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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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vibrieren.
Scheiße
... Sie sah Malcolm in die Augen.
    Ein Summer ertönte.
    Keine Explosion. Kein Blitz. Nur ein scharfes Klicken.
    An der Zündkapsel.
    Malcolm grinste. Er hob die abmontierte Zündkapsel hoch, die er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. »Ich hab's dir doch gesagt, Baby. Kein Saft, keine Kraft. Und, was meinst du? Ich finde, es läuft wie geschmiert.«
    Michelles Muskeln entspannten sich. Innerlich schrie sie. Sie hätte Malcolm am liebsten ins Gesicht geschlagen. Aber sie war zu erschöpft. Ihr T-Shirt war klatschnass vor Schweiß.
    Malcolm nahm die Zündkapsel und rollte den Stuhl wieder an den Sprengsatz heran. »Hast du echt geglaubt, ich würde das Prachtstück hier in die Luft jagen?« Er schüttelte den Kopf. »Nix da, Baby. Das Teil hat noch einen wichtigen Job zu erledigen. Diese Bombe wird ganz San Francisco von den Socken hauen.«
31
    Gegen sieben saß ich wieder an meinem Schreibtisch. Mein Team war überall in der Region verstreut und verfolgte sämtliche Spuren, die wir hatten. Cindy hatte mir das Buch
Vampir-Kapitalismus
besorgt; sie sagte, es würde mir eine Vorstellung von dem neuen Radikalismus geben, der sich zunehmend durchsetzte.
    Ich überflog die Kapitelüberschriften: »Das Scheitern des Kapitalismus.« »Ökonomische Apartheid.« »Vampir-Ökonomie.« »Das Armageddon der Habgier.«
    Ich bemerkte zunächst gar nicht, dass Jill in meiner Tür stand. Als sie anklopfte, fuhr ich zusammen. »Wenn John Ashcroft dich nur sehen könnte. Die Stütze der städtischen Strafverfolgungs-Maschinerie...
Vampir-Kapitalismus

    »Pflichtlektüre«, sagte ich und lächelte ein wenig verlegen, »für den Serienmörder, der auf schlagende Argumente setzt.«
    Sie trug einen eleganten roten Hosenanzug und eine Sommer-Regenjacke von Burberry; ihre Ledertasche war mit Akten voll gestopft. »Ich dachte mir, du könntest vielleicht einen Drink gebrauchen.«
    »Könnte ich tatsächlich«, antwortete ich und klopfte mit dem Buch auf die Schreibtischkante, »aber ich bin leider noch im Dienst.« Ich hielt ihr stattdessen meine Tüte mit gerösteten Sojabohnen hin.
    »Was hast du denn vor?«, meinte sie kichernd. »Bist du scharf darauf, die neue Abteilung für subversive Literatur zu leiten?«
    »Sehr witzig«, sagte ich. »Ich wette, das hier hast du noch nicht gewusst: Bill Gates, Paul Allen und Warren Buffet haben im vergangenen Jahr mehr Geld verdient als die dreißig ärmsten Länder der Erde oder ein Viertel der Weltbevölkerung zusammengenommen.«
    Jill lächelte. »Schön zu sehen, dass du allmählich ein soziales Gewissen entwickelst – bei deinem Job.«
    »Etwas bereitet mir Kopfzerbrechen, Jill. Die Attrappe vor dem Lightower-Haus, die wir für einen zweiten Sprengsatz halten sollten. Und das zusammengeknüllte Formular in Bengosians Mund. Diese Leute haben ihre Motive deutlich gemacht. Aber sie scheinen zu versuchen, sich über uns lustig zu machen. Warum spielen sie dieses Spiel?«
    Sie setzte sich und legte einen rotbeschuhten Fuß auf die Schreibtischkante. »Ich weiß nicht. Du bist doch diejenige, die sie schnappt, Schätzchen. Ich buchte sie nur ein.«
    Es entstand eine Pause. Eine angespannte Pause. »Was dagegen, wenn wir das Thema wechseln?«
    »Es sind
deine
Sojabohnen«, sagte sie achselzuckend und steckte sich eine in den Mund.
    »Ich weiß nicht, ob das jetzt albern klingt, aber ich habe mir neulich ein bisschen Sorgen gemacht. Am Sonntag, nach dem Joggen. Diese blauen Flecken an deinen Armen, Jill. Ich bin ins Grübeln geraten.«
    »Worüber hast du denn nachgegrübelt?«, fragte sie.
    Ich sah ihr in die Augen. »Ich weiß, dass du dir diese blauen Flecken nicht an der Duschkabine geholt hast. Ich weiß genau, wie es ist, wenn man sich eingestehen muss, dass man auch nur ein Mensch ist, wie wir alle. Ich weiß, wie sehr du dir das Baby gewünscht hast. Dann ist dein Vater gestorben. Ich weiß, du tust stets so, als könntest du mit allem fertig werden. Aber vielleicht kannst du das nicht immer. Du willst mit niemandem darüber reden, nicht mal mit uns. Die Antwort lautet also: Ich weiß nicht, was es mit diesen blauen Flecken auf sich hat. Das musst
du
mir sagen.«
    Die sture Entschlossenheit, die in ihrem Blick lag, schien plötzlich Risse zu bekommen, als ob ihr Widerstand jede Sekunde zusammenbrechen würde. Ich wusste nicht, ob ich zu weit gegangen war, aber das war mir so was von egal – sie war schließlich meine Freundin. Ich wollte doch nur, dass sie

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