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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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anderen, die über Balsberg hergefallen sind.“
    Medards Vater nickte. „Ich mag gar nicht daran denken, wie es jetzt dort aussieht. Und auch nicht daran, was mit uns noch geschehen soll ...“
    „Nur Mut“, Falk richtete sich ein bisschen auf. „Wenn sie uns hätten erschlagen wollen, dann hätten sie das schon längst gemacht. Wir werden für irgendetwas gebraucht, für was auch immer. Sie werden uns bestimmt am Leben lassen.“
     
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    „Das glaubt Ihr nicht!“, platzte Amina heraus. Auch die restlichen aus dem
Kreis der Vierzehn
schauten recht verdattert drein.
    Amina berichtete die seltsame Geschichte, die Adina ihr gerade erzählt hatte. „Und sie sagt, es wäre doch sehr unwahrscheinlich, dass noch jemand zurückkommen würde, wo doch das Dorf schon vor mehreren Tagen überfallen wurde. Und dass sie deshalb das Mädchen mitnehmen will.“
    Korbinian war zunächst einmal sprachlos. Hilfesuchend blickte er in die Runde, doch er konnte keinen Rat in den Gesichtern entdecken. Dann schüttelte er langsam den Kopf. „Auf gar keinen Fall. Sie soll es im nächsten Dorf irgendeiner Familie in Betreuung geben.“
    „Das wird ihr nicht gefallen.“ Amina sah Korbinian zweifelnd an. „Ich kenne meine Schwester und ihren Dickkopf. Du wirst sehen, da macht sie nicht mit.“
     
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    Kurz vor Anbruch der Nacht stieß die Hauptstreitmacht der
Horden
zu der kleinen Gruppe mit Quentin und den anderen Gefangenen. Dass sie bald kommen würden, hatten sie schon geahnt, als am Horizont, dort, wo Balsberg liegen musste, dicker schwarzer Rauch aufstieg. Die Plünderer hatten offenbar ihr grausiges Werk vollendet.
    Nun sah Quentin zum ersten Mal den Anführer der fremden Krieger. Stolz ritt er an der Spitze seiner Kämpfer. Er war ähnlich klein wie sie alle, trug einen beachtlich langen schwarzen Zopf auf dem Rücken und so wie der Rest der Plünderer lederne Kleidung mit eisernen Verstärkungen auf den Schultern, an der Brust und am Rücken. Ein eiserner Helm bedeckte sein Haupt. Obenauf war eine Quaste aus hellem Haar befestigt, die ihm bis über die Schulter hinunterhing, scheinbar aus einem Pferdeschweif gefertigt.
    Sein Gesicht war wie aus Fels gemeißelt. Steinharte Gesichtszüge, die von einer langen Narbe von der linken Schläfe quer über die Nase bis zum rechten Ohransatz in zwei Hälften geteilt wurde. Seine kleinen schwarzen Augen huschten aufmerksam hin und her und suchten ständig das Gelände nach Gefahren und unliebsamen Überraschungen ab. Die Grausamkeit, die Quentin und die anderen über die
Horden
gehört und im Wald auch selbst erlebt hatten, stand ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben.
    Der Anführer musterte die vier Gefangenen mit stechendem Blick. Dann nickte er anerkennend dem Trupp zu, der sie gefangen genommen hatte. Das war alles, aber auf den Gesichtern ihrer Häscher breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus.
    Die Streitmacht zog still an ihnen vorbei. Am Ende kam der Tross mit den Gefangenen. Einige konnten sich gerade noch auf den Beinen halten. Sie wurden scheinbar nur noch von den Fesseln an den Fuhrwerken aufrecht gehalten und vorwärts gezogen. Quentin ahnte nichts Gutes, was ihre Gefangenschaft anging.
    Am Schluss der langen Schlange von Verschleppten wurde ihr Fuhrwerk eingereiht. Bis tief in die Nacht ging es über die aufgeweichten Wege Richtung Nordwesten weiter. Irgendwann wurden sie in einem Wald vom Weg weggeführt. Alle Fuhrwerke wurden unter den Bäumen in einem Kreis aufgefahren, die Krieger lagerten sich in einem weiteren Kreis um die Gefangenen herum.
    Feuer wurden angezündet und Essen gekocht. Quentin und alle anderen blieben gefesselt an den Wagen stehen, bis einige Krieger sie losmachten, damit sie essen konnten. Es gab eine dünne Suppe. Kein Brot, kein Fleisch. Schnell hatten sie von den anderen Gefangenen erfahren, dass das alles war, was sie zu essen bekommen würden. Morgens eine Suppe, abends dasselbe. Zwischendurch etwas Wasser. Sonst nichts. Das erklärte auch den schlechten Zustand, in dem sich einige befanden. Das Essen erhielt sie am Leben, raubte ihnen aber die Kraft, die sie zum Widerstand, geschweige denn für eine Flucht gebraucht hätten. Ein teuflischer Plan!
     
    Nach dem Essen mussten sie sich unter die Wagen setzen. Es gab keine Decken. Quentin versuchte, in den dichten Wolken den Septembervollmond auszumachen, aber außer einem etwas helleren Fleck im dunklen Grau war nichts zu erkennen. Es würde eine lange, kalte Nacht

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