Der 7. Rabe (German Edition)
glühenden Wangen auf ihren Decken lag und ihn einlud, sich in seine Arme zu werfen. Rajs schlanker Körper, dessen helle Haut zwischen der aufgerissenen Kleidung hervorblitzte, das zerzauste, wirre schwarze Haar und dieses stoppelbärtige Gesicht waren das Erotischste was er jemals gesehen hatte. Sein Herz hüpfte wie verrückt und das Verlangen in ihm wurde übermächtig. Verzweifelt kämpfte er es nieder. Er hatte es verbockt. Auch wenn Raj ihm seinen Übergriff verzieh, er hatte seinen Raben in Schrecken versetzt. Jetzt Sex mit ihm zu haben wäre falsch. Er hätte dabei das Gefühl, dass Raj sich nur hingab, um ihm zu beweisen, dass er keine Angst hatte. Dabei konnte er sie riechen.
„Bitte zieh dich an. Wir sollten rasch etwas essen und dann weiter ziehen.“
Verblüfft ließ Raj den Arm sinken und setzte sich auf. „Aber …“
„Raj, bitte!“
Die Enttäuschung in Rajs Miene tat ihm weh, daher kniete er rasch neben ihm nieder.
„Es tut mir leid. Ich habe wohl angenommen, du möchtest es auch und … Ich bin so ein Trottel!“, murmelte sein kleiner Rabe.
„Du bist kein Trottel.“ Farres nahm Rajs Gesicht zwischen die Hände und küsste ihn sanft. „Und ich möchte dich ebenfalls. Nur nicht unter diesen Umständen.“
„Was denn für Umstände?“, protestierte Raj.
„Dir haftet der Geruch von Angst an, mein Hübscher. Leugne es gar nicht erst. Und das stört mich. Du hast mich vorhin so liebevoll geweckt, dass mein Verlangen mit mir durchgegangen ist. Ich will meinen niedlichen Spatz nicht blind vor Begierde vernaschen, ich will genießen.“
Rajs Blick hellte sich wieder auf. Himmel! Der Kleine konnte ihn ja richtig um den Verstand bringen.
„Ich bin nicht niedlich“, brummte er und begann sich gehorsam die Kleidung zu richten.
„Entschuldige, du hast Recht. Tatsächlich bist du grimmig, finster und richtig hässlich. Ein typischer Rabe eben.“
Das freche Grinsen war zurück, als Raj spielerisch nach ihm schlug. Farres sah es mit Freude. Erleichtert, dass Raj ihm nicht böse war, setzte er sich neben ihn und durchsuchte die Vorräte, die die Schlangenwandler ihnen gepackt hatten, nach einem besonderen Leckerbissen, den er seinem Raben zustecken konnte.
15.
Um schneller voranzukommen hatten sie wieder ihre Tiergestalt angenommen. Raj thronte erneut auf dem Rücken des Wolfs, die Klauen um den Gürtel gekrallt. Farres war in einen gleichmäßigen Wolfstrott gefallen, der es ihm erlaubte, rechtzeitig düster glänzende Wasserflächen und schlammige Stellen zu umgehen und den er stundenlang beibehalten konnte. Auf diese Weise hatten sie ein gutes Stück Weg hinter sich gebracht. Raj versuchte abzuschätzen, ob sie bald aus dem Gamesh-Moor heraus waren. Doch aus der Luft wirkten Entfernungen ganz anders, zumal er keine Umwege fliegen musste. So vertraute er sich völlig Farres an und nutzte die eintönige Wanderung dazu, ab und an seinen Schnabel übermütig in das weiche Fell zu bohren und ihn liebevoll zu zwicken. Farres warf sich jedes Mal ins harte Gras und wälzte sich ausgiebig, dass Raj rechtzeitig abspringen musste, um nicht zerquetscht zu werden. Krächzend hüpfte er dann um seinen Gefährten herum und brachte ihn schnabelklappernd wieder auf die Beine. Derartig abgelenkt bemerkten sie die Gefahr erst zu spät. Ehe Raj begriff, was über ihn kam, wurde er in einen der schlammigen Tümpel geschleudert. Brackiges Wasser drang in seinen Schnabel und er breitete hastig seine Flügel aus, um nicht sofort unterzugehen. Doch auch auf diese Weise sank er langsam tiefer.
„Kraaa!“
Farres konnte ihm nicht helfen, stellte er mit einem Blick entsetzt fest, denn sein Gefährte rollte sich beißend und knurrend mit einem fremden Wolf über den Boden. Raj geriet in Panik, denn der Fremde schien die Oberhand zu gewinnen. Er hatte seinen überraschenden Angriff genutzt und sich in Farres‘ Genick festgebissen. Aber offenbar hatte er schlecht gezielt oder Farres hatte doch noch etwas ausweichen können. Er schien lediglich das dicke Fell erwischt zu haben. Nichtsdestotrotz kaute sich der Graubraune weiter vor. Fiepend und winselnd wand sich Farres in seinem Griff, kratzte mit den Pfoten und versuchte sich loszureißen.
Verwandel dich! Konzentriere dich!
„Kraaaa!“ Wie sollte man sich konzentrieren, wenn der Gefährte totgebissen werden sollte und man selbst immer tiefer im Moor versank?
~*~
Sie waren gelandet, als der Wolf Halt machte und sich zwischen Ried und Gestrüpp
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