Der 50-50 Killer
Team drohte auseinanderzubrechen.
In ihre jeweiligen Gedanken vertieft, schienen sie nicht richtig zuzuhören, als ich das zweite Gespräch mit Scott zusammenfasste. Greg konzentrierte sich darauf, die Daten ins Intranet zu stellen. Mercer saß auf der Seite des Raumes und starrte in die Luft, wobei er hin und wieder nickte, um anzudeuten, ich solle fortfahren. Ich erzählte ihm von den Steinwänden und dem Feuer, der kurzen Affäre zwischen Jodie und Kevin Simpson.
»Ihr Team hat sich gerade gemeldet, bevor Sie zurückkamen«, sagte er. »Simpsons Nachbarin hat Jodie McNeice auf der Fotografie erkannt. Sie war auf jeden Fall in seinem Haus.«
Mein Herz wurde schwer, obwohl ich es ja schon gewusst hatte. Die Affäre war also weitergegangen. Ich erinnerte mich, wie der Mörder auf der Aufnahme, die wir gehört hatten, mit Simpson gesprochen hatte.
Was meinst du, wie fühlt sie sich jetzt? Ist sie froh, zu Hause zu sein? Oder wünschte sie, sie wäre noch hier bei dir?
»Sie hat zusammen mit Simpson CCL gegründet«, sagte ich. »Soweit Scott weiß, hat ihre Beziehung nur eine Nacht gedauert, das war vor zwei Jahren. Sie hat die Firma verlassen und ihn seitdem nicht wiedergesehen.«
Du meinst, du liebst sie, nicht wahr?
»Er weiß also nichts von der jetzigen Affäre?«, fragte Mercer.
»Ich glaube, in gewisser Hinsicht weiß er es schon. Das scheint zu der Sorte Dinge zu gehören, die der Mörder gegen ihn verwendet haben könnte. Wenn es so war, erinnert er sich aber nicht daran.«
Mercer sah zu mir hoch. Seine Augen waren rot vor Müdigkeit, und irgendetwas an ihm schien an Fahrt zu verlieren. »Allerdings erinnert er sich an ein Kleinkind«, sagte ich. Mercer stutzte. »Ein Kind?«
»Ja.« Ich erklärte, was Scott mir über die Fahrt in dem Lieferwagen erzählt hatte. »Aber ich weiß nicht, ob wir das wörtlich nehmen sollten oder nicht.«
Er starrte mich einen Moment an. Seine Miene wirkte leer und kraftlos. Vorher hatte er ausgesehen, als nehme er jede Tatsache nacheinander auf und ordne sie ins Ganze ein, jetzt dagegen war es eher so, als sammelten sich die Fakten über ihm an. Er schien in Gefahr, zusammenzubrechen.
Greg war in Konfrontationsstimmung.
»Wieso sollte er ein Baby dabeigehabt haben?«
»Vergiss das vorerst.« Mercer sah zu Boden und sprach langsam. »Ich muss darüber nachdenken. Geben Sie die Information an Pete weiter.«
»Ja, Sir.«
Mit einem unbehaglichen Gefühl setzte ich mich und fasste die Fakten zu einer kurzen Nachricht zusammen, die an die Kommunikationswagen im Wald geschickt werden sollte.
Während ich auf die Bestätigung wartete, sah ich den Bericht meines Befragungsteams durch. Er war kurz, aber umfassend. Sie hatten auch mit jemandem von der SafeSideVersicherung sprechen können. Offenbar war Jodie während der Mittagspause verschwunden, war weggegangen und nicht zurückgekommen. Ihre Chefin sagte, sie sei am Tag davor nicht zur Arbeit erschienen, wegen Migräne, wie zu erfahren war. Aber offensichtlich war das eine Lüge gewesen. Sie hatte sich den Tag freigenommen, um ihn mit Kevin Simpson zu verbringen.
Greg stieß mich an, um mich auf etwas aufmerksam zu machen. Als ich zu ihm hochsah, nickte er fast unmerklich in Mercers Richtung. Ich blickte kurz zu ihm hinüber.
Ich sah ihn an, behielt ihn im Auge. Seitdem wir gesprochen hatten, hatte er sich fast gar nicht bewegt. Er saß einfach nur mit geschlossenen Augen da und rieb sich sanft den Nasenrücken. Hätte er das nicht getan, hätte man denken können, er schliefe. Und auch so sah er aus, als sei er in Trance.
»Ist alles in Ordnung, Sir?«
Er hob die Augenbrauen, fuhr sich aber weiter über die Nase.
»Könnten Sie mir Kaffee holen, Mark?«
Greg stieß mich noch einmal an, als ich aufstand, und ich hätte seinen Arm fast weggestoßen.
»Natürlich«, sagte ich.
Es zeigte sich, dass der nächste Automat im Empfang war. Dort gab es kochend heißen schwarzen Kaffee in dünnen Plastikbechern. Drei auf einmal zurückzutragen erwies sich als problematisch. Ich hatte mich schon mit der heißen Flüssigkeit bekleckert, bevor ich die Halle verließ, wobei ich mir die Hände verbrannte, und das wiederholte sich noch zweimal im Flur. Ich fluchte und unterdrückte den Impuls, die Becher gegen die Wand zu schleudern.
Wieder in unserem Umkleideraum, stellte ich sie ab und rieb die verbrannten Hände an meiner Hose. Die Situation schien sich ein wenig gebessert zu haben. Mercer war aktiv und wach, wenn auch
Weitere Kostenlose Bücher