Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
Kofferraum. Travis machte ihn auf und verteilte kugelsichere Westen. Travis und Craig hatten bereits zwei Gewehre aus dem Fond gezogen. Im Kofferraum lagen – neben zwei Pistolen – noch zwei weitere. Hannah nahm sich eine Pistole.
Travis sah sie fragend an.
Sie verzog das Gesicht. „Ich weiß, wie man damit umgeht.“
Er nickte nur. „Seid ihr bereit?“, fragte er und ging auf das Gebäude zu.
Hannah kam sich vor, als hätte sie die Nebenrolle in einem Clint-Eastwood-Film übernommen. In einer Reihe bewegten sie sich schnell, aber leise vorwärts. An der Rückseite des Gebäudes gab es keine Fenster, also konnten sie nicht gesehen werden. Als sie sich der Ecke des Industriebaus näherten, ging Travis voraus und winkte sie dann herum. Hannah sah, dass zwei Wagen vor dem Gebäude standen. Einer davon war Nicks Mercedes.
Das Herz trommelte ihr in der Brust. Ihr Mund war trocken, und ihre Beine zitterten. Trotzdem zwang sie sich weiterzugehen. Sie weigerte sich, zurückzubleiben und abzuwarten. Zum Glück musste sie mit ihren Brüdern nicht darüber streiten.
Die Glastür war geschlossen, aber nicht abgeschlossen. Sowie sie das Gebäude betreten hatten, hörten sie Stimmen, die von weiter hinten kamen. Travis ging voran und bedeutete ihnen, ein gutes Stück zurückzubleiben. Sie folgten ihm in einer Reihe. Hannah war die Vorletzte. Craig bildete das Schlusslicht.
Die vorderen Büros waren dunkel und leer. Auf dem Gang, der in die Lagerhalle führte, war nichts zu sehen. Als sie näher kamen, konnten sie die Stimmen unterscheiden.
„Das sage ich euch, wenn wir wieder in Southport Beach sind“, war Nick zu hören.
„Das wirst du mir jetzt sagen.“ Auf den Befehl folgte ein Krachen – und dann ein leises Stöhnen.
Am Ende des Korridors blieb Travis stehen. In der Lagerhalle brannte Licht. Kisten mit Büromaterial stapelten sich in ungeordneten Reihen bis unter die Decke. Der Zugangsbereich davor war frei. Hannah konnte auf den Rücken eines Mannes sehen.
Travis schlich sich weiter an, spähte um die Ecke und ging wieder in Deckung. Er bedeutete ihnen herauszuspringenund machte gleich darauf selbst einen Satz ins Hauptlager.
„Keine Bewegung“, brüllte er. „Sie sind verhaftet.“
Drei bewaffnete Männer wirbelten zu ihnen herum. Hannah nahm sie kaum wahr, weil sie nach Nick suchte. Die Männer hatten ihn an einen Stuhl gefesselt. Das Blut lief ihm aus einem Mundwinkel, und seine Augen waren so angeschwollen, dass er sie kaum öffnen konnte.
„Was zum Teufel“, keuchte er mit schwerer Zunge. „Da hat jemand die Kavallerie geschickt.“
Der größte der Männer – etwa einen Meter achtzig und mit den breiten Schultern eines Footballspielers – verzog das Gesicht. „Verflucht, wer seid ihr?“
„Glenwood Sheriffs Department, meine Herren. Lassen Sie die Waffen fallen und knien Sie sich auf den Boden, die Hände hinter den Kopf.“
Die drei Männer sahen sich gegenseitig an. Hannah riss den Blick von Nick los und hob die Pistole. „Bitte, versucht doch wegzulaufen“, rief sie zitternd vor Wut. „Wenigstens einer. Ich möchte nichts lieber tun, als euch den verdammten Kopf wegzublasen.“
Einer der Männer trat einen Schritt zurück. „Wer ist das denn, zum Teufel?“
„Meine Frau“, antwortete Nick.
Alle starrten sie an. In der Ferne waren Polizeisirenen zu hören. Drei Pistolen fielen auf den Betonfußboden der Lagerhalle. Das Dreiergespann fiel auf die Knie und hob die Hände hinter die Köpfe. Erst nachdem die Handschellen sicher angelegt waren, senkte Hannah ihre Waffe, reichte sie an Jordan weiter und lief schluchzend zu Nick.
„Kommt ihr beide allein klar?“, fragte Louise. „Ich könnte hierbleiben.“
Hannah gefiel die Vorstellung, dass jemand zwischen ihr und Nick so etwas wie einen Prellbock spielen könnte, bezweifelte jedoch, dass er damit einverstanden wäre. Sie begleitete ihre Mutter zur Haustür im Pförtnerhaus. „Wir werden schon zurechtkommen. Der Arzt im Krankenhaus hat gesagt, dass er ein paar Blutergüsse hat, aber nichts gebrochen ist. Es wird einfach ein paar Tage dauern, bis das alles abgeheilt ist.“ Dann umarmten sie sich, und Louise machte sich auf den Weg zu Kyles Haus.
Das Pförtnerhaus war klein. Sie konnte nirgendwo hin, sich nirgendwo verstecken. Sie musste sich einfach umdrehen und Nick ansehen.
Sie zwang sich zu einem Lächeln und räusperte sich. „Sie war jetzt die Letzte“, erklärte sie vergnügt. „Nun kannst du dich etwas
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