Der 7. Lehrling (German Edition)
war, oder sind noch mehr von ihnen hier?“
„Ich weiß nicht, ich habe niemanden sonst gesehen.“
„Und ist sie noch da?“
Quentin horchte in sich hinein. „Ja, ich kann sie noch spüren.“
Falk sah sich um, aber er konnte nichts entdecken, was auf eine Befreiung hindeutete. Er ging rasch so weit am Wagen nach vorn, wie seine Fesseln es ihm erlaubten, und flüsterte Medard und seinem Vater zu: „Quentin hat jemanden oben in den Felsen gesehen. Ich weiß nicht, ob es schon so weit ist oder ob es nur eine Späherin war, aber macht euch auf jeden Fall bereit.“
Medards Vater nickte, ohne den Blick zu wenden, und begann, seine gefesselten Handgelenke zu bewegen, um das Blut besser fließen zu lassen. Wenn es jetzt losging, würde er nicht untätig herumstehen!
Meara lehnte sich in ihrem Versteck zufrieden an die Felswand zurück. Sie hatte ihn gesehen – und er hatte sie offenbar als Hexe erkannt. Ein pfiffiger Junge!
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Minute um Minute verging. Der Pass lag schon ein kleines Stück hinter ihnen, als Falk einen fragenden Blick zu Quentin hinüberwarf. Der schüttelte enttäuscht den Kopf. „Nichts. Ich spüre nichts mehr.“
„Macht nichts, Quentin“, tröstete Falk seinen Lehrling. „Sie war bestimmt ein Späher.“ Dann machte er wieder ein paar schnelle Schritte nach vorn und flüsterte Medards Vater zu: „In dem Gelände können sie nie und nimmer einen Überfall machen. Es wird so sein, wie ich vorhin gesagt habe. Eine Späherin.“ Dann ließ er sich wieder zurückfallen.
Quentin trottete mit enttäuschter Miene vor sich hin. Falk verstand das Dilemma ein wenig, in dem der Junge sich gerade befand, und versuchte ihn aufzumuntern. „Quentin, sei nicht traurig. Immerhin wissen wir jetzt, dass außer York noch mehr da sind. Bestimmt sind noch nicht alle da, und wir müssen deshalb noch warten. Hab Geduld.“
Quentin sah Falk an. „Ja, bestimmt habt Ihr Recht!“ Der Weg fiel ihm wieder ein wenig leichter, und kaum waren die dunklen Wolken aus seinen Gedanken verflogen, träumte er schon wieder von dem wundervollen Gesicht, das ihn unter der Kapuze hervor angeschaut hatte. Ob alle Hexen so hübsch waren?
Den Rest des Tages konnte er seinen Fesseln mehrmals dankbar sein, weil sie ihn davon bewahrten, der Länge nach hinzufallen, wenn er einmal mehr über etwas stolperte, das er vor lauter blonden Haaren und grauen Augen nicht gesehen hatte.
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Korbinian war damit beschäftigt, den nächsten Trupp einzuweisen, der zur Befreiung aufbrechen sollte. Die Magier würden sich heute noch mit allen notwendigen Dingen versorgen und morgen früh losreiten.
Durch die Fenster tauchte die untergehende Sonne das Convenium in flammendrote Farben. Der Sommer hatte sich auf würdige Weise mit einem heißen Tag verabschiedet. Das bedeutete nicht, dass es in diesem Jahr keine heißen Tage mehr geben würde, aber heute war Tag-und-Nacht-Gleiche und das bedeutete, dass morgen der Herbst begann.
Draußen in den Gärten waren die Äpfel reif und leuchteten mit der Sonne um die Wette. Ein Teil der zurückkehrenden Sucher war sofort für die Arbeit in den Gärten und den Feldern eingeteilt worden. Alles war in den vergangenen Wochen liegen geblieben. Vieles war vertrocknet oder am Strauch verdorben – die wenigen, die in Filitosa geblieben waren, konnten die Fülle an Früchten weder aufessen, noch alles ernten. Jetzt wurde gerettet, was noch zu retten war.
Die Küche machte Doppelschichten in voller Besetzung. Während am Vormittag das Essen für den Tag vorbereitet wurde, vergingen die Nachmittage mit dem Putzen und Einkochen von Birnen, Gurken, Tomaten, Roten Beeten und Bohnen in Gläsern, dem Einlagern von Äpfeln in schier endlosen Holzregalen, dem Verpacken von Möhren, Kohlrabi, Petersilenwurzeln und Pastinaken in Sandkisten, von Kartoffeln in großen Schütten, dem Kleinschneiden, Einsalzen und Lagern von Weiß- und Spitzkohl in großen Fässern, dem Bündeln, Flechten und Aufhängen von Zwiebeln und Knoblauch ... Die Arbeit nahm einfach kein Ende, aber wenn die Magier im Winter nichts aus den umliegenden Dörfern zukaufen wollten, mussten sie sich jetzt richtig anstrengen.
Einzig das Getreide war noch nicht ganz reif, der anhaltende Regen hatte den Erntezeitpunkt noch etwas hinausgezögert. Das bescherte den Bauern allerdings keine Freizeit, denn sie halfen natürlich den anderen in den Gärten.
Die Tag-und-Nacht-Gleiche sollte wie in jedem Jahr gefeiert werden. Sicher würde
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