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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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mir die Akte an? Weil Geoff Hunter mich gerade übers Telefon angebrüllt hat. Ich frage dich also noch mal – was ist los verdammt?«
    Mercer starrte ihn seinerseits an. Einen Augenblick war sein Gesicht hart wie Stahl, doch dann erschien ein schwaches Lächeln.
    Er begriff, dass es jetzt aus war, das Ende war da, und er wusste auch genau, was passiert war. Er hatte jemandem vertraut und war betrogen worden. Geoff Hunter hatte also White angerufen.
    Vorhin, als Greg den Raum verlassen hatte, war mir aufgefallen, dass er zu leicht aufgegeben hatte, und jetzt begriffen wir beide, warum. Er hatte schließlich die Geduld verloren und selbst die Entscheidung getroffen, Mercer zu übergehen.
    In vielerlei Hinsicht konnte ich ihm keinen Vorwurf machen, stellte ich fest.
    »Ich wollte gerade Kontakt mit euch beiden aufnehmen«, sagte Mercer.
    »Tatsächlich?«
    »Ja.« Er sprach langsam und besonnen. »Am Anfang des Falls gab es Zweifel, aber jetzt scheint es klar zu sein. Der Mann, den wir suchen, ist derselbe, der für Andrews Tod verantwortlich ist. Unter anderem.«
    Am Anfang des Falls gab es Zweifel. Darin lag natürlich eine gewisse Ironie, weil es Greg gewesen war, der den Zusammenhang zunächst abgestritten hatte. Mercer starrte mit dem gleichen dünnen, humorlosen Lächeln auf seine Tastatur hinunter.
    »Wir haben das doch besprochen, oder, John?«, sagte White.
    »Du weißt, was ich davon halte. Es sollte von jetzt ab Geoffs Fall sein. Das ist also schon schlimm genug. Aber was noch schlimmer ist, ich habe gehört, dass du wirklich eine Verbindung zu Geoffs gegenwärtiger Untersuchung entdeckt hast. Trifft das zu?«
    Mercer nickte kurz. »Das stimmt.«
    »Hast du eine Ahnung, wie kompliziert das alles macht?«
    »Wir haben gerade erst die Zusammenfassung gelesen …«
    »John …«
    Mercer breitete die Hände aus.
    »Die Verbindung ist eine neue Entwicklung.«
    »John, bitte.«
    White schüttelte den Kopf und schaute weg. Er sah aus, als habe er etwas im Mund, das ihm gar nicht schmeckte. Mercer wartete.
    »Also gut«, sagte White. »Geoff ist unterwegs zur Ringstraße, weil dort ja die meisten Männer sind. Er übernimmt die Sache. Bis er die Lage beurteilen kann, hat er die Suchtrupps aus dem Wald zurückbeordert.«
    Mercer sah auf, er war außer sich. »Aber Alan …«
    »Kein Aber, John. Es ist mitten in der Nacht, verdammt noch mal, und wir haben einen Schneesturm. Herrgott noch mal. Was hast du dir dabei gedacht?«
    Er hat die Suchtrupps zurückbeordert, bemerkte ich. Vergangenheit. White hatte also die Entscheidung, Mercer zu ersetzen, schon vor diesem Telefonat getroffen. Auch Mercer begriff das. Er geriet allmählich in Panik.
    »Wir sind in dieser Sache an einem ganz entscheidenden Punkt, Alan. Wir sind so nah dran. Ein Mädchen könnte umkommen, wenn wir jetzt nicht dranbleiben.«
    »Du bist viel zu nah dran«, wehrte White ab. »Und das beeinträchtigt dein Urteilsvermögen in Bezug auf diesen Fall. Ich habe die Akte flüchtig durchgesehen, und was du tust, ist verrückt. Du riskierst noch mehr von deinen Männern da draußen, ist dir das klar?«
    »Alan …«
    »Wir wissen beide, dass Geoff durchaus kompetent ist. Er wird sich den Fall anschauen und die Ermittlungen in adäquater Weise weiterführen.«
    »Verdammt, Alan, wir müssen sie retten!«
    Es trat eine Pause ein. White sah ihn nur an, sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen Verachtung und Mitleid. Wie schon bei Mercers früherem Ausbruch war ich seinetwegen peinlich berührt. Vor fünf Minuten noch war er froh und zuversichtlich gewesen. Jetzt brach er innerlich zusammen, und es war schmerzhaft, dabei zuzusehen. Wir hatten uns alle Sorgen gemacht, weil der Fall ihm so viel bedeutete und wie es sich wohl auswirken würde, wenn er versagte. Jetzt sah ich es vor mir.
    »Ich wollte, du könntest dich sehen«, sagte White leise.
    »Mir geht’s gut.«
    »Das werde ich schon selbst beurteilen. Nein, dir geht’s nicht gut, du drehst durch. Ich sage dir, geh nach Hause. Und aus Respekt vor unserer gemeinsamen Zeit sage ich jetzt nichts weiter. Aber wir werden noch viel mehr darüber sprechen müssen, wenn du dich ausgeschlafen hast.«
    Mercer atmete tief ein.
    Dann langsam wieder aus.
    »Hab ich mich klar ausgedrückt?«, sagte White.
    »Ja, Alan.«
    »Lass mich mit deinem Assistenten sprechen.«
    Als Mercer sich nicht regte, schaltete ich die Webcam an meinem eigenen Monitor an und klickte auf Weiterleitung, damit White das Bild empfangen

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