Der 18 Schluessel
wieder auftauchte? Danyal könnte zurückkehren, das Leid würde aus der Welt verschwinden; sie dachte an die grausam verstümmelte Leiche von Lukas. So etwas würde es nicht mehr geben ... im Paradies! W enn du dich reden hören würdest ... du bist schon genau so irre, wie Lukas!
Eliana war bereits im Begriff das Buch zuzuschlagen, da blieb ihr Finger an einer Eintragung hängen. Michael, Dombaumeister zu Köln, übergab dem Erzbischof im Jahre des Herrn 1353 in freiem Willen ein ketzerisches Buch, das behauptet zu sein das Buch des Engels Raziel. Eliana spürte auf einmal ganz deutlich, dass sie gefunden hatte, wonach sie suchte. Sie war sich sicher – die Zeit passte ... nur vier Jahre nach Verschwinden des Buches ... und die Stadt ... Köln! Das Buch Raziel war nicht zerstört worden. Wer anders als ein Dombaumeister konnte im Dombrunnen auf die Schriften gestoßen sein? Eliana suchte weiter, doch danach verloren sich die Einträge – das Buch wurde nicht mehr erwähnt. War es im Besitz der Kirche geblieben? Aber warum wusste dann niemand davon. Um außerkanonische Schriften wurde doch kein Geheimnis gemacht. Aber – so war sich Eliana nun wenigstens sicher. Das Buch Raziel war nicht verloren gegangen!
Felice wartete schon ungeduldig auf Eliana, als sie die Straße entlang gerannt kam.
„Du bist spät“, kommentierte sie knapp, und Eliana entschuldigte sich mit einer Ausrede. Sie hätte Felice kaum erzählen können, was sie in der Bibliothek über das Buch Raziel herausgefunden hatte. Chris würde stinksauer sein, weil sie nach der Uni nicht zurück zum Hotel gekommen war. Er behauptete, er mache sich Sorgen, doch Eliana spürte, dass er log. Vielmehr kam es ihr vor, als hätte er Angst, dass sie sich mit seinem Engel davon machte, sobald sie ihn gefunden hätte. Felice war bisher die einzig vielversprechende Spur zu Danyal, die es gab. Chris ... um Himmels willen, sie kannten sich so gut wie gar nicht, und sein einziges Interesse bestand darin, von Danyal in die richtige Nutzung der Schlüssel und Beschwörungen eingewiesen zu werden. Vielleicht hatte der Golden Dawn ihm irgendeine Belohnung in Aussicht gestellt, wenn er den Engel fand? Eliana beobachtete Chris mindestens ebenso misstrauisch, wie er sie – das Dilemma war, dass sie aufeinander angewiesen waren.
„Da kommt er!“ Felice nickte in Richtung eines weißen Fiat Panda, der sich durch die überfüllte Via degli Aldobrandeschi quälte, ausscherte und neben ihnen mit laufendem Motor stehen blieb. Eliana vernahm eine männliche Stimme, als Felice die Beifahrertür des Autos öffnete. „Steigt ein, wir sind spät dran! Der Verkehr ist ein einziges Chaos, und auf den Straßen im Zentrum sind fast überall Staus.“
Eliana kletterte auf die Rückbank des Fiat und erschrak, als sie den jungen Mann auf dem Fahrersitz sah. Felice stellte sie einander vor. „Das ist Bruder Sebastian.“
Eliana erkannte in Bruder Sebastian den Studenten, der ihr am ersten Tag den Weg zum Seminarraum gezeigt hatte. Heute trug er eine schwarze Soutane. „Imperium Dei – Das Reich Gottes “, sagte er, ohne zu zeigen, ob er Eliana wiedererkannte. Felice antwortete, bevor ihre eigene Unwissenheit auffallen konnte. „In aeternum – In Ewigkeit “.
Felice setzte sich auf den Beifahrersitz und nickte Sebastian zu. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.“
Sebastian trat das Gaspedal des Fiat Panda durch und fädelte in den stockenden Verkehr ein. Felice wandte Eliana den Kopf über die Rückenlehne zu. „Wir haben eine Sondergenehmigung und dürfen auch abends durch die Innenstadt fahren, aber auf der Via Aurelia wird trotzdem Stau sein.“
„Wohin müssen wir denn, und was tun wir?“ Eliana schienen sowohl Sebastian als auch Felice leicht nervös zu sein, und das machte sie ebenso unruhig.
„Nach San Basilo. Ich habe dir doch von dem Brief erzählt, den Pater Pascal mir gebracht hat?“
„Die Familie mit der Tochter, die um Hilfe gebeten hat?“
Felice nickte. „Die Tochter ist vom Satan besessen. Wir müssen sie abholen und zur Universität bringen.“
„Ein Exorzismus?“, fragte Eliana etwas zu schrill. Schnell riss sie sich zusammen und verbarg ihr Entsetzen. Was hatte sie erwartet. Die Lux Aeternum bildete nach eigenen Angaben jährlich zweihundert Priester zu Exorzisten aus.
„Leider ist es dafür zu spät.“ Felice beugte sich wieder nach vorn und starrte durch die Windschutzscheibe des Autos auf die Straße. Sebastian schwieg und
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