Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
unterbrochen worden. »Hört mal.« Sie stellte den Apparat lauter.
    »Zwar bringt die Polizei Bengosians Tod bislang nicht mit dem Bombenanschlag auf das Haus eines prominenten hiesigen Industriellen vom vergangenen Sonntag in Verbindung, doch aus ungenannten Quellen verlautet, dass es Hinweise gebe, die auf eine Beziehung zwischen beiden Vorfällen schließen lassen. Gefahndet wird nach einer attraktiven brünetten Frau von Anfang bis Mitte zwanzig, die laut Zeugenaussagen das Hotel zusammen mit George Bengosian betreten hat.«
    Julia stellte den Apparat leiser. »Attraktiv?« Sie grinste. »Schätzchen, da kommen die nie drauf. Was meinst du?« Sie setzte sich die Perücke auf und warf sich in eine sexy Pose.
    Michelle lachte gezwungen, aber insgeheim wünschte sie sich, sie wäre nicht so dumm gewesen, den verdammten Inhalator liegen zu lassen. Sie war nicht wie Julia, die gestern Nacht einen Mann getötet und ihm dabei direkt in die Augen gesehen hatte. Und jetzt lachte sie darüber, schien sich diebisch zu freuen.
    »Mica, Schatz.« Malcolm wandte sich zu ihr um. »Du musst jetzt ein tapferes Mädchen sein und deinen Finger auf diese Stelle hier legen.« Er befestigte die verdrahtete Zündkapsel mit Klebeband an dem weichen C-4 und drückte das präparierte Handy hinein. »Das ist der knifflige Teil. Du musst jetzt den grünen und den roten Draht halten, aber so, dass sie sich nicht berühren... Das wäre gar nicht gut.«
    Mal machte sich ständig über sie lustig. Bloß ein Landei aus Wisconsin, sagte er immer und lachte dabei. Aber sie hatte gezeigt, was in ihr steckte. Sie legte den Finger auf den Draht; sie wollte ihm beweisen, wie mutig sie war. Sie war nicht mehr das naive Mädchen vom Lande.
    »Keine Panik.« Malcolm zwinkerte ihr zu, als er merkte, wie nervös sie war. »Dieses ganze Theater mit den Drähten, die sich nicht berühren dürfen, das gibt's nur im Kino. Brenzlig wird's allerdings, wenn ich diese kleinen Drähte aus Versehen nicht mit dem Rufstromgeber, sondern mit der Handybatterie verbinde – dann zerreißt's uns so, dass sie die Stücke noch in Eau St. Claire aufsammeln können.« Das war ihre Heimatstadt.
    Michelles Finger zitterte. Sie wusste nicht, ob er sie aufzog oder nicht.
    »Geschafft.« Malcolm atmete durch und schob sich die OPLupe in die Stirn. Dann rollte er den Stuhl zurück. »Jetzt ist Saft drauf, wie man so sagt. Alles fix und fertig für den großen Knall. Damit könnte man glatt die Kuppel vom Rathaus wegpusten. Gar keine schlechte Idee, wenn ich's mir so überlege. Sollen wir mal 'ne kleine Testfahrt machen? Was meinst du?« Michelle zögerte. »Ach, komm«, sagte er und grinste. »Du guckst ja, als hättest du gerade ein Gespenst gesehen.«
    Er drückte ihr ein zweites Handy in die Hand. »Die Nummer ist schon eingegeben. Aber vergiss nicht, ein Spiel ist es nur bis zum dritten Läuten. Das vierte ist absolut tabu. Das willst du lieber nicht hören. Auf geht's, Schätzchen. Setz dich ans Steuer und gib Gas.«
    Michelle schüttelte den Kopf und gab ihm das Telefon zurück. Mal grinste nur.
    »Keine Sorge, Baby. Kein Saft, keine Kraft. Es ist alles bereit.«
    Michelle holte tief Luft und drückte auf die Sendetaste, nur um zu zeigen, dass sie es konnte. Eine Sekunde später klingelte das mit der Bombe verdrahtete Handy.
    »Kontakt hergestellt.« Malcolm zwinkerte.
    Es durchfuhr sie eiskalt. Mal war so selbstsicher. Er hatte alles geplant. Aber so etwas konnte auch schief gehen. Im Nahen Osten jagten sich auch ununterbrochen irgendwelche palästinensische Bombenleger selbst in die Luft.
    Piep
. Ihr Blick zuckte zu der Aktentasche. Zweites Läuten. Sie bemühte sich, ruhig zu erscheinen, doch ihre Hand zitterte. »Malcolm, bitte.« Sie versuchte ihm das Handy zurückzugeben. »Du siehst doch, dass es funktioniert. Ich mag das nicht. Bitte...«
    »Bitte
was
, Mica?« Malcolm fasste sie am Handgelenk. »Traust du mir etwa nicht?«
    Das Bomben-Handy tönte erneut. Drittes Läuten...
    Michelle gefror das Blut in den Adern. »Lass den Scheiß, Mal.« Sie suchte mit fahrigen Fingern die Aus-Taste.
    Das nächste Läuten würde den Kontakt auslösen. »Malcolm, bitte, du machst mir Angst.«
    Anstatt nachzugeben, hielt Malcolm ihre Hand fest. Plötzlich wusste sie nicht mehr, was hier vorging. »Herrgott, Mal, es wird gleich –«
    Piep. Viertes Läuten.
    Der Ton zerriss die Stille im Raum wie ein Schrei. Michelles Augen hefteten sich auf das Telefon. Auf die Bombe.
    Es begann zu

Weitere Kostenlose Bücher