Der 26. Stock
eingeschaltet. Zac begriff, dass Isabel nicht reden wollte.
Er drehte sich zu Márquez um und zuckte die Schultern.
»Was sollen wir Ihnen schon sagen? Wir wissen nur, dass unser Freund beinahe ermordet worden wäre. Und vielleicht sollten
wir in Erwägung ziehen, das Krankenhaus zu verklagen.«
»Glauben Sie mir«, sagte Márquez, »das hätte in jedem beliebigen Krankenhaus passieren können.«
Zac hob die Brauen.
»Das glaube ich kaum, aber wie dem auch sei, die Frage betrifft Sie nicht.«
»Sie haben recht, das ist nicht mein Bier«, gab Márquez zu. Mit resigniertem Gesichtsausdruck stand er auf. »Na schön. Die
Spurensicherung dürfte gleich fertig sein. Ich schaue dann mal, ob die Kollegen etwas herausgefunden haben. Wir lassen einen
Beamten zur Bewachung des Zimmers da, aber ich gehe jetzt dann gleich nach Hause.«
Der Inspektor nahm die Plastiktüte wieder an sich. In der Tür blieb er noch einmal stehen und drehte sich nachdenklich zu
ihnen um.
»Wenn Sie beide mir etwas vorenthalten, bitte ich Sie, mir Bescheid zu sagen, bevor ich nach Hause gehe. Wenn Sie bis morgen
warten, habe ich vielleicht keine Lust mehr.« Zac runzelte die Stirn. »Nein, bitte verstehen Sie das nicht als Drohung. Es
ist einfach so, dass täglich neue Fälle kommen, und dann scheinen die alten nicht mehr so dringlich. So läuft es nun mal.«
Als die Tür zufiel, atmete Isabel tief durch.
»Was war denn mit dem los?«, fragte Zac und stand auf. »Der hat sich ja aufgeführt, als wären seiner Meinung nach wir für
das verantwortlich, was heute Abend passiert ist. Ich weiß nicht, was das soll – uns ausquetschen, anstatt dieses Dreckschwein
zu verfolgen. Sehr weit kann er ja mit den Schusswunden nicht gekommen sein.«
Isabel rieb sich die Augen. Sie war todmüde.
»Zac …«, begann sie. Sie suchte nach den richtigen Worten. »Der Polizist … Er weiß, dass hier sehr seltsame Dinge vorgehen, und er hat recht.«
Carlos hatte sich in seinem Brief eindeutig geäußert. »Zac wird Dir helfen, ihm kannst Du vertrauen.« Und sie brauchte jemanden,
dem sie vertrauen konnte. Warum also nicht auf Carlos’ Rat hören? Nachdem sie Zac erzählt hatte, was sie auf demPostamt herausgefunden hatte, öffnete Isabel ihre Tasche und kramte in einer der Innentaschen nach dem Zettel, den sie in
dem gepolsterten Umschlag gefunden hatte.
»Da, lies«, bat sie Zac. »Und schau, was er noch als P. S. geschrieben hat.«
PS: Das, was passiert ist, hat mit der Firma zu tun. Das Beste, was Du tun kannst, ist, dort zu kündigen. Geh weg und such
Dir einen anderen Job. Zac wird Dir helfen, ihm kannst Du vertrauen. Sag ihm, die Antwort liegt auf dem Wasser. Er wird wissen,
was gemeint ist.
»Ich habe mir schon gedacht, dass da noch etwas ist«, sagte Zac. Er gab Isabel den Zettel zurück und setzte sich wieder hin.
»Als ich dich damals angerufen habe und du gesagt hast, du würdest mit Carlos arbeiten, also, im selben Gebäude, da habe ich
schon ein bisschen Lunte gerochen. Früher hat Carlos mit mir über alles geredet: Frauen, Familie, Arbeit … und nach der Sache mit seinen Eltern erst recht. Aber als er den Job bei euch bekam, wurde das anders. Da war er auf einmal
sehr zurückhaltend, was seine Arbeit betraf. Er war fröhlich wie nie, ich habe mich sogar gefragt, ob er jetzt endlich über
den Tod seiner Eltern hinweg ist, aber er hat lieber über andere Themen geredet. Wenn ich ihn trotzdem mal gefragt habe, wie
es in der Firma läuft, hat er irgendwelche abstrusen Marketingvorträge gehalten, damit mir langweilig wurde und ich meinerseits
das Thema wechselte. Ich habe nie richtig kapiert, was er eigentlich macht. Aber sag mal, was heißt das eigentlich: ›Die Antwort
liegt auf dem Wasser‹?«
Isabel erinnerte sich daran, wie Hugo ihr durch Zufall glücklicherweise geholfen hatte, das Rätsel mit dem Passwort zu lösen.
»Das war ein Hinweis wegen des Passworts für die CD. Aber keine Sorge, ich habe das schon …«
»Geknackt?«, fiel ihr Zac ins Wort. »Carlos bittet dich in seinem Brief doch ausdrücklich, das zu unterlassen.«
»Was hätte ich denn tun sollen? Er hat das doch nur geschrieben,weil er mich nicht in die Sache hineinziehen wollte. Alle machen dasselbe. Keiner will mir erklären, was läuft, weil alle
nur verhindern wollen, dass mir etwas zustößt. Dafür stößt dann ständig den Leuten um mich herum etwas zu.«
Zac rückte seinen Stuhl näher an
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