Grab heraus, und ich betete, dass sie wieder ohnmächtig würde.
    Satanael rief vom Rand der Grube zu ihr hinunter. „Sei glücklich, Täubchen. Denn so wird die Pestilenz dich nicht mehr dahinraffen können.“
    In diesem Augenblick traf ein weiterer Haufen Erde Hannahs Mund und erstickte ihr Weinen. Ich betete stumm dafür, dass sie sich weiter wehrte und um ihr Leben kämpfte, denn vielleicht bekämen die Menschen, die um die Grube herum standen Mitleid und würden sie verschonen.
    Doch aus der Grube drang kein Laut mehr; und ich war unfähig, ihr grausames Sterben zu verhindern. Instinktiv wusste ich, dass Satanael niemals aufhören würde mich zu verfolgen, wenn ich das Buch behielt. Ich war seiner Last überdrüssig!
    Ich schlich mich davon ... es war keine Ehrentat, aber zu mehr war ich nicht mehr fähig. Ich hasste die Cherubim, ich hasste die Aufgabe, die sie mir aufgebürdet hatten, und ich hasste das Buch! Ich begann, mich selbst zu hassen, ein viel zu menschliches Gefühl,

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