Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
Vom Netzwerk:
gleich wieder da.«
    »Ja, Sir …«
    Ich wollte nicht länger mit Officer Bates sprechen, also minimierte ich das Fenster, ließ aber die Verbindung bestehen. Dann saß ich da, atmete langsam und versuchte, mich zu fangen.
    Ich konnte nichts tun. Es lag nicht mehr in meiner Hand. Das sagte ich mir immer wieder. Aber ich glaubte es nicht. Ich sollte die Fakten des Tages für Hunter zusammenfassen, aber stattdessen starrte ich auf die Karte. Sie wurde auf dem Schirm abermals aktualisiert. Alle bewegten sich ein bisschen weiter weg von ihr. Von Jodie und Reardon.
    Wir werden sie finden.
    Jegliche Müdigkeit war jetzt verschwunden. Ja, mein Herz stand unter Strom. Es schlug so heftig, wie es das immer tat, wenn ich an Lise dachte und an das, was an jenem Tag geschehen war. Das gleiche rasende Angstgefühl, das ich hatte, wenn ich den Vorfall in meinem Kopf noch einmal erlebte, der unerbittlich dazu führte, dass ich sie verlor, dass sie nicht mehr da war.
    Jodie wird nichts passieren.
    Ganz bestimmt nicht.
    Plötzlich griff ich nach dem Foto von Jodie auf dem Schreibtisch, das wir aus Scotts Geldbeutel genommen hatten.
    Es erinnerte mich daran, dass wir nur Bilder von glücklichen Zeiten machen und dass sie für sich allein uns gar nichts sagen. Scott trug dieses Foto mit sich herum, ohne zu wissen, dass Jodie eine Affäre hatte.
    Ich fragte mich, was für Geheimnisse das Bild barg, das auf der Hochzeit der Roseneils aufgenommen wurde. Ich überlegte, welche Geheimnisse Lise mir wohl vorenthalten hatte.
    Während ich immer noch das Foto von Jodie betrachtete, dachte ich über Lise nach. In der Kantine hatte Greg die Vermutung geäußert, dass ich kein Mädchen hätte, das ich durchs ganze Land mitschleppen konnte, aber in Wirklichkeit wäre nichts weiter von der Wahrheit entfernt gewesen. Es war tatsächlich so, dass sie mich jede Minute der Reise begleitet hatte, genauso wie an jedem anderen Tag in den letzten sechs Monaten. In der einen oder anderen Form war sie im Lauf des Tages immer wieder aufgetaucht. Nach meinem ersten Gespräch mit Scott hatte ich befürchtet, ich würde mich vielleicht zu sehr in ihn hineinversetzen. In Wirklichkeit war das nicht zu vermeiden.
    Ich schloss die Augen.
    Das Bild, das ich vor mir sah, zeigte Daniel Roseneil. Sein zerschlagenes Gesicht, als er mit gesenktem Kopf seine stockende Aussage machte, die Gipfel des Grauens, die aus dem Nebel seiner Erinnerung auftauchten. Nachdem ich das gesehen hatte, war mir klar, dass ich es ihm nicht verdenken konnte, sich nicht daran zu erinnern. Ich hatte darüber nachgedacht, wie oft wir anderen sagen, wir könnten nicht ohne sie leben, würden für sie sterben und alles für sie tun. Und darüber, wie selten wir für diese Versprechungen beim Wort genommen werden. Was die Opfer betraf, die zurückblieben, machte ich keinem einen Vorwurf, dass sie sich erlaubten, zu vergessen. Natürlich nicht.
    Ich machte die Augen auf und sah wieder das Foto von Jodie vor mir.
    Aber Scott war in einer Hinsicht anders als Daniel, oder? Und auch anders als ich.
    Meine Finger zuckten, als wollten sie etwas aus eigenem Antrieb tun.
    Scott hatte sie nicht verloren. Noch nicht.
    Mercer hatte nur ein bisschen mehr Zutrauen verlangt. Zu spät wurde klar, dass ich es gefunden hatte. Jodie lebt noch, dort in diesem Wald. Das Gefühl der Panik nahm zu. Wieder Bewegung auf dem Bildschirm, die Kreise waren jetzt fast alle an der Straße, und die Panik wuchs.
    Diesmal ließ ich meine Hand tun, was sie wollte. Meine Finger fanden den Tischrand, und ich schob meinen Stuhl zurück und stand zu schnell auf. Vielleicht würde ich Schwierigkeiten bekommen, aber daran wollte ich jetzt nicht denken. Ich wollte nicht untätig hier herumstehen. Nicht noch einmal.
    Vielleicht war es noch nicht zu spät.
    Zum ersten Mal an diesem Tag wusste ich genau, was ich tun musste.
     
     
    4. Dezember
2 Stunden 15 Minuten bis Tagesanbruch
5:05 Uhr
     
    Scott
    »Du bist nicht hier«, sagte Scott. »Ich weiß, was du bist und woher du kommst. Du warst nie hier.«
    Im Traum war er wieder in seinem Wohnzimmer, saß gemütlich auf der Couch. An der gegenüberliegenden Wand war eine große Uhr, die da nicht hingehörte. Der Minutenzeiger lief tickend im Kreis, aber viel zu schnell. Er konnte richtig sehen, wie er sich bewegte.
    Sechs Uhr.
    Eine Minute nach sechs.
    Zwei Minuten.
    Der Mann mit der Teufelsmaske – bloß ein Mann, ein Mann mit einer Maske – hockte vor ihm und stützte sich mit den

Weitere Kostenlose Bücher