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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Profil wie Vermutungen. Vorläufige Gedanken, die ein schwarzes Loch umkreisten, voller Angst, es zu berühren.
     
     
    3. Dezember
15 Stunden 50 Minuten bis Tagesanbruch
16:30 Uhr
     
    Jodie
    Der Weg durch den Wald war mit den Überbleibseln des Herbstes übersät, ein Brei aus roten Blättern, zwischen denen dunkelbrauner Matsch hochquoll. Ihre Schuhe sanken ein und ließen sie straucheln. Auf diesem Boden blieben ihre Schuhe entweder fast im Schlamm stecken, oder er glitt ihr unter den Füßen weg, doch sie ging so schnell wie möglich, um direkt hinter Scott zu bleiben, mit ausgestreckten Händen, um ihn aufzufangen, falls er ausrutschen sollte.
    Jodie hatte sich nie für praktisch oder vernünftig gehalten und war überrascht, wie ruhig sie jetzt war. Trotz des Mannes mit dem Messer und obwohl ihre Hände vor ihrem Körper in Handschellen steckten.
    Die Stimme in ihrem Kopf sagte ihr immer wieder, was sie tun sollte, und im Augenblick riet sie ihr, sich darauf zu konzentrieren, nicht den Halt zu verlieren, sich möglichst jede Einzelheit zu merken und sich vor allem um Scott zu kümmern. Auch seine Hände steckten in Handschellen, aber der Mann hatte ihm zusätzlich eine schwarze Tüte über den Kopf gestülpt, und so sah er nicht einmal den schlüpfrigen Boden, auf dem er ging. Die Tüte schien ihm alle Entschlossenheit und Kraft genommen zu haben. Er tappte vor Jodie her und war geschlagen, ein Mann, der stolpernd zu seiner eigenen Hinrichtung ging.
    Er braucht dich, sagte die Stimme immer wieder. Kümmere dich um ihn. Eins nach dem anderen.
    Die Stimme war beruhigend und vernünftig; Jodie ermunterte sie, weiterzusprechen, und hielt sich an ihren Rat. Wenn die Stimme verstummte, würde sich an ihrer Stelle Panik ausbreiten. Solange die Stimme immer weitersprach, musste sie nicht darüber nachdenken, was mit ihnen geschah. Stattdessen konnte sie das Geschehen auf bestimmte Augenblicke und Hindernisse reduzieren und wäre damit beschäftigt, sich ein Problem nach dem anderen vorzunehmen.
    Eins nach dem anderen.
    Beobachten. Sich den Weg merken. Sich um Scott kümmern.
    Sie warf einen Blick nach rechts und sah einen dicken schwarzen Baum auf einem Erdbuckel. Der Boden war teigig, wie Tonerde zum Töpfern. Riesige Wurzeln streckten sich über den Weg, und dünne Zweige hingen von oben herab wie altes Haar. Diesen Baum würde sie sich merken. Frischere Blätter auf dem Boden wiesen wie leuchtend rote Pfeile auf ihn hin.
    Wenn nötig, warnte die Stimme, solltest du so tun, als könntest du dich an nichts erinnern.
    Diese praktische, vernünftige Stimme war nicht gleich von Anfang an da gewesen. Zuerst war Jodie nur von Angst und Panik erfüllt. Sie hatte Emotionen gefühlt, die einzugestehen sie sich selbst jetzt noch fürchtete. Nach dem Überfall auf dem Grundstück war sie erst wieder richtig wach geworden, als sie auf einer harten gebogenen Metallfläche lag und stechenden Dieselgestank einatmete. Sie lag verkrampft und gekrümmt da. Handgelenke und Schultern taten ihr weh, ihr Kopf schien sich an einer Seite auszudehnen und zusammenzuziehen.
    Sie hatte die Augen aufgemacht und sah Rost und Stricke, dann vibrierte alles, als die Schlaglöcher auf der Straße die Stoßdämpfer des Lieferwagens durchrüttelten.
    Das ist kein Krankenwagen.
    Sie hatte das vage Gefühl, dass es einen Unfall gegeben hatte, es wäre also logisch, wenn sie in einem Krankenwagen wäre. Ihr Gedächtnis kam langsam wieder und unterstrich mit immer schwärzeren Linien den im Hintergrund lauernden Eindruck, dass irgendetwas ganz schrecklich schiefgelaufen war. Das Baby. Der Mann mit der Teufelsmaske. Dann sah sie die Zeichnung auf der gegenüberliegenden Seite des Wagens an der weißen Innenwand und geriet allmählich in Panik. Vergewaltigung, dachte sie. Folter. Und Schlimmeres. Ihr Denken lotete die Tiefen ihrer Vorstellungskraft aus und brachte Schrecken und Greuel herauf. Sie war schockiert, dass sie sich so etwas überhaupt vorstellen konnte.
    Wegen des Knebels konnte sie nicht rufen, doch sie lehnte sich ein bisschen zurück und konnte das Dach des Kastenwagens und den oberen Rand der Vordersitze sehen. Sie konnte den Hinterkopf des Fahrers erkennen und die auf dem Kopf stehende Stadtlandschaft mit dem Himmel, die hinter der Windschutzscheibe beim Fahren hin und her schwankte. Auch das Baby hörte sie immer noch weinen. Der aus ihrer Sicht auf dem Kopf stehende Mann wandte den Kopf, griff auf den Beifahrersitz hinüber und redete

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