Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
aber der Abend ist so schön, dass wir überlegt haben, im Ort ein Eis zu essen. Wollt ihr nicht mitkommen?“
Es gibt nur zwei Dinge, die passieren können, wenn wir die Einladung ablehnen, dachte Nick. Entweder kommen Hannah und ich wieder zur Besinnung, um uns dann in Gegenwart des anderen stundenlang scheußlich zu fühlen. Oder aber wir kommen nicht zur Besinnung und schlafen miteinander. Beide Szenarien waren mit unterschiedlichen Problemen verbunden. Wahrscheinlich war es feige, aber er hielt es für eine ausgezeichnete Idee, das ganze Durcheinander zu vermeiden.
„Gern“, antwortete er rasch und hatte sich mittlerweile auch wieder soweit gefangen, dass er hinter dem Sessel hervortreten konnte. „Einverstanden?“, fragte er Hannah.
Ihr Mund war geschwollen, ihr Blick noch leicht verschleiert, und sie sah insgesamt aus wie eine Frau, die ausgiebiggeküsst worden war. Mit einer Hand schob sie sich die Haare aus dem Gesicht. „Natürlich. Aber ich bin völlig zerzaust. Gebt mir eine Minute.“
„Du siehst fantastisch aus“, sagte Nick und griff nach ihrer Hand. Er wollte ihr keine Chance lassen, die Haare wieder zu diesem festen Zopf zurückzubinden. Vielleicht erhielt er nie wieder eine Gelegenheit, sie offen zu sehen. „Die Schlüssel habe ich eingesteckt, lass uns einfach gehen.“
Noch einmal hob sie die Hand an die Haare, aber dann folgte sie ihm hinaus in den Abend.
Nick wurde das Gefühl nicht los, einer gefährlichen Situation entronnen zu sein. Hannah gehörte nicht zu den Frauen, die locker mal eben mit jemandem ins Bett hüpften. Wenn sie bereit war, ihm ihren Körper zu schenken, war das Risiko groß, dass auch ihr Herz nicht weit war. Das Letzte, was er ihr wünschte, wäre, dass sie sich in ihn verliebte. Sie beide würden darunter leiden, wenn sie mehr wollte, als er ihr geben konnte.
Hannah leckte das Eis vom Löffel. „Lass mich mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Du hast dich in deine Frau verliebt, als du vierzehn warst?“
Sandy lachte. „Ich würde eher sagen, er war nur in mich verknallt, aber Kyle schwört, dass es wahre Liebe war.“
Kyle legte Sandy den Arm um die Schultern. „War es auch. Ich wusste es in dem Moment, in dem sie in mein Leben getreten ist. Natürlich war sie zwei Jahre älter als ich und hat mich nicht einmal wahrgenommen, gar nicht zu reden davon, dass sie damals mit meinem Bruder zusammen war.“
„Welcher Bruder war das?“, fragte Nick und stellte den leeren Eisbecher auf dem kleinen Tisch ab. Sie saßen vor dem „Glenwood Ice Cream Shop“ und genossen die mildeAbendluft. Hannah und Nick teilten sich eine Bank vor der Fensterfront aus Spiegelglas, Sandy und Kyle saßen ihnen gegenüber.
„Jordan“, antwortete Sandy. „Ein paar Monate lang sind wir miteinander gegangen, das heißt, wir waren nicht wirklich ein Paar, sondern eher Freunde.“
Ihr Mann stöhnte dramatisch. „Du hast mir das Herz gebrochen.“
Sie lachte. „Wir waren Kinder.“
„Und was war damals, als ich wieder nach Glenwood zurückgekommen bin? Du hast mich abgewiesen.“ Kyle sah Hannah an. „Sie war sehr widerspenstig und hat sich geweigert zuzugeben, dass sie sich überhaupt etwas aus mir gemacht hat.“
„Okay, das stimmt. Ich konnte mir eben nicht vorstellen, dass jemand, der so gut aussah und charmant war wie Kyle, an einer alleinstehenden Mutter mit drei kleinen Kindern interessiert sein könnte.“
Sie warfen sich verliebte Blicke zu, dann wandte Sandy sich an Hannah. „Deine Brüder sind ganz begeistert, dich hierzuhaben.“
Abgesehen von Travis vielleicht, dachte Hannah. „Ich bin froh, dass Louise es geschafft hat, Kontakt mit mir aufzunehmen. Die Familie ist zwar ein bisschen überwältigend, aber langsam gewöhne ich mich daran.“
„Ihr Brüder seht euch so ähnlich“, bemerkte Nick, „dass ich ein paar Tage gebraucht habe, um alle auseinanderzuhalten.“
„Das ist allerdings wahr“, bestätigte Hannah. „Wenigstens bei den Frauen ist es einfacher. Wir Frauen unterscheiden uns mehr.“
„Jill und Holly sagen das auch“, meinte Sandy. „Ich hatte da mehr Glück, nehme ich an, weil ich die berüchtigtenHaynes-Brüder schon an der Highschool kennengelernt habe. Als Elizabeth hierherzog, ist sie ihnen zum ersten Mal paarweise begegnet. Bei Rebecca war es genauso, und Holly und Jill hatten bereits einen der Brüder kennengelernt, bevor ihnen die anderen nach und nach über den Weg gelaufen sind. Aber euch wurden alle gleichzeitig
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