Der 26. Stock
Desinfektionsmittel, sondern ein Mittelchen, damit das Feuer nicht mehr zu kontrollieren
ist, wenn die Feuerwehr anrückt. Und ja, ich habe Ihnen und Ihrem Freund geholfen, das hatten Sie sich redlich verdient. Aber
ohne Señorita Isabel wäre das alles unmöglich gewesen. Sie hat mich auf die Idee gebracht, bei einer Reinigungsfirma anzuheuern.
An dem Abend, als Sie meine Enkelin kennengelernt haben, wissen Sie noch? Sonst hätte ich vielleicht aufgegeben. Als die Sache
mit Ihrem Bruder passiert ist, so traurig das war, da hat O’Reilly mich gleich eingestellt. Er brauchte einen Ersatzmann,
bis Teo wieder einsatzfähig war.«
Isabel fasste sich an die Stirn. Zac versank in Schweigen. Er verstand nicht recht, was hier vorging und warum Isabel so verblüfft
war, aber er war zu müde, um sich den Kopf zu zerbrechen. Für ihn zählte nur, dass dieser Mann ihm gerade zum zweiten Mal
das Leben gerettet hatte.
»Mateo, haben Sie gerade gesagt …«, begann Isabel. »Haben Sie gerade gesagt, dass Sie den Brand gelegt haben?«
Mateo legte Zac eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. Langsam ließ Zac sich ein zweites Mal nach unten gleiten.
Er schloss die Augen, als wäre er eingeschlafen.
»Also, wissen Sie, ich meinte eigentlich nicht nur den Brand.« Mateo fuhr mit der Hand über Zacs Körper, ohne ihn zu berühren.
Isabel war, als sähe sie etwas blau aufblitzen, doch es war gleich wieder verschwunden. Zacs rasselnder Atem beruhigte sich
nach und nach und wurde wieder gleichmäßiger.
»Wenn ich ehrlich sein darf, ich hätte nie geglaubt, dass Sie in die Sache verwickelt werden könnten. Sie haben so etwas nicht
verdient. Als ich erfuhr, dass dieser Hugo Sie genauso büßen sehen wollte, wie er und viele andere büßen mussten, ließ ich
Ihnen die Fotos mit den beiden Polizisten zukommen. Darauf konnte man sehen, wie eines der Vorstandsmitglieder seinen eigenen
Tod vortäuschte. Ich dachte, das würde Sie abschrecken, Señorita Isabel. Bin wohl mit dem Vorurteil ausgestattet, dass es
ein schwaches Geschlecht gibt, aber das stimmt nicht. Im Gegenteil, Sie haben sich nicht von Ihren Nachforschungen abbringen
lassen, und als das mit Ihrem Freund Carlos passierte, gab es kein Zurück mehr. Deshalb habe ich sichergestellt, dass Ihnen
wenigstens nichts zustößt. Und deshalb bin ich jetzt auch hier. Na ja, ich schätze, das miterleben zu müssen, ist wohl Ihre
Strafe dafür, dass Sie so lange für die Firma gearbeitet haben, Señorita Isabel.«
»Ich verstehe das nicht. Was für eine Strafe? Was … was war das für ein Monster? Haben Sie es hergebracht?«
»Nein«, antwortete Mateo und lächelte verständnisvoll. Er legte dem Verletzten die Hand auf die Stirn. Dann schloss er die
Augen und versuchte sich zu konzentrieren, bevor er weitersprach. »Ich bin nur ein Werkzeug. An jenem Abend in der Kapelle
habe ich Ihnen gesagt, das Beste, was einem Menschen passieren kann, ist, wenn er seinen Platz in der Welt findet. Für uns
alle ist ein Platz vorgesehen, aber wir irren herum und sind am Ende des Lebens oft traurig, weil wir wissen, dass wir unseren
Platz noch nicht gefunden haben. Wir fühlen uns als Opfer unserer eigenen Freiheit, aber gerade diese Freiheit macht es umso
schöner, einen Weg zu finden, einen Platz, der zu uns passt. Ich habe ihn gefunden, Señorita Isabel.
Als ich vor vielen Monaten eines Nachts in der Kapelle für das Überleben meiner Enkelin betete, da hat Er zu mir gesprochen.
Die Lippen der Figur vorne am Kreuz haben sich nicht bewegt, aber die Stimme dessen, den Christus repräsentiert, klang in
meinem Kopf deutlich und klar. Sie können sich nicht vorstellen,was für eine Ruhe mich überkam. Alles schien im Gleichgewicht zu sein, und in mir fing ein Licht an zu leuchten. Er hat zu
mir gesprochen und mir erklärt, worin meine Mission besteht. Er hat gesagt, dass die Zeit des Lichts gekommen sei. Das Böse
hätte sich zu sehr ausgebreitet, und jetzt müsse das Licht zum Gegenangriff übergehen. Er hat mir erklärt, die Armen, Schwachen
und Schutzlosen würden sein Instrument sein, um dem Bösen den Garaus zu machen, und ich sei einer der Auserwählten. Aber Er
hat das Monster nicht erschaffen, Señorita Isabel. Das haben diese Menschen mit ihren Taten selbst gemacht. Sie haben ihre
eigene Strafe Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe aufgeschrieben, sooft sie Unschuldige leiden ließen und ihre wirtschaftlichen
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