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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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Notizblock und einem Stift, schrieb ihre Handynummer auf eines der Blätter und
     hielt es ihm hin.
    »Ruf mich an, dann erzähl ich dir, wie die Sache mit Vera ausgegangen ist, ja?«
    Er nickte. Sie verabschiedeten sich, und Isabel ging hinein. Wie am Abend zuvor ließ Carlos sein Motorrad erst wieder an,
     als er die Tür zufallen sah. Sie lächelte. Es war ungewohnt, dass jemand anderer als ihr Bruder so auf sie achtgab. Als sie
     in die Wohnung kam, brannte im Flur das Licht.
    »Teo?«, fragte sie.
    Ihr Bruder steckte den Kopf durch die Wohnzimmertür, ein breites Grinsen im Gesicht.
    »Hallo, Schwesterherz.«
    Isabel ging auf ihn zu und musterte ihn misstrauisch.
    »Hey   … wieso grinst du so?«
    Da konnte er nicht mehr und fing schallend an zu lachen, er konnte gar nicht mehr aufhören, rannte zurück ins Wohnzimmer,
     warf sich auf das ausziehbare Sofa und hielt sich den Bauch. Die Vorhänge waren zurückgezogen, und auf einmal begriff Isabel
     den Grund für seine Heiterkeit.
    »Teo! Du hast mir nachspioniert!«
    Sie stürzte sich auf ihn und versuchte ihn durchzukitzeln, doch er wehrte sich prustend vor Lachen, und bald war die schönste
     Balgerei im Gange, bis sie sich schließlich erschöpft in die Kissen sinken ließen.
    »Sein Motorrad gefällt mir. Das ist superklasse.«
    Isabel schmunzelte, noch immer ganz außer Atem. Es war das erste Mal seit langem, dass sie ein Mann nach Hause brachte, und
     sie freute sich, dass Teo das so gut aufgenommen hatte.
    »Das war Carlos, ein Arbeitskollege.«
    Teo richtete sich auf, stützte sich auf den linken Ellenbogen und sah seine Schwester an.
    »Fragst du ihn, ob er mich auch mal auf dem Motorrad mitnimmt?«
    Isabel nickte erleichtert. Teo dachte mehr an Carlos’ Motorrad als daran, was sie an ihm finden mochte. Da wurde ihr erstmals
     klar, dass er ihr gefiel. Schnell stand sie auf und strich sich die Bluse glatt.
    »Weißt du was? Morgen mache ich dir ein gigantisches Frühstück, ich habe nämlich   … o nein!«
    »Was ist?«, fragte Teo neugierig. »Was bekomme ich zum Frühstück? Sag schon!«
    Isabel war gerade eingefallen, dass sie die Kekse mit der Erdbeermarmeladenfüllung in der Box von Carlos’ Motorrad vergessen
     hatte. Sie lächelte. Sicher würde er sie am nächsten Tag vorbeibringen.
    »Ich mach dir Pfannkuchen, okay?«
    »Jaaa!«, rief Teo und riss vor Freude die Arme hoch. »Mit Sirup?«
    »Klar«, antwortete sie.
    Sie würde früher aufstehen müssen als sonst, aber wenn es ihren Bruder glücklich machte, tat sie das gerne. Wenn es nur immer
     so einfach gewesen wäre.

4
    Isabel stand rechtzeitig auf, um die Pfannkuchen fürs Frühstück zuzubereiten, so wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte. Danach machte sie sich
     schnell fertig, verabschiedete sich von Teo und holte ihren alten Ford aus der Tiefgarage.
    Um Punkt neun Uhr erreichte sie den Büroturm. Sie parkte in Windeseile und hastete zum Aufzug. Da sagte jemand hinter ihr:
    »Entschuldigung, Señorita, der Aufzug geht heute nicht.«
    Erstaunt drehte sich Isabel um und fand sich einem Wachmann gegenüber, den sie noch nie gesehen hatte.
    »Wie   … was soll das heißen?«
    »Äh, also, Señorita, das neue Sicherheitssystem wird erst morgen in den Untergeschossen installiert. Sie müssen durch den
     Haupteingang gehen.« Isabel runzelte die Stirn. Niemand hatte ihr von einem neuen Sicherheitssystem erzählt. »Sie gehen die
     Treppe dort rauf und   …«
    »Danke«, sagte Isabel kurz angebunden. »Ich arbeite schon länger hier. Ich weiß, wo man reinkommt.«
    Der Wachmann zog eine Augenbraue hoch, zuckte dann aber die Achseln und ging hinüber zu dem Wachhäuschen, in dem bisher immer
     dieselben zwei Wachleute die Morgenschicht absolviert hatten.
    Auf dem Weg zum Ausgang der Tiefgarage dachte Isabel, dass sie ein wenig unwirsch gewesen war. Schließlich machte der Mann
     nur seinen Job. Als sie vor dem Gebäude stand, wurde ihr bewusst, dass sie seit Monaten nicht durch die gläserne Drehtür des
     Haupteingangs gegangen war. Sie fuhr immer nur mit dem Aufzug zwischen ihrem Parkplatz und dem zwölften Stock hin und her.
    Beim Betreten des Foyers fiel ihr auf, dass der Eingangsbereich ganz anders aussah, als sie ihn kannte. Die große Halle mit
     dem Marmorboden und dem riesigen Empfangstresen hatte sich radikal verändert. Als Erstes sprangen ihr sieben Drehkreuze ins
     Auge, die sich von einer Seite zur anderen erstreckten wie im Eingangsbereich zur U-Bahn . Rechts und

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