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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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bewegte, und sie musste ganz vorsichtig sein. Zuerst musste sie es beugen und dann langsam wieder strecken, vor und zurück, bis sie es ohne Schmerzen ganz ausstrecken konnte.
    Sie rieb ihre Oberschenkel, spürte aber nur einen dumpfen Druck, sie schienen so kalt und tot wie Fleisch in einer Kühltruhe. Ebenso ihre Handrücken zwischen Finger und Daumen. Sie rieb jede Hand jeweils mit der Handfläche der anderen, so gut es eben ging. Es brannte.
    Draußen schien es sehr still zu sein.
    Jodie stand auf, so gut sie konnte. Die Welt kippte etwas zur Seite. In ihrem Blickfeld erschienen Sterne, ihre Schulter stieß gegen die Wand.
    Ruhig!
    Sie zwang sich, langsam zu atmen, und bewegte sich dann wieder vorwärts, ein paar schlurfende Schrittchen, um die Tür zu erreichen. Sie hatte wenig Hoffnung, dass der Mann mit der Teufelsmaske sie entriegelt hatte und dann verschwunden war, aber immerhin war es möglich. Vielleicht würde sie die Tür öffnen, und ein ganzes Filmteam würde draußen stehen. Ihre Freunde und ihre Familie würden ihr applaudieren.
    Sie versetzte der Tür einen leichten Stoß; sie bewegte sich nicht. Die kleine Hoffnung fiel sofort in sich zusammen. Sie war größer gewesen, als sie sich zu glauben erlaubt hatte. Aber sie war immer noch eingeschlossen.
    Du musst weiter nachdenken.
    Die Ritze am Rand der Tür. Nervös kauerte sie sich etwas mehr zusammen und presste ihr Auge ans Loch. Halb erwartete sie, dass eine Nadel von der andern Seite durchgestoßen würde.
    Immer noch Nacht.
    Und der Mann war nicht fortgegangen. Er lag am Feuer, etwa zehn Meter vom Schuppen entfernt. Der große Stapel Feuerholz war jetzt kleiner geworden und der größte Teil des Bodens unter dem Eisenblech mit schwarzer und weißer Asche bedeckt. Es war eine Landschaft aus Staub und Zerfall mit einem kleinen verkohlten Holzhaufen in der Mitte. Der Mann lag diesseits des Feuers vor dem Schuppen, auf einer Art Decke ausgestreckt, mit dem Rücken zu ihr und mit leicht angezogenen Beinen.
    Schlief er?
    Es sah jedenfalls ganz danach aus, als schliefe er.
    Sie merkte sich jedes Detail, das sie sah. Es hatte jetzt aufgehört zu schneien, und sie sah seine Fußspuren auf dem Boden. Sie führten hauptsächlich in die Richtung, aus der sie ihn vorher zum Feuer hatte zurückkommen sehen, um den Schraubenzieher heiß zu machen. Scott musste irgendwo da drüben sein.
    Oder jedenfalls seine Leiche.
    Sei stark.
    Aber wie konnte sie stark sein? Sie war hier eingeschlossen, einem Psychopathen ausgeliefert, der ihren Freund gefoltert hatte und jetzt gelassen am Lagerfeuer zu schlafen schien. Wie konnte er so etwas tun? War er erschöpft von dem, was er mit Scott gemacht hatte? Sie konnte es nicht ertragen. Sie trat von der Tür zurück und setzte sich auf den Steinhaufen, wo sie während der Nacht gesessen hatte.
    Sei stark.
    Nein, sagte sie zu der Stimme. Das war jetzt alles vorbei. Sie konnte die Tür nicht aufbrechen. Selbst wenn sie es könnte, würde er aufwachen und Eisenstücke heiß machen und sich damit über sie hermachen. Und was auch immer geschehen mochte, er würde irgendwann aufwachen.
    Denk nach. Du bist noch nicht erledigt.
    Verzweifelt sah sie die Tür an und beobachtete den flackernden Feuerschein am Rand. Und sie dachte: Wieso bin ich noch nicht erledigt? Was soll ich denn tun, damit das nicht geschieht?
    Im Moment hatte die Stimme keine Antwort darauf.
     
     
    4. Dezember
2 Stunden 20 Minuten bis Tagesanbruch
5:00 Uhr
     
    Mark
    Der Polizist, der vom Waldrand aus angerufen hatte, hieß Bates. Er war sehr jung und sah müde aus, halb erfroren und voller Panik; ich war also so geduldig wie möglich und versicherte ihm, alles sei in Ordnung. Er müsse nur herausfinden, was genau passiert sei, und mich auf dem Laufenden halten, sagte ich. Er nickte und tat nichts.
    »Das heißt jetzt gleich.«
    Diesmal nickte er nicht, rannte aber wenigstens los, um zu sehen, ob es Neuigkeiten gab.
    Ich stand auf und ging im Büro auf und ab. Das Ganze hatte sich zu einer Katastrophe jenseits jeglicher Vorstellung entwickelt.
    Vor dem Bericht über Pete war Mercer in Schwierigkeiten gewesen, aber wenigstens war er bereit gewesen, sich nach Hause aufzumachen. Wir hatten die Dinge nicht mehr in der Hand. Jetzt hatte er sich ohne Zweifel auf den Weg in den Wald gemacht. Gott weiß, was er erreichen zu können glaubte. Wahrscheinlich dachte er überhaupt nicht groß nach. Ein weiteres Mitglied seines Teams war verletzt, möglicherweise getötet

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