Der 18 Schluessel
sprach der mit der Drahtschlinge. „Aber du, Lukas, bist ein Sünder. Bereust du deine Sünden?“
Lukas nickte. „Ich bereue sie ... ich werde sie für den Rest meines Lebens bereuen, das verspreche ich.“
Der andere legte ihm eine Hand auf den Kopf. „ Ego te absolvo ... ich spreche dich frei von deinen Sünden.“ Ohne Vorwarnung legte sich der Draht um Lukas Hals und wurde zugezogen. Lukas starrte den Ordensbruder an und wusste, dass die letzten Augenblicke seines Lebens begonnen hatten. Er begann zu kämpfen, während die Schlinge unbarmherzig in sein Fleisch schnitt. Blut lief seinen Hals entlang in seine Jacke und sein T-Shirt. Lasst mich leben, flehte er stumm und wusste doch, dass es ein aussichtsloser Kampf war. Seine Lungen kollabierten, Tränen schossen ihm in die Augen, er fühlte die Adern in seinem Kopf platzen. Seine Schließmuskeln versagten. Warm fühlte er die eigene Pisse seine Beinen hinunter laufen. Lukas hörte das dumpfe Knirschen seines Genicks, bevor es brach - dann war es vorbei.
5. Dezember
Eliana schlug die Augen auf und kämpfte gegen die bleierne Kraftlosigkeit an, die auf ihr lastete. Ihre Wahrnehmung lag wie hinter einem Schleier, sodass sie einige Male blinzeln musste, um zu sich zu kommen. Langsam glitt ihre Hand über das Laken neben sich – es war leer und kalt. Danyal war nicht zu ihr gekommen, wie in der Nacht, als sie miteinander geschlafen hatten. Sie hatte gehofft er würde kommen und gleichzeitig gebetet, dass er es nicht tat. Sie wollte nicht noch tiefer in dieser Abhängigkeit versinken. Danyal hatte recht – selbst wenn sie es gewollt hätten. Menschen und Engel konnten nicht zusammen sein. Als sie sich im Bett aufsetzte, wurde ihr schwindelig. Irritiert fasste sie sich an den Kopf. Was war los mit ihr? Sie hatte doch nichts getrunken. Eliana fühlte sich, als hätte sie einen grauenvollen Kater. Apropos Kater. „Gabriel? Danyal?“
Kein Miauen, keine Antwort, keine Pfoten neben ihr auf dem Laken. Wahrscheinlich schliefen die beiden auf der Couch. Der Digitalwecker neben ihrem Bett zeigte sechs Uhr morgens. Viel zu früh, aber irgendetwas hatte sie aufgeweckt. Nur schwerfällig kam ihr Verstand in Gang. Als Eliana sich vom Bett aufquälte, fasste sie in etwas Feuchtes ... Nasses. Sie hob die Hand und schrie erschrocken auf. Blut! Ihre Hand war voll davon! Eliana zog die Bettdecke zur Seite und erstarrte. Überall war Blut, ihr ganzes Bett war voller noch nasser Blutflecken – und sie hatte mitten darin gelegen. Vergessen war ihr Schwindel, sie sprang aus dem Bett und taumelte ein paar Schritte zurück, um ihren Körper abzutasten. Auch sie war blutverschmiert, aber unverletzt. Eliana sah sich panisch um – die Wände des Schlafzimmers waren blutbesudelt ... ihr T-Shirt, in dem sie geschlafen hatte. Hyperventilierend fiel sie auf die Knie und zwang sich, tief ein und auszuatmen. Nicht durchdrehen! Als sie sich wieder im Griff hatte, stand sie auf und zog das T-Shirt über ihren Kopf. Ohne das Bett oder die beschmierten Wände aus den Augen zu lassen, öffnete Eliana die Tür ihres Kleiderschrankes, um nach einem Handtuch zu greifen. Sie musste duschen, alles abwaschen, sonst würde sie verrückt werden. Ihre Hand fasste in etwas Nasses ... Matschiges ... Kaltes. Im Reflex fuhr ihr Kopf herum. Sie meinte, sie müsse so laut schreien, wie ein Mensch nur schreien konnte, doch aus ihrer Kehle kam kein einziger Laut. Entsetzen, Grauen, Ekel ... all diese Empfindungen setzten sich in Elianas Kehle fest und verschlossen sie wie ein Pfropf. Langsam zog sie ihre zitternde Hand aus Lukas aufgerissener Bauchhöhle und starrte auf seine Gedärme, die man ihm in den Mund gestopft hatte. Lukas! Seine Augenlider waren geschlossen und blau unterlaufen, sodass es aussah, als hätte er sich im Schlaf den Bauch aufgeschnitten und angefangen, sein eigenes Gedärm zu fressen wie ein Zombie. Er war mit ausgebreiteten Armen und unter Zuhilfenahme ihrer Nylonstrümpfe an die Kleiderstange in ihrem Schrank gebunden worden – nackt! Lukas musste bereits eine Weile tot sein, denn seine Haut war gelblich wächsern, und rote handtellergroße Leichenflecken hatten sich auf seinen Beinen gebildet. Rund um seinen Hals verlief ein haarnadelartiger Riss, fast wie ein Halsband, der ebenfalls blau und rot angelaufen war ...
Elianas Starre löste sich mit einem Ruck. Hysterisch rannte sie ins Badezimmer. Sie würgte bittere Galle ins Waschbecken, bis sie meinte, die Magensäure
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