Der 18 Schluessel
hatte.
„Ich habe nachgedacht, Eliana. Ich würde gehen, wenn es dir helfen würde, aber das tut es nicht. Du gehst mich jetzt etwas an. Satanael weiß das.“ Seine Stimme war wie Samt. Eliana sah ihn überrascht an, und ihr wurde klar, dass Danyal sich den ganzen Tag Gedanken darüber gemacht haben musste, wie er sie beschützen konnte. Die Enttäuschung verflog, und Wärme breitete sich in ihr aus. Sie hatte fast vergessen, wie es war, wenn man mit seinen Sorgen nicht allein dastand. Sofort meldete sich ihr Frühwarnsystem gegen emotionale Enttäuschungen. Er ist ein Engel ... das hier hat keine Zukunft! Sie musste einen klaren Kopf behalten. „Das ist nicht mehr das einzige Problem. Ein Priester hat mich auf dem Weg hierher verfolgt. Anscheinend hat dein Auftauchen im Dom die katholische Kirche misstrauisch gemacht. Man sucht nach dir.“
Danyal setzte Gabriel auf den Boden, der sich zu seinem Futternapf in die Küche verzog und kam zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen. Eliana fand es erstaunlich leicht, sich an ihn zu schmiegen ... und an ihn zu gewöhnen.
„Eliana ... wir müssen weg von hier.“
„Weg?“ Alle eben noch empfundene Vertrautheit verflog mit diesem einen Wort. Sie löste sich von ihm und sah ihn entsetzt an. Das war fast so, als würde er ihr eröffnen, dass man plante, ihre Wohnung in die Luft zu sprengen; wie stellte er sich das überhaupt vor? Sie hatte ihre Arbeit, ihre Eltern lebten in Bonn – sie wollte Weihnachten mit ihnen feiern! Da war Gabriel, den sie versorgen musste. Im gleichen Augenblick wurde Eliana klar, wie unsinnig ihre Einwände in Anbetracht der Gründe waren, die dafür sprachen so schnell wie möglich zu verschwinden - doch wenn sie das tat, würde Danyal ihr das wenige an Normalität in ihrem Leben nehmen, das sie noch besaß. Genau das sagte sie ihm, und das musste er einfach einsehen.
„Das interessiert Satanael nicht.“ Er sah es natürlich nicht ein. Anscheinend hatte er sich längst zur Flucht mit ihr entschlossen, ob sie wollte oder nicht. Er sah sich nun als ihr ... Schutzengel. Ohne diesen Schutzengel wäre ich überhaupt nicht in dieser Situation, beschwerte sich ihr Unterbewusstsein. Doch sie war in dieser Situation, alles andere zählte nicht. „Aber ... wohin sollen wir denn gehen?“
„So weit fort wie nur möglich“, bekannte Danyal kryptisch. „Satanael hat Möglichkeiten uns zu finden, aber er muss sich in eurer Welt auf die gleiche primitive Art bewegen, wie Menschen es tun.“
„Primitiv ... danke!“
„Du weißt, wie ich es meine“, entgegnete Danyal, ohne sich von ihr verunsichern zu lassen.
Aber um zu reisen oder das Land zu verlassen, bräuchtest du erst einmal so etwas Primitives wie einen Ausweis.“ Da sollte er mal etwas gegen setzen!
„Gut“, antwortete Danyal freundlich, als wäre dies das geringste Problem. „Und wo bekomme ich den her?“
Wo bekam er einen Ausweis her! Verdammter Mist! Er hatte ja überhaupt keine Ahnung, wie kompliziert ihre Welt war. Primitiv? Wie immer Danyal in den letzten Jahrhunderten unter den Menschen zurechtgekommen war – er wusste wirklich nicht, wie kompliziert ihre Welt war. Eliana wählte Lukas Nummer, während sie Danyal mit düsteren Blicken bedachte. Er wusste ja gar nicht, was er da von ihr verlangte! Treuherzig lächelte er sie vom Sofa aus an. „Das ist keine gute Idee“, zischte sie ihm zu, als auch schon am anderen Ende der Leitung der Hörer abgenommen wurde. Eine melancholische Stimme meldete sich. „Hallo Lukas!“ Sie unternahm den fruchtlosen Versuch eines harmlosen Smalltalks, den Lukas jedoch schnell durchschaut hatte. „Was ist los, Eliana? Hast du Probleme mit dem Engel?”
Klang da etwa Eifersucht durch? Sie durfte erst gar nicht darüber nachdenken. „Ich brauche Papiere für ihn!“ Wenn er keine Umwege machte, brauchte sie das auch nicht tun. Der Nachteil bei Verrückten war, dass ihnen die absurdesten Dinge normal erschienen und man somit die Wahrheit auch nicht mit einer Geschichte vor ihnen verbergen konnte. Lukas blieb wie erwartet souverän. „Das wird dich etwas kosten, Eliana.“
„Ja, ich weiß. Ich bezahle natürlich dafür.“ Sie hörte sein spöttisches Lachen am anderen Ende der Leitung. „Oh Mann, Knete ist mir in dem Fall egal. Ich will ihn treffen!“
Genau das hatte sie befürchtet. Nun hatte Lukas auch noch ein Druckmittel, mit dem er sie erpressen konnte. Hektisch suchte sie nach einer guten Ausrede. „Das ist nicht so einfach,
Weitere Kostenlose Bücher