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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Wecker. Erst halb fünf. Und die Zahlen blinkten nicht.
    Das Telefon im Arbeitszimmer.
    Da erinnerte sie sich an alles, dass John Überstunden machte, an die Angst und den Zorn, an das Versprechen, das sie ihm abgenommen hatte, dass er alle zwei Stunden anrufen solle. Sie hatte beabsichtigt, wach zu bleiben, um zu sehen, ob er anrief, aber sie erinnerte sich, dass sie sich aufs Bett gelegt hatte, um sich auszuruhen, und das war’s offenbar gewesen. Idiotin, dachte sie.
    Zumindest hat er angerufen.
    Sie schwang die Beine über die Bettkante und richtete sich schwankend auf. Der Wein ließ die Reste des Traums in ihrem Kopf durcheinanderwirbeln, und die Welt schien sich leicht zur Seite zu neigen. Es war schwierig, sich im dunklen Flur zurechtzufinden, weil sich alles langsam drehte, und unterwegs stieß sie an die Wand, danach ans Treppengeländer und dann fand sie die Tür zum Arbeitszimmer zuerst nicht, denn sie tastete mit den flachen Händen die kalte Wand daneben ab. Drei oder vier verzweifelte Sekunden brauchte sie, um den Lichtschalter zu finden. Und noch einmal genauso lange, als sie dabei zusammenzuckte und sich im schmerzhaft grellen Licht die Augen rieb.
    Die ganze Zeit klingelte das Telefon weiter.
    »Hallo?«
    »Eileen?«
    Eine Männerstimme, doch es war nicht John.
    »Ja«, sagte sie. »Wer ist da?«
    »Detective Hunter«, sagte er. »Tut mir leid, dass ich so spät anrufe. Normalerweise würde ich Sie nicht stören.« Hunter. Sie sah das Bild von Johns unangenehmem Kollegen vor sich und runzelte die Stirn. Natürlich würde er sie normalerweise nicht stören – also was zum Teufel wollte er jetzt? Und warum war nicht John am Apparat …
    Sie erstarrte.Ihm ist etwas zugestoßen.
    Panik erfüllte sie, sofort verdrängten Sorgen und Liebe den Zorn wegen des Gefühls, vernachlässigt worden zu sein, wegen des Risikos, das er auf Kosten ihres gemeinsamen Lebens auf sich nahm. Wenn er verletzt war, wenn etwas passiert war … Andererseits, wenn etwas passiert wäre, würde nicht Hunter sie anrufen, sondern einer von seinem Team. Es musste also um …
    »James Reardon«, erinnerte sie sich. »Haben Sie ihn gefun- den?«
    »Noch nicht.«
    »Und was wollen Sie dann?«
    »Es geht um Ihren Mann.«
    In seiner Stimme lag ein unangenehm triumphierender Ton. Eileen schloss die Augen und spürte, wie sie in sich zusam- mensank. Sie wusste nicht genau, was als Nächstes kommen würde, aber plötzlich ahnte sie etwas.
    Hunter sagte: »Es gibt da etwas, das Sie wissen sollten, glaube ich.«
     
     
    4. Dezember
2 Stunden 40 Minuten bis Tagesanbruch
4:40 Uhr
     
    Mark
    Detective Inspector Alan White, Mercers direkter Vorgesetzter, war vielleicht etwas jünger als er. Das kommt ja manchmal vor. In jeder Organisation kommt ein Punkt, wo man nicht mehr automatisch befördert wird und sich aktiv bemühen muss, um weiter nach oben zu kommen. Mercer hätte das tun können, dessen war ich mir sicher, aber ihm gefiel es da, wo er war, wohingegen White sich mehr in die Politik eingemischt hatte und weiter aufgestiegen war. Aus kurzen Bemerkungen in Mercers Buch schloss ich, dass sie in der Vergangenheit gut miteinander ausgekommen waren und sich mit gegenseitigem Respekt behandelten, doch im Augenblick konnte dieses gute Einvernehmen nicht verhindern, dass White unglaublich verärgert aussah. Dieses gute Verhältnis konnte vielleicht einzig und allein seine Wut durch einen Anflug von Traurigkeit und Bedauern mildern, aber es würde ihn sicherlich nicht davon abhalten, seine Pflicht zu erfüllen.
    Ich wusste, dass Mercer an diesem Nachmittag White Bericht über den Stand der Dinge erstattet hatte, während ich die 50/50-Akte las, aber dies war das erste Mal, dass ich ihn zu Gesicht bekam. Er hatte schwarze Haare, Geheimratsecken und ein Gesicht, das merkwürdig dicklich, aber zugleich muskulös war. Seine dunkelbraunen Augen erschienen mir sogar auf einem Computerbildschirm und aus meilenweiter Entfernung einschüchternd.
    Wahrscheinlich hätten sie einem förmlich die Haut versengen können.
    »John«, wiederholte er. »Ich will wissen, was los ist. Heute früh hast du einen Einbruch übernommen. Den ganzen Tag schon erzählst du mir von einem Einbruch.«
    »Das ist der Fall, den wir bearbeiten, Alan …«
    »Nein, hör auf mit dem Scheiß, John. Ich schaue mir hier die Akte an und sehe einen Einbruch mit einer Menge Aktivitäten, von denen wir beide wissen, dass man mich darüber hätte informieren müssen. Und warum schaue ich

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