Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
Vom Netzwerk:
wollten nicht aufhören zu laufen. Sie versuchte, zu Falk zu gelangen, aber einer der Krieger drängte sein Pferd zwischen sie und ihren Mann, sodass sie schluchzend stehen bleiben musste. Hand in Hand stand sie nun mit Rachel da, ihre Familien nur wenige Schritte entfernt und doch unerreichbar.
    Zwei Krieger kletterten nochmals auf die Wagen. Einer reichte Gegenstände vom Eselskarren auf das andere Fuhrwerk hinüber. Offensichtlich wollten sie nur den Pferdewagen mitnehmen. Der andere warf den beiden Frauen zwei Decken zu. Dann gruppierten sich die Krieger um den Wagen, ohne Finja und Rachel auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Gleich würden sie aufbrechen.
    „Wir werden zurückkommen, ich verspreche es Dir! Heil und unversehrt, ich verspreche es“, Falk gab sich die größte Mühe, seinen Worten Zuversicht zu verleihen, und es gelang im sogar ein wenig. Quentin weinte leise vor sich hin.
    Finja nickte, ebenfalls weinend. „Ich weiß, Falk. Wir werden zuhause auf Euch warten. Pass bitte gut auf Quentin auf, ja?“
    „Das mache ich, Finja. Bestimmt! Denk immer daran: Wir werden zurückkommen!“
    Einer der Krieger schlug dem Pferd hart auf die Kruppe, und mit einem Ruck legte es sich ins Geschirr. Die vier Gefangenen schoben an beiden Seiten mit, und so kam das Fuhrwerk langsam aus dem Schlamm heraus. Bevor sie um die nächste Kurve bogen, drehte Quentin sich noch einmal zu Finja um und rief aus vollem Hals und mit Tränen in den Augen: „Wir werden alle wiederkommen, so wie Falk gesagt hat! Wir werden wiederkommen!“ Mit einem Ruck straffte sich das Seil, mit dem er an den Wagen gebunden war, und riss ihn nach vorn. Quentin stolperte, konnte sich aber gerade noch auf den Füßen halten. Ein letzter Blick zurück, dann waren sie hinter der Biegung verschwunden.
    Finja und Rachel standen noch eine Weile wie angewurzelt da und starrten auf die Spuren, in denen sich langsam das Regenwasser sammelte. Dann nahmen sie sich gegenseitig in die Arme und weinten.

Adinas Entdeckung
    Am späten Nachmittag kam Adina über einen Hügel und hatte ihr nächstes Ziel vor sich. Ein kleines Dorf, etwas nordwestlich von Alm. Auch hier waren die
Horden
offenbar durchgekommen, mehr als die Hälfte der Häuser war zu ausgebrannten Trümmerhaufen verkohlt.
    Nachdenklich musterte Adina die vor sich liegenden Häuser.
Irgendetwas stimmt hier nicht
, dachte sie bei sich und verharrte noch ein paar Augenblicke auf der Stelle. Dann wusste sie, was sie gestört hatte: Trotz des Regens stieg bei den unversehrten Häusern kein Rauch aus dem Schornstein.
    War das Dorf verlassen? Nach dem, was sie sah und von Amina erfahren hatte, musste der Überfall schon einige Tage her sein. Aber niemand war auf der Straße zu sehen, niemand räumte auf oder suchte in den Trümmern nach brauchbaren Gegenständen. Vorsichtig ging Adina weiter.
    Sie betrat das erste Haus. Stille. Niemand da. Die wenigen Möbel zerschlagen oder umgestürzt. Hier war sicher seit Tagen kein Mensch gewesen. Im nächsten Haus dasselbe Bild. Langsam wurde es Adina unheimlich. Auch in den folgenden Behausungen änderte sich nichts. Nirgendwo ein Mensch.
    Dann machte Adina vor dem vorletzten Haus eine schaurige Entdeckung. Zwei reglose Menschen lagen in der Nähe der Haustür. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus, aber dann nahm sie ihren Mut zusammen und ging hin. Nach einem kurzen Blick aus der Nähe wusste sie auch ohne weitere Untersuchung Bescheid: Diese beiden hatten sich offenbar gegen die
Horden
zur Wehr gesetzt und das gleiche Schicksal erlitten, das sie viel zu oft auch in Alm gesehen hatte. Der Mann und die Frau, beide in etwa dreißig Jahre alt, vielleicht sogar Eheleute, waren erschlagen worden.
    Schon wollte Adina nach einem flüchtigen Blick ins Innere noch schnell das letzte Haus untersuchen, um sich anschließend der traurigen Aufgabe zuzuwenden, den Toten ihre letzte Ruhestätte zu bereiten, da spürte sie mehr, als sie es sehen konnte, eine Bewegung im Halbdunkel des Gebäudes.
     
    #
     
    Mit einem katzenhaften Sprung war Adina aus dem Bereich vor der Haustür verschwunden. Die Finger ihrer linken Hand bewegten sich langsam, und in ihrer Handfläche entstand eine kleine bläuliche, nervös ins Weiße pulsierende Kugel.
In Ordnung, komm schon raus! Dann wirst Du Dein blaues Wunder erleben!
, machte sie sich selbst ein bisschen Mut. Aber auch wenn sie im Moment ein wenig Angst hatte: Einem einzelnen Gegner war sie mit ihrer Zauberkraft tatsächlich mehr

Weitere Kostenlose Bücher