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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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Wetter freuen. Der Wind scheint auf Nordost bleiben zu wollen. Nicht gut, nicht gut ... Immerhin“, versuchte er einen schwachen Trost, „die Bauern wird es freuen, die haben jetzt eine kleine Pause, bevor sie mit dem Pflügen beginnen müssen.“
    Sie gingen ins Wohnhaus hinüber, wo Finja sie mit dem Abendessen ein wenig aufmuntern konnte.
     
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    Am nächsten Morgen wachte Quentin frohgemut auf. Es war Sonntag! Er sprang aus dem Bett und lief eilig zum Fenster. Als er jedoch den Vorhang beiseite zog, wurde seine Laune sofort wieder schlechter: Es regnete immer noch.
    Missmutig wusch er sich und zog sich an. Dann ging er zum Frühstück hinunter. Finja saß über einem dicken Buch und schrieb etwas hinein. „Guten Morgen, Quentin“, begrüßte sie ihn. „Lust auf Frühstück?“
    Quentin nickte und sagte: „Ja, gern. Euch auch einen guten Morgen. Was macht Ihr da?“
    „Ich führe die Bücher für die Mühle. So wissen wir immer, was wir eingenommen und ausgegeben haben.“
    „Wofür ist das gut?“
    Finja lachte, während sie Brot abschnitt. „Ich versuche es Dir zu erklären. Wir mahlen ja normalerweise das Korn für die Bauern und geben ihnen das Mehl zurück. Dafür bekommen wir Geld. Wenn wir jedoch selbst Korn kaufen, um das Mehl weiterzuverkaufen, können wir mehr Geld verdienen. Dazu muss man aber wissen, wie viel Geld man eigentlich übrig hat, denn sonst hat man zwar die ganze Mühle voller Getreide, kann sich aber nichts mehr zu essen kaufen. Klar?“
    Quentin nickte zweifelnd.
    „Anderes Beispiel. Es kann sein, dass ein Bauer uns erst bezahlen kann, wenn er sein Mehl weiterverkauft hat. Das ist gar nicht so selten, besonders in schlechten Jahren. Wenn ich das nicht aufschreiben würde, dann würde uns sicher der eine oder andere mit seiner Schuld durchrutschen. So aber weiß ich immer, von wem wir noch etwas bekommen.“
    Jetzt nickte Quentin schon verständiger. „Dann ist das ziemlich wichtig, was Ihr da macht, oder?“
    Finja lachte wieder. „Ja, ich denke schon. Es mussten schon viele gute Handwerker ihren Betrieb schließen, weil am Ende das Geld fehlte. Und viele von denen rätseln heute noch, warum das so war.“
    Quentin kaute nachdenklich. „Finja, könnt Ihr mir beibringen, wie man schreibt?“
    „Gern mache ich das. Das Wetter taugt eh zu nichts anderem. Also lass uns heute Nachmittag anfangen, bis dahin bin ich mit meiner Arbeit hier fertig. In Ordnung?“
    Quentin strahlte. „In Ordnung!“
     
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    Milan winkte den beiden anderen Gesellen nach, als sie ihre Pferde weiter nach Norden lenkten. Er war an seinem Ausgangspunkt angekommen.
    Die letzte Nacht war nicht wirklich erholsam gewesen. Den Pferden zuliebe hatten sie spät abends in einem alten Heuschober Unterschlupf gesucht. Das Dach war löchrig, das Heu klamm und der Schlaf entsprechend ungemütlich. Deshalb waren sie auch bereits seit Tagesanbruch wieder unterwegs.
    Milan suchte ein wenig Schutz unter einer hohen Kastanie. Dort packte er seine Karte aus. Sein Weg verlief zuerst nach Südosten, dann wieder direkt nach Norden. Insgesamt drei Orte waren für heute eingeplant.
    Also los. Je eher er im dritten Ort war, desto eher konnte er seine Sachen trocknen. Er klopfte dem Rappen aufmunternd an die Halsseite. Dann ging es wieder hinaus in den Regen.
     
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    Amina nippte von dem Tee, der wie immer auf dem kleinen Tisch am Fenster bereitstand.
Wo Milan jetzt wohl ist?
, dachte sie und sah aus den kleinen Scheiben in den Regen hinaus.
    „Na, denkst Du über Milan nach?“, forschte Linnea. Dann fuhr sie mit einem wissenden Lächeln fort: „Keine Angst, Du wirst ihn zwar erst in einigen Wochen wiedersehen, aber Kontakt wirst Du viel eher mit ihm haben.“
    „Wie meinst Du das?“
    „Nun, wenn wir Deine Konzentration und Krafteinteilung allmählich unter Kontrolle haben, werden wir ja auch die Kontaktaufnahme üben. Was liegt dabei näher, als mit denen zu beginnen, die Dir ohnehin sehr wichtig sind? Wir werden uns auch bei diesem Thema von den einfachen zu den schwierigeren Sachen vorarbeiten.“
    Amina fiel ihr um den Hals. „Oh, wunderbar! Heute schon?“
    Linnea drückte sie sanft wieder von sich. „Nein, sicher nicht heute. In ein paar Tagen, wenn ich nicht mehr ständig darauf aufpassen muss, dass Du meinen Haushalt mit Deinem Temperament verwüsten willst.“
    Amina schluckte. Sie erinnerte sich an den gestrigen Tag, an dem sie einen Stuhl über dem Boden schweben lassen sollte. Stattdessen hatte sie

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