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Der 7. Rabe (German Edition)

Der 7. Rabe (German Edition)

Titel: Der 7. Rabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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werde, wie dein Blut schmeckt.“
    „Darf … darf ich ihn wenigstens sehen?“, fragte Randyn im bettelnden Ton. „Kurz? Ein paar Worte mit ihm wechseln? Bitte …“
    Farouche überlegte eine Weile, ehe er abgehackt nickte.
    „Warum nicht, Federvieh, warum eigentlich nicht?“ Er wandte sich an den Dritten in der Rudelhierarchie: „Ephrim, lass meinen Bruder holen!“
     
    ~*~
     
    „Steh auf!“
    Raj fuhr zusammen, als ihn der harsche Befehl aus unruhigem Schlummer riss. Sofort wünschte er, er hätte es nicht getan, denn seine Verletzungen erinnerten ihn unerbittlich daran, dass jegliche Bewegung gerade keine gute Idee war.
    Desorientiert starrte er auf ein Paar Beine, das sich genau vor seinen Augen befand. Kräftige, wohlgeformte Beine, die in braunen Lederhosen steckten. Wo zum Teufel war er bloß?
    „Du musst aufstehen, jetzt!“ Jemand packte ihn am linken Arm und zwang ihn, sich hinzusetzen. Stöhnend vor Schmerz versuchte Raj zu begreifen, was mit ihm geschah, doch sein betäubter Verstand gehorchte nicht.
    „Stillhalten!“
    Er erkannte Farres, als der Wolfswandler sich über ihn beugte und ihm eine Eisenschelle um den Hals legte. Daran befand sich eine Kette.
    „So, das sieht gut aus … Hoch mit dir! Einer deiner Brüder ist hier, um deine Freilassung auszuhandeln. Ich werde dich präsentieren, damit dein Wert festgesetzt werden kann.“
    Schockiert starrte er den Wolf an, dessen verschlossene Miene nichts verriet. Er sollte wie ein Hund an der Leine geführt werden? Wie ein rechtloser Sklave?
    „Du willst, dass ich nackt laufe?“, fragte er entsetzt.
    „Sei dankbar, dass ich dich nicht dazu bringe, auf den Knien zu rutschen.“ Farres zerrte an ihm, bis Raj gezwungenermaßen aufstand. Erst jetzt bemerkte er den zweiten Wolf, der in der Tür stand und mit sichtlicher Befriedigung zuschaute.
    Ein hartes Gefecht gegen seinen Stolz ging verloren. Raj wollte sich Farres zu gerne zu Füßen werfen und darum betteln, wenigstens einen Lendenschurz tragen zu dürfen. Sein Stolz hieß ihn, diese Demütigung aufrecht hinzunehmen. Farres hatte ihm bereits Schlimmeres angetan!
    Als er den intensiven Blick des Wolfes spürte, wäre es fast um seine Fassung geschehen gewesen. Zitternd vor Scham und Wut senkte er den Kopf, soweit die Eisenschelle das zuließ.
    Eine sanfte Berührung an der Wange jagte ihm einen Schauer über den Körper. Farres stand plötzlich sehr nah vor ihm und hob Rajs Gesicht an. Er sagte kein Wort, stattdessen spiegelten seine Augen eine Reihe von Gefühlen, die Raj verwirrten. Das Mitgefühl konnte er verstehen, beinahe zumindest. Sicherlich musste Farres ihn härter behandeln, als er selbst für gut hielt, um Farouche zu besänftigen und sich vor dem Rudel nicht als schwach zu zeigen. Der Wolf hatte bereits bewiesen, dass er kein Monster war, dass er es nicht genoss, sein Opfer leiden zu sehen. Doch konnte das wirklich Reue sein, die Raj dort zu erkennen meinte?
    Der Moment verging. Farres‘ Miene verschloss sich wieder. Er packte die Kette und zerrte Raj zur Tür, wo der andere Wolf respektvoll einen Schritt zurücktrat, um ihnen Platz zu machen.
    „Vorwärts, mein Prinzlein. Dein hochwohlgeborener Bruder wartet sehnsüchtig darauf, dich in die Arme schließen zu dürfen.“
    „Welcher?“, fragte Raj leise, bemüht, den Spott von sich abperlen zu lassen.
    „Randyn.“ Farres spuckte, purer Hass verzerrte sein schönes Gesicht. „Einer von denen, die mich beinahe abgeschlachtet hätten, als ich hilflos in dem Wolfseisen hing.“
    Raj kämpfte darum, sich nichts anmerken zu lassen. Er freute sich so sehr auf seinen Bruder. Und schämte sich dafür, wie erbärmlich er ihm gegenübertreten musste.
     
    Randyn konnte den entsetzten Ausruf nicht unterdrücken, als sich die Tür öffnete und Raj hereingetrieben wurde. Die letzte halbe Stunde hatte er allein in diesem Raum gewartet, zumindest bis vor einigen Minuten Farouche gekommen war und sich vergnügt summend lässig auf einen Lehnstuhl niederließ. Mit Tränen in den Augen sah Randyn die Spuren von grausamer Misshandlung, die sein Bruder hatte erleiden müssen. Grün und blau hatten sie ihn geschlagen! Sein rechter Arm hing in einer Schlinge, Randyn war dankbar, dass man ihm wenigstens die Wunden versorgt hatte.
    Raj konnte ihm nicht ins Gesicht blicken, seine Scham darüber, nackt und angekettet dastehen zu müssen, war mit Händen greifbar.
    Farouches Bruder grollte warnend, als Randyn auf sie zulief. Der intensive Hass

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