Der 7. Rabe (German Edition)
aus seinem zugebundenen Schnabel drang ein ersticktes Krächzen, als er sich aufplusterte. Farres sah ihn warnend an und verwandelte sich in menschliche Gestalt.
„Wag es nicht auf mein Bett zu scheißen“, sagte er drohend, was Raj mit einem nachtschwarzen Blick kommentierte. Wie eine schwarze Pusteblume hockte er vor ihm, sichtlich ermattet und am Ende seiner Kräfte. Bestimmt würde er Wasser brauchen, einen frischen Verband und etwas zu essen. Farres seufzte. Er würde noch lange keine Ruhe finden. Gefangene bedeuteten immer auch Verantwortung.
„Ich bin gleich wieder zurück. Wag es nicht, dich aus diesem Zimmer zu bewegen. Du magst zwar jetzt meinen Geruch tragen, das bedeutet allerdings nicht, dass du unversehrt bleibst, wenn du durch diese Feste wanderst. Hast du mich verstanden?“
Halbherzig hackte Raj auf die Decke ein, auf der er saß, und Farres verstand den Wink. Er löste den Stoffsteifen, mit dem er Raj den Schnabel zugebunden hatte und verließ dann den Raum, um alles Notwendige zu besorgen, was zwei erschöpfte Männer gebrauchen konnten.
Als er wenig später mit einem voll beladenen Tablett zurückkehrte, bot sich ihm ein Bild, das er schon eine ganze Weile nicht mehr hatte genießen dürfen: Ein junger Mann lag bäuchlings auf seinem Bett. Während sich Farres um eine Mahlzeit gekümmert hatte, musste sich Raj ebenfalls verwandelt haben. Da er sich nicht die Mühe gemacht hatte, dem Raben nach der Markierung die nasse Hose wieder überzustreifen, war der nun nackt. Raj hatte sein Gewicht auf die linke Seite verlagert, um den Druck von seinen schwersten Verletzungen zu nehmen und musste so eingeschlafen sein. Regenwasser tropfte aus seinen schwarzen Haaren in die Felle. Leise stellte Farres das Tablett ab und trat näher, um seinen Gefangenen genauer zu betrachten. Tatsächlich war der Rabe klein, besaß dennoch einen gut definierten Körper mit schön geformten Brustmuskeln und kräftige Armen, wie ihm bereits beim Markieren aufgefallen war. Schade, dass Raj kein Wolf war. Farres erstarrte. Was bekam er denn da für unsinnige Gedanken? Noch vor wenigen Stunden hatte er von Farouche verlangt, dass dieser dem Raben die Gurgel herausriss.
Behutsam zupfte er an dem schlecht sitzenden Verband und entblößte die Stichwunden auf Rajs Rücken. Es wäre seine Aufgabe gewesen, ihn flugunfähig zu machen. Aber Farres wusste mittlerweile, wie man sich fühlte, wenn man ein Krüppel war. Das hatte er dem Raben nicht antun können. Mitleid hatte seinen Hass in diesem Moment zum Schweigen gebracht und die Tatsache, dass in Raj keine Boshaftigkeit zu lauern schien.
Er beugte sich über die Verletzungen und roch an ihnen. Noch hatte sich nichts entzündet. Sicherlich hatte das Wasser der Nande und der sturzbachähnliche Regen die Stiche genügend ausgewaschen und gesäubert. Auch der warme Geruch von Rajs Körper stieg ihm in die Nase und er erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, als er dieses Hühnchen zum Markieren in seine Arme gezogen hatte. Viel zu gut … Die Bisswunde an der Halsbeuge hatte sich blaurot verfärbt. Da war er wohl ein bisschen zu leidenschaftlich gewesen.
Hm, sollte er ihn wecken oder lieber schlafen lassen? Farres musste selbst gähnen und grinste dann schief. Die Mahlzeit konnte warten, der Schlaf wollte es offenbar nicht. Binnen eines Herzschlages hatte er sich erneut in einen Wolf verwandelt und sprang auf das Bett. An Rajs Seite ließ er sich nieder und stützte ihn ein wenig mit seinem Leib, damit sich das Hühnchen nicht beim Träumen auf seine Verletzungen drehte. Dann legte er besitzergreifend seine Schnauze auf Rajs Hüfte und schloss die Augen. Gleich darauf schlief auch er.
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Randyn hatte gebettelt und gefleht und letztendlich hatte sein ziemlicher kühler Hinweis, dass er als sechster in der Thronfolge am entbehrlichsten war, den Ausschlag gegeben. Er hatte sich unter den besorgten Augen seiner Brüder und seiner Eltern die weiße Fahne eines Unterhändlers geschnappt und war zur Canisfeste geflogen, nachdem die zermürbende Jagd auf die Wölfe erfolglos ausgefallen war. Nun betrat er mit einer Gänsehaut im Nacken einen großen, von mehreren Feuergruben beleuchteten Saal. Wölfe in den verschiedensten Schattierungen von Grau bis Braun sowie einige Schwarze lagen in ihrer Tiergestalt zusammengerollt an den Gruben und wärmten sich die Bäuche. Andere saßen als Menschen in kleinen Gruppen beisammen, würfelten oder amüsierten sich bei
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