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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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zu seinem Auto.
    »Komm mit, Isabel«, sagte Gaardner. Er ging auf einen Bereich des Parkdecks zu, wo einige Stellplätze durch große Metalltüren
     abgetrennt waren. Luna hüpfte neben Isabel auf und ab, als erwartete sie, dass jeden Augenblick etwas Spektakuläres passierenwürde. Gaardner entnahm seiner Jackentasche eine schwarze Fernbedienung und betätigte einen Knopf. Sämtliche Metalltüren wurden
     hochgefahren und gaben den Blick auf zehn Stellplätze frei, besetzt von Limousinen, wie Isabel sie nur aus dem Kino kannte.
     »Such dir einen Wagen aus.«
    Isabel klappte die Kinnlade herunter, und beinahe hätte sie ihre Tasche fallen lassen.
    »Ich   … ich kann nicht.«
    »Aber klar doch!«, rief Luna neben ihr. Dann sah sie Gaardner an. »Darf ich’s ihr erklären? Darf ich?«
    Gaardner nickte, und Luna zog Isabel mit zu der ersten Luxuskarosse.
    »Also, so ein Leasingauto kostet die Firma nicht viel. Nach einigen Monaten bekommst du einen neuen Wagen, und der bisherige
     geht zurück an den Hersteller, der ihn als Jahreswagen weiterverkauft. Die Autos hier sind quasi gemietet und sogar steuerlich
     absetzbar.«
    »Es handelt sich um eine Investition«, setzte Gaardner hinzu. »Nur zufriedene Mitarbeiter bringen auch eine Topleistung, nicht
     wahr? Also komm schon, nimm dir einen, sonst kommen wir noch zu spät ins Restaurant.«
    Luna schielte überdeutlich auf einen karminroten Mini Cooper in Cabrio-Ausführung. Isabel warf Gaardner einen ratlosen Blick
     zu.
    »Fein, da hat Luna dir die Entscheidung also abgenommen«, sagte er. Er drehte sich um und ging zu einem schwarzen Porsche.
     »Der Schlüssel steckt!«
    Luna fiel Isabel um den Hals.
    »Danke! Ich finde das so ein tolles Auto. Das hätte ich selbst gern, aber ich muss erst noch den Führerschein machen. Gestern
     habe ich mich in der Fahrschule angemeldet.«
    Luna setzte sich schnurstracks auf den Beifahrersitz. Isabel stieg ein und ließ den Motor an. Luna dirigierte sie zur Auffahrt,
     die in die oberen Tiefgaragenebenen führte. Dort versperrte eine Schranke den Weg, an der zwei mit Maschinenpistolen bewaffneteWachmänner standen. Isabel bremste, und einer der Wachleute bat die beiden Insassinnen, sich auszuweisen.
    »Mann, sind die nervig!«, stöhnte Luna, während sie auf die obere Ebene fuhren. »Gut, dass wir wenigstens auf unserem Stockwerk
     keine Wachen haben.«
    »Das ist aber komisch, oder? Ich hätte gedacht, auf den höheren Etagen gibt es strengere Sicherheitsmaßnahmen.«
    »Machst du Witze? Natürlich gibt es die. Soweit ich weiß, ist alles voller Videokameras, aber die sind versteckt, damit sie
     uns nicht stören.«
    Isabel nickte. Das ergab Sinn.
    Als sie Luna bat, ihr den Weg zum Lokal zu beschreiben, drückte ihre frühere Mitarbeiterin einen kleinen blauen Knopf neben
     der Gangschaltung. Ein Monitor mit dem Stadtplan wurde sichtbar.
    »Sala Babel«, sagte Luna. Sofort wiederholte eine Automatenstimme den Namen des Lokals und nannte eine Adresse. Anschließend
     wurde auf der Karte eine rote Linie gezogen, die Isabel die Route zum Ziel vorgab. »Du wirst dich schon daran gewöhnen. Es
     ist kinderleicht. Gaardner hat mir gestern in seinem Porsche gezeigt, wie es geht. Übrigens, ich finde, der passt zu dir.«
    Isabel warf Luna einen ungläubigen Blick zu.
    »Jetzt schau nicht so«, sagte Luna. »Ist doch keine große Sache. Er sieht dich halt mit so einem besonderen Blick an. Ehrlich
     gesagt, habe ich gedacht, das ist so ein unnahbarer Typ, aber jetzt sehe ich das langsam anders. Ihr habt einiges gemeinsam,
     das mit der Psychologie zum Beispiel. Du musst nur aufpassen: Red nicht mit ihm über Uhren.«
    »Wieso?«, fragte Isabel. Luna zuckte die Achseln.
    »Ist anscheinend so ein Tick von ihm. Er sagt, dass er Uhren nicht abkann. Er hätte das Gefühl, dass sie ihm die Seele rauben.«
    Vor dem Lokal nahm ein etwa sechzehnjähriger Junge die Autoschlüssel entgegen, um den Wagen zu parken. Ein roter Teppich führte
     vom Gehsteig zu einem breiten Eingang, bewacht von einem hünenhaften Türsteher mit rasiertem Schädel undschwarzer Sonnenbrille. Er begrüßte Luna, als wäre sie eine Stammkundin, und ließ die beiden ein.
    Isabel konnte sich nicht erinnern, jemals an einem so merkwürdigen Ort gewesen zu sein. Hinter dem Eingangsbereich öffnete
     sich ein riesiger Saal, in dem eine Vielzahl von Menschen tanzte. Entlang der gesamten linken Wand des Lokals erstreckte sich
     ein Tresen. Mehrere Go-Go-Tänzer, Männer und

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