Der 4-Stunden-Koerper
durchaus übliches Trainingsvolumen, doch für seinen Körper, seine persönlichen Beziehungen und alles andere war es nicht gerade gut. Er war völlig übertrainiert, seine Frau war unglücklich und er hatte überhaupt kein Privatleben mehr.
Im Jahre 2001 wurde er mit dem umstrittenen Dr. Nicholas Romanov bekannt gemacht, einer Person, von der wir später noch hören werden. Dies war ein Wendepunkt in seinem Leben. Brian begann zu hinterfragen, ob es denn überhaupt sinnvoll sei, lange, aber eher langsame aerobe Trainingseinheiten zu absolvieren. In der Welt der Langzeitbestrafung war das ein Sakrileg. Brian beschloss trotzdem, sich auf weniger zu konzentrieren.
Im Juni 2006 nahm er am 160 Kilometer langen Western States Endurance Run teil, bei dem eine Aufwärtssteigung von insgesamt über 5000 Meter bewältigt werden muss und man sich auf rund 6600 Metern bergab die Knie ruiniert. Nach etwas über 26 Stunden gelangte er ins Ziel. Selbst im Vergleich zu dem nur elfstündigen Ironman hatte er sein Training von 30 auf 10,5 Stunden pro Woche reduziert.
Die zehneinhalb Stunden pro Woche waren jedoch immer noch zu viel, da sowohl sein Körper als auch seine Ehe immer noch darunter litten.
Am 15. September 2007 bezwang Brian den Angeles Crest 100, der als vierthärtester 100-Meilen-Lauf (rund 160 km) der Welt gilt. 114 Diesmal betrug seine durchschnittliche wöchentliche Trainingszeit gerade sechseinhalb Stunden, einschließlich Krafttraining (fast drei Stunden), CrossFit, Intervall- und Geschwindigkeitstraining. Sein Körper hatte gelernt, bei höheren Geschwindigkeiten aerob zu werden, sogar während des Geschwindigkeitstrainings. Kurz bevor er diesen Trainings-Mix übernahm, betrug sein Kniebeuge-Maximalgewicht bei einer Wiederholung etwa 115 Kilo. 115 Drei Wochen vor dem Rennen konnte er locker sechsmal hintereinander mit 110 Kilo in die Kniebeuge gehen. Dabei hatte er kein einziges Gramm an Gewicht zugelegt.
Nun war er in jeder Distanz schneller. Es spielte keine Rolle, ob es 100 Meter oder 100 Meilen waren.
Sie wollen also ein Läufer werden?
Versuchen Sie es einmal mit 400-Meter-Wiederholungen
Doch zurück nach Louisville, Colorado: Vierzehn Stunden nach meiner Fehlentscheidung, dort Wein zu trinken, war ich ausgesprochen klar im Kopf.
Es war jene Art von Klarheit, die man verspürt, wenn man mehrfach geglaubt hat, Kopf und Lunge müssten gleich explodieren.
Zuerst lief ich 4-mal 400 Meter mit 95 Prozent Einsatz. Zwischen den Läufen machte ich insgesamt anderthalb Minuten Pause.
Dann lief ich (oder versuchte es zumindest) zehn Minuten lang 100-Meter-Wiederholungen mit jeweils zehn Sekunden Pause zwischen den Läufen.
Bei beiden Disziplinen machte ich eine schlechte Figur.
Nach der Hälfte meiner zweiten 400 Meter atmete ich komplett durch den Mund wie ein asthmatischer Schäferhund. Nach dem letzten Durchgang musste ich mich wie Gollum zusammenkauern und meine Knie festhalten, um nicht zu erbrechen.
Was die 100-Meter-Wiederholungen anging, so musste ich nach sechs Durchgängen aufhören und mich auf einen Picknicktisch stützen, damit ich nicht umfiel. Ich machte danach zwar weiter, musste aber vier von insgesamt etwa 20 Wiederholungen auslassen.
In jenem Augenblick wurde mir Verschiedenes klar:
Wenn ich eine Strecke laufen wollte, die auch nur annähernd einem Ultramarathon ähnelte, ohne mir selbst bleibenden Schaden zuzufügen, dann müsste ich die Dreifaltigkeit aus Vorbereitung, Biomechanik und Training mehr als vorbildlich meistern. Zum Training würde auch gehören, Unwohlsein neu zu definieren.
Brian zufolge würde es zum Glück nicht lange dauern.
Vorbereitung: Das Fahrwerk
4 Wochen
Es sind nicht Ihre Lunge oder Ihre langsam zuckenden Muskelfasern, die bei einem Langstreckenlauf als Erstes aufgeben. Es ist Ihre Federung.
Bei nur fünf Kilometern machen die meisten Läufer zwischen 2000 und 2500 Schritte. Um die ständigen Stöße abzufedern, müssen Sie dafür sorgen, dass Ihre Bänder und Sehnen sowohl kräftig als auch elastisch genug sind, um diesen Dauermissbrauch auszuhalten. Daneben müssen Sie darauf achten, dass die richtigen Muskelgruppen in der richtigen Reihenfolge aktiviert werden.
Nach den 400-Meter-Läufen erlitt ich eine schwache Dehnung des Oberschenkelflexors (am selben Bein wie bei DeFranco) und hatte die nächsten drei Stunden entsetzliche Schmerzen im unteren Rückenbereich, wie übrigens noch einige andere aufstrebende
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