Der 18 Schluessel
... egal was für eins ... auch einen Krankenwagen, wenn nötig.“
Eliana sah sich um. Sie liefen die Auffahrt hinunter, bis zum Parkplatz. Die vermeintlichen Söhne des Paters waren ihnen aus dem Eingang der Lobby gefolgt, wagten jedoch nicht, ihnen näher als zweihundert Meter zu kommen. Trotzdem lauerten sie weiterhin auf den richtigen Moment, um anzugreifen. Dann entdeckte sie einen Mann, der im Begriff war, in sein Auto zu steigen - einen Audi A8. Wahrscheinlich war er ein Arzt, dessen Nachtschicht beendet war. Sie wies Chris mit einem Nicken darauf hin. Er dränge weiter, stieß den Pater vor sich her. Noch ehe der junge Arzt sich hätte umdrehen können, führte er einen schnellen und gezielten KO-Schlag mit dem Pistolengriff gegen die Halsschlagader des Mannes. Der Arzt sackte zusammen, und Eliana bückte sich nach dem Autoschlüssel, den er hatte fallen lassen. „Wo lernt man denn so etwas?“, war das Einzige, was Eliana als Kommentar einfiel, doch Chris antwortete nicht. Sie war sicher, dass er eine Kampfausbildung haben musste – sein Umgang mit Waffen, seine Abgeklärtheit beim Töten. Alles was Chris tat, war strategisch durchdacht. Es war sicher nicht das erste Mal, dass er Menschen tötete. Eliana erschreckte diese Erkenntnis, obwohl sie wahrscheinlich der einzige Grund war, weshalb ihnen die Flucht überhaupt gelungen war und sie noch lebten. Hektisch drängte sie Danyal auf die Rückbank des Audis und stieg dann selbst ein.
Sie hätte darauf vorbereitet sein sollen, was als Nächstes geschah und war es doch nicht. Ehe er selbst ins Auto stieg, schoss Chris dem Pater ins Genick. Eliana schrie auf. „Verdammt, Chris ... das war nicht nötig.“
Sofort setzten sich die vier Ordensbrüder in Bewegung. Nun bestand kein Grund mehr für sie, Abstand zu halten. Chris hatte soeben ihren Vater und Schöpfer erschossen! Eliana wollte nicht daran denken, was sie mit ihnen tun würden. Chris zwängte sich hinter das Lenkrad, verriegelte die Türen des Audis und ließ den Motor an. „Reg dich ab! Der Pater war irre.“
Das Killer-Quartett war mittlerweile fast beim Auto angekommen. Eliana fuhr ihn an. „Aber er hätte uns sagen können, wer alles an dieser Verschwörung beteiligt ist.“ Er hätte uns sagen können, wo das Buch Raziel ist, fügte sie stumm hinzu. Ihre Stimme überschlug sich vor Wut und Verzweiflung. Da hämmerte die erste Faust gegen das Fenster an ihrer Seite. Eliana zuckte vor der mordwilligen Gestalt zurück, Danyal rührte sich nicht. Wie konnte er bei all dem so teilnahmslos bleiben?
Chris wandte sich zu ihr um. Auch er schien die Ruhe selbst. „Hast du dich nicht gewundert, weshalb keine Polizei hier ist? Nichts! Ich habe drei Menschen erschossen, aber die Einzigen, die bisher aufgetaucht sind, waren diese Retortenkiller und ein paar unfähige Wachmänner der Klinik, die in Bezügen des Vatikans stehen.“ Er wies auf die rasenden Gestalten, die das Auto traktierten. Einer versuchte sich gerade mit dem Ellebogen daran, ein Seitenfenster einzuschlagen. „Mir ist scheißegal, wer dahinter steckt. Wir haben den Engel.“
Endlich trat er das Gaspedal durch, nahm einen von ihnen auf die Motorhaube – der Priester flog im hohen Bogen durch die Luft und landete auf den Pflastersteinen des Parkplatzes. Verblüfft beobachtete Eliana, wie er sofort wieder aufstand. Dann rasten sie die Straße vom Monte Mario hinunter. Chris hatte recht – es gab keine Polizeisperren oder Blaulicht – noch nicht einmal die Policia Municipale war verständigt worden. Man wollte keine Aufmerksamkeit. Eliana betrachtete Danyal, der seit ihrer Flucht aus der Lobby nichts mehr gesagt hatte ... etwas Resigniertes lag in seinen Zügen ... erschreckend hoffnungslos, wie sie fand. „Es wird alles gut“, flüsterte sie, doch er sah einfach weiter aus dem Fenster, als beträfe ihn dies nicht mehr.
Immer wieder versuchte Eliana während der Fahrt mit Danyal zu sprechen – vergeblich. Es war, als hätte er abgeschaltet und würde sich weigern, etwas um sich herum wahrzunehmen. Eliana war ratlos. Hatte er einen Schock? Konnten Engel überhaupt in Schockzustände fallen? Als sie ihn vor dem Dom gefunden hatte, war er auch verwirrt gewesen. Aber ansprechbar! Eliana kam es vor, als würde Danyal an einem vollkommen anderen Ort sein, nur sein Körper war anwesend. Irgendwann gab Eliana es auf und nahm einfach Danyals Hand. Ihr war egal, ob Chris sie im Rückspiegel beobachtete und seine Schlüsse zog. Müde
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