Der 18 Schluessel
„Angelo ... he?“
Als Danyal nicht reagierte, wandte er sich an Chris. „Was ist mit ihm? Haben die verrückten Brüder was mit seinem Hirn angestellt?“
Chris zuckte ratlos mit den Schultern. „Vorhin hat er noch gesprochen.“
Don Abele nahm Eliana das erste Mal überhaupt wahr. Er ließ Danyal los und musterte sie unverhohlen. Etwas an dieser Szene stimmte nicht - etwas fühlte sich vollkommen falsch an.
„Und sie? Warum hast du sie mitgebracht?“ Don Abele musterte wenig interessiert zuerst ihr Gesicht, dann ihren Körper. Sein Blick bekam endgültig etwas Desinteressiertes. Sie reizte ihn nicht als Frau, und darüber war sie mehr als froh.
Chris zuckte mit den Schultern. „So war es leichter. Der Engel vertraut ihr. Ich glaube, er hat sie gevögelt.“
Eliana spürte, wie Röte in ihr Gesicht schoss, und meinte ihren Ohren nicht zu trauen. Obwohl ihr Instinkt ihr riet, lieber nichts zu sagen, konnte sie sich nicht zurückhalten. „Was soll das alles, Chris?“
Ehe Chris hätte antworten können, kniff ihr eine fleischige Hand so fest in die Wange, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Don Abele grinste anzüglich, während Eliana sich die schmerzende Wange rieb. „Ist der Engel gut ausgestattet, he? Wenn das die frommen Brüder wüssten.“ Er musterte Danyal erneut. „Lassen wir sie erst mal bei ihm, wenn er dadurch friedlich ist. Hat der Orden mit seinen hirnrissigen Versuchen Erfolg gehabt?“
Chris schüttelte den Kopf. „Alles unbrauchbar bisher.“
„Gut ... ich hatte befürchtet, dass wir zu spät sind. Dieser fanatische Orden ist die reine Pestilenzia ...“, sinnierte Don Abele, ging zu einem Sekretär und nahm einen Schlüssel aus einem der Fächer. „Bisher haben wir uns mit il papa gut verstanden. Es gab immer eine Einigung, die beide Interessen berücksichtigte ... die weltlichen und die kirchlichen – ich hoffe nicht, dass es in dieser Sache zu einem Interessenkonflikt kommt. Bring die beiden ins Gästezimmer. Der Boss wird morgen ein paar Männer schicken. Bis dahin haben wir Anweisung, ihn zu bewachen.“ Sein Blick blieb auf das Blatt Papier in Danyals Händen haften. „Was hat er da?“
Chris nahm Danyal das Papier ab und reichte es Don Abele. „Eine Seite aus irgendeinem alten Buch, das die Menschen ins Paradies zurückbringen soll.“
Don Abele drehte die Seite in den Händen und warf sie dann achtlos auf einen Tisch, als ihm klar wurde, dass er nichts davon lesen konnte. „Warum ins Paradies zurückbringen? Ich bin im Paradies.“ Er gab Chris ein Zeichen, dass er Danyal wegbringen sollte.
Chris packte grob Elianas Arm und schob sie vor sich her. „Was soll das?“, fauchte sie aufgebracht. Ihr blieb jedoch nichts anderes übrig, als Danyal mit zu ziehen. Langsam beugte Chris sich vor - dicht an ihr Ohr. „Mittlerweile solltest du verstanden haben, dass die Welt nicht immer das ist, was sie zu sein scheint, Frau Möchtegernpsychologin. Ich weiß alles über dich ... deine Vergangenheit ... deine Familie ... alles! Ich war in Köln, um den Engel zu finden, aber der Orden war schneller. Also musste ich umdenken, und die einzige Spur führte zu dir.“
Sie waren an der Treppe zur Galerie angekommen. Eliana blieb abrupt stehen. Das, was sie bis hierhin versucht hatte zu verdrängen, wurde bittere Wahrheit. „Ihr seid keine Mitglieder des Golden Dawn Geheimbundes, oder?“
Ungeduldig schubste er sie weiter, damit sie nicht stehen blieb, lachte aber über ihre Naivität. „Ich war tatsächlich eine Zeit lang Mitglied beim Golden Dawn – als ich noch in den USA lebte. Mein Vater ist einer von diesen Idioten mit einer großen Firma und viel Geld, der vor lauter Langeweile spirituelle Erkenntnis in Geheimbünden oder Logen sucht. Meine Mutter hat es nicht bei ihm ausgehalten. Er hatte gute Anwälte, sodass sie mich bei ihm lassen musste, als sie sich von ihm trennte.“ Chris Augen loderten vor Hass in Erinnerung an seinen Vater. „Mich hat er dann mitgeschleppt zu den lieben Onkeln, ob ich wollte oder nicht. Daddy hatte halt Geld, und einige seiner Ordensfreunde haben heimliche Treffen außerhalb des Zirkels organisiert ... liebe Onkel und hübsche Jungs. Du verstehst?“ Seine Mundwinkel verzogen sich bei dem Gedanken an das Erlebte. „Das ging so, bis ich fünfzehn Jahre alt war. Dann war ich endlich alt genug mich zu wehren und Daddy zu überzeugen, dass ich keine weiteren spirituellen Erfahrungen sammeln wollte. Ich habe meinem Vater gedroht, dass ich
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