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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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überkam ihn, dieses Gefühl mit seiner
     Schwester zu teilen, die am Boden kauerte und schützend die Hand vor die Augen presste.
    Das Wehklagen der Verdammten in ihrem Gefängnis   …
    Der Fisch schlug auf den Boden auf, der unter seinem leichten Gewicht nachgab, als würde die Realität einsinken. Das blaue
     Licht zerstreute sich. Die anderen öffneten die Augen und starrten auf den tiefen Krater, der sich zu Teos Füßen gebildet
     hatte. Hugo hob das Messer. Die Klänge setzten ein. Sie kamen vom Grund des Kraters und erfüllten alles mit ihrer Todeskadenz.
     Das Wehklagen der Verdammten in ihrem Gefängnis, gefangen im Inneren des Monsters.
    Vera nutzte die Gelegenheit, dass Hugo von dem neuerlichen Lärm abgelenkt wurde. Sie war schon fast bei ihm. Just in dem Moment,
     als das formlose Ungetüm aus dem Loch drängte, traf ihr Schlag Hugo ins Gesicht.
    Hugo wich perplex zurück, und als Vera ihn gegen das Knie trat, stolperte er und fiel. Aber er achtete gar nicht auf seine
     Angreiferin. Er starrte nur versunken auf die Masse sich windender Körper und weinender Gesichter, die Isabel von so nahem
     hatte beobachten können. Das Monster war in den Raum eingedrungen und nahm bereits ein Viertel davon ein, aber das Loch war
     für seinen Umfang an einigen Stellen zu klein. Der Boden bebte, und das Getöse mischte sich mit dem Geheul der Verdammten.
     Der Boden begann, unter ihren Füßen nachzugeben. Ein Riss lief längs durch das Zimmer und teilte es in zwei Hälften.
    »Vera!« Isabel rief nach ihrer Freundin, die sich auf Hugo gestürzt hatte und mit der Pistole auf ihn eindrosch. »Komm her!«Die beiden Hälften begannen auseinanderzudriften, und der
    Teppich riss in der Mitte entzwei. Durch den Spalt tauchten einzelne Arme und Hände auf, die, sobald sie die Oberfläche durchstießen,
     ins Innere des Monsters zurückgesogen wurden.
    So wurde unter dem wütenden Ansturm des Monsters aus dem Loch allmählich ein Abgrund. Zac erhob sich unter Qualen vom Boden
     und riss die Tür auf, Rauch schlug ihm entgegen.
    »Isabel, wir müssen hier weg!« Sie schüttelte den Kopf und zeigte auf Vera, die auf der anderen Seite des Spalts mit Hugo
     rang; anscheinend begriff er allmählich, was vor sich ging. Isabel schrie nach ihrer Freundin, und Vera wandte einen Moment
     lang den Kopf. Isabel konnte nicht hören, was sie ihr zurief, sie sah sie kaum noch, denn die Masse von Gliedern reichte schon
     halb bis zur Decke, doch von Veras Lippen konnte sie ablesen, was die Freundin ihr schon vor langer Zeit gesagt hatte: »Hau
     ab. Hau ab.« Damit wandte sie sich wieder Hugo zu und verschwand hinter der monströsen Masse.
    Isabel versuchte, die Gestalt ihrer Freundin zwischen den verschlungenen Körpern hindurch zu erahnen, doch vergeblich. Das
     Monster steuerte auf Hugo und Vera zu und pulsierte immer schneller, es schien die beiden verschlingen zu wollen. Isabel sah
     sich nicht noch einmal um. Sie nickte Zac nur zu, nahm ihren Bruder bei der Hand, und sie rannten hinaus.
    Weitere Fensterscheiben zersprangen in tausend Stücke, und eine Feuerzunge schoss in den Raum. Der Körper des Monsters begann
     zu brennen, aber es wich nicht zurück. Bevor es Hugo und Vera verschlang, wünschte sich Vera, eingehüllt in den Gestank nach
     verbranntem Fleisch, ihr Opfer würde den Freunden eine letzte Chance bieten. Alle drei hatten sie verdient. Dann griffen Tausende
     von Fingern nach ihr und hielten sie fest. Die Dunkelheit drang in ihren Körper ein, durch den Mund, der ihre Töchter jeden
     Abend geküsst hatte, wenn sie unter der Bettdecke lagen. »Schlaft gut, meine Kleinen.« – »Du auch, Mama. Lass die Tür einen
     Spaltbreit offen, es ist sonst so dunkel.«
    Eine Dunkelheit ohne Anfang noch Ende, kalt und feucht wiedie Tränen der Verdammten erfasste Vera. Draußen auf dem Flur hatte das Feuer bereits das halbe Stockwerk verwüstet.
     
    »Hier entlang!«, rief Zac und rannte den Flur hinunter.
    Isabel folgte ihm, Teo hinter sich herziehend. Ein ohrenbetäubender Knall, und dann raste eine Staubwolke auf sie zu. Zac
     blieb abrupt stehen und stieß die beiden zu Boden. Wenige Sekunden später setzten sie ihren Weg fort. Als sie einen Schutthaufen
     vor sich sahen, wurde ihnen klar, was den Lärm verursacht hatte. Ein Teil der Decke und der Wände war eingestürzt. Wo früher
     der Durchgang zur Feuertreppe gewesen war, lagen jetzt tonnenweise Beton, Ziegel und Scherben. Zac bückte sich und begann,
     den Schutt

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