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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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herunter und öffnete die Tür der Kabine, in die Cherisse gegangen war.
    »Also, was gibt's denn da zu plärren, Kind?«, sagte sie ungehalten.
    Das kleine Mädchen starrte die Toilette an.
    »Mein Gott.« Lucille schnappte erschrocken nach Luft.
    Dort auf dem Klodeckel stand ein Babykorb, und darin lag in eine Decke gehüllt – ein Säugling.
22
    Dann und wann gibt es in unserem Job Momente, da scheint einfach alles zu klappen. Der Tag, an dem das Lightower-Baby in der McDonald's-Toilette gefunden wurde, gehörte dazu. Das gesamte Präsidium schien einen tiefen Seufzer der Erleichterung und Dankbarkeit auszustoßen.
    Ich rief Cindy an und bat sie um einen Gefallen. Sie meinte, sie würde es mit Freuden übernehmen, den Leuten von X/L ein bisschen Druck zu machen.
    Als ich das Gespräch mit Cindy gerade beendet hatte, klopfte Charlie Clapper an meine Bürotür. »Darf ich Sie mir mal kurz greifen, Boxer?«
    »Ganz schön sexistische Bemerkung, selbst für Ihre Verhältnisse«, erwiderte ich lächelnd.
    Clapper lachte. Sein Spurensicherungsteam hatte die letzten anderthalb Tage fast ausschließlich mit der akribischen Unter suchung der Explosionstrümmer zugebracht. Charlie sah erschöpft aus.
    »Sie kriegen es als Allererste zu sehen«, meinte er und bedeutete mir mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen. »Aber nur wegen Ihrer schönen blauen Augen. Da kann Tracchio nicht mithalten.«
    »Ich wusste doch, dass die mich nicht ohne Grund zum Lieutenant befördert haben.«
    Charlie führte mich in sein Büro am Ende des Korridors. Niko vom Sprengkommando war dort. Er hatte es sich auf Charlies altem Hartholz-Lehnstuhl bequem gemacht und stocherte in einem Essenskarton vom China-Service herum.
    »Okay, wir haben uns ein einigermaßen brauchbares Bild von dem verwendeten Sprengsatz zusammengebastelt.« Charlie zog einen Stuhl für mich heran. Auf einem Flipchart hatte jemand einen Grundriss des Lightower-Hauses skizziert. »Überall waren Spuren von C-4. Mit einem halben Pfund von dem Zeug kann man schon ein Passagierflugzeug vom Himmel holen; nach der Stärke der Explosion zu urteilen, muss es in unserem Fall etwa fünfmal so viel gewesen sein. Der Täter hat es in so ein Teil hier gepackt« – er hielt eine schwarze Nike-Sporttasche hoch – »und das Ganze in einem der Zimmer deponiert.«
    »Woher wissen wir das?«, fragte ich.
    »Das war leicht.« Clapper grinste. Er zeigte mir einen schwarzen Nylonfetzen mit dem geschwungenen Nike-Logo. »Das haben wir gefunden – es klebte an der Wand.«
    »Gibt's eine Chance, dass ihr ein paar Fingerabdrücke von der Tasche abkratzen könnt?«
    »Tut mir Leid, Lindsay.« Clapper gluckste. »Das hier
ist
die Tasche.«
    »Die Bombe wurde mittels einer ziemlich ausgefeilten Technik gezündet«, erklärte Niko. »Ferngesteuert. Die Zündkapsel war mit einem Handy verbunden.«
    »Es gibt einen Markt für C-4, Lindsay. Wir könnten überall da nachforschen, wo etwas von einer Baustelle gestohlen wurde oder militärisches Inventar abhanden gekommen ist.«
    »Können Sie gut mit Babys umgehen, Charlie?«
    »Wenn das Baby achtzehn Jahre oder älter ist...«, erwiderte der Chef der Spurensicherung grinsend. »Wieso, haben Sie's sich endlich doch anders überlegt?«
    Wäre Clapper einen Kopf größer, einen halben Zentner leichter und nicht seit dreißig Jahren verheiratet gewesen, dann wäre ich vielleicht eines Tages tatsächlich auf seine hartnäckigen Flirtversuche eingegangen. »Tut mir Leid, das Baby, das ich meine, ist ein bisschen jünger.«
    »Sie meinen das Lightower-Baby?« Charlie verzog das Gesicht.
    Ich nickte. »Ich will, dass Sie es nach Spuren untersuchen. Das Kind, die Decke, den Babykorb – alles, was Sie finden können.«
    »Ist dreißig Jahre her, dass ich zuletzt 'ne Windel gewechselt hab.« Clapper blies die Backen auf; er war plötzlich ein bisschen grün im Gesicht. »Ach, das hätte ich ja fast vergessen...« Er zog einen nummerierten Plastikbeutel unter einem Stapel Papiere auf seinem Schreibtisch hervor. »Hinter dem Kinderzimmer im Erdgeschoss war noch ein Raum. Irgendjemand hat dort die Nacht verbracht. Eine Person, über deren Verbleib derzeit nichts bekannt ist.«
    Das Kindermädchen
, dachte ich.
    »Freuen Sie sich nicht zu früh«, meinte Charlie bedauernd. »Es war alles völlig verkohlt. Aber das hier haben wir neben dem Bett gefunden.«
    Er warf mir den Beutel zu. Er enthielt einen kleinen, verbeulten Metallbehälter, sieben oder acht Zentimeter

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