Der 18 Schluessel
gegenüber deiner Art abzubringen. Ich finde, du hast dir dafür eine Belohnung verdient. Deshalb dieses kleine Spiel.“ Obwohl es offensichtlich war, dass sie wenig verstand und kurz vor dem endgültigen Kollaps war, sprach er weiter. „Wie lange glaubst du, wird es brauchen, bis sie die Leiche dieses erbärmlichen Versagers in deiner Wohnung finden und dich verdächtigen?“ Er klatschte in die Hände und lachte, als beglückwünsche er sich selbst zu seiner Idee. Eliana versuchte, sich in ihn hineinzuversetzen. Satanael war ... wie ein spielendes Kind! Die Erkenntnis darüber erschreckte und verwirrte sie gleichermaßen.
Er fuhr zu ihr herum und ging vor Eliana in die Hocke. „Und nun zu unserem Spiel. Ich gebe dir Zeit bis zum vierundzwanzigsten Dezember eurer Zeitrechnung, Danyal zu finden. Wenn du das schaffst, darfst du leben. Ich finde wirklich, dass du diese Chance verdient hast.“
„Danke“, stammelte Eliana, ohne zu begreifen, was er von ihr wollte. Sie hoffte eigentlich nur eines – dass er verschwand!
„Kein Grund, mir zu danken. Ich würde mich an deiner Stelle beeilen. Das Band, das Danyal so unbedacht zwischen euch geknüpft hat, ist tückisch. Spürst du die Leere? Es wird schlimmer werden, je länger ihr voneinander getrennt seid.“ Er verzog seinen Mund zu einer angewiderten Geste. „Ihr Menschen seid so … hilflos.“ Er wies mit ausladender Geste in den Raum. „Wenn sie das kleine Massaker in deiner Wohnung finden, wird es schwierig für dich sein, sich auf der Straße frei zu bewegen. Ach ja ... die neugierige alte Schachtel in der Wohnung unter dir hat sich Helel vorgenommen.“ Er hob entschuldigend die Hände – eine Geste, die unpassend wirkte. „Ich war im Begriff mit einer Leiche auf der Schulter die Treppe zu deiner Wohnung hinauf zu gehen, als sie ihren neugierigen Kopf aus der Tür streckte.“ Er zuckte mit den Schultern. „Normalerweise schlafen Menschen um diese Zeit.“
Eliana war unfähig, sich zu rühren. Satanael beugte sich zu ihr hin und ging dann vor ihr auf die Knie. Seine Zunge fuhr ihren blutbesudelten Oberschenkel entlang, seine Hände spreizten ihre Beine. Es war ein Albtraum ... es musste ein Albtraum sein. Sie wollte aufspringen, doch sie tat es nicht, weil ihr Verstand ihr sagte, dass er ihr dann weitaus Schlimmeres antun würde. Doch Satanael machte keine Anstalten, über sie herzufallen. Stattdessen seufzte er. „Ich rieche ihn noch an dir.“ Seine Augen waren ähnlich wie die von Danyal. Mit einem Schimmer Violett und konturlos ... wie die von Neugeborenen. Sie sind wie Neugeborene. Sie waren lange nicht Teil dieser Welt ... abgeschottet von uns.
Endlich ließ er sie los, stand auf und sah wieder kalt auf sie hinunter. „Danyal hatte immer eine Schwäche für eure Art, die ich nicht teile. Sag ihm, dass ich das Buch Raziel will!“
„Ich verstehe nicht, warum das alles passiert und warum Danyal entführt wurde ... warum wurde Lukas ermordet ... und dieser Priester ...“, schluchzte Eliana leise.
Er hatte kein Mitleid, nichts was sie sagte oder tat, berührte ihn auch nur im Geringsten. „Eure Art hat noch nie viel verstanden. Wichtig ist nur, dass dir eines klar ist: Findest du Danyal, wirst du leben, versagst du, wirst du Helel wieder sehen. Du kennst ihn doch bereits?“
Sie riss die Augen auf und nickte.
„Viel Glück, Menschenfrau“, sagte Satanael, dann öffnete er ihr Fenster, und sprang einfach hinaus.
Eliana konnte sich nicht bewegen, auch nicht, als Satanael fort war. Sie lauschte auf die Schwärze in ihrem Innern und auf das bohrende Loch, das immer größer zu werden schien. Danyal war fort … Er hatte recht, mit allem was er sagte ... und wenn sie ihn nicht fand, dann ... Elianas Atem setzte kurz aus. Er hatte sie besucht, Er – das Böse, kannte ihren Namen ... er kannte ... Sie! Ihre Finger krallten sich in das abgeschabte Veloursleder des Sessels, und sie starrte auf Lukas Leiche in ihrem Kleiderschrank. Das Blut hatte aufgehört, aus der offenen Bauchhöhle zu tropfen. Draußen vor dem Fenster verwandelte sich das Schwarz der Nacht in ein dunkles Grau. Etwas in Elianas Verstand begann sich zu regen, gegen die Leere anzukämpfen, die ihr Gehirn befallen hatte. Steh auf, du musst weg von hier, ehe das ganze Haus aufwacht, ehe sie die Leiche von Frau Mohr finden, die Polizei rufen und dann auch bei dir schellen. Steh auf! Steif kam sie auf die Beine, ging hinüber zum Kleiderschrank und knallte die Tür zu.
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