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Der 7. Tag (German Edition)

Der 7. Tag (German Edition)

Titel: Der 7. Tag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Kontoauszüge nicht gefunden, dafür
aber, fein säuberlich abgeheftet, eine Überweisungsdurchschrift von 1,3
Millionen Euro auf ein Konto, das ganz offensichtlich nicht das Konto meines
Mandanten war. Noch schlimmer, ich hatte diese Überweisung unterschrieben.
Datum: 1. August 2007. Natürlich hatte ich diese Überweisung nicht getätigt.
Und wieso habe ich keinen Kontoauszug davon bekommen? Irgendwas stimmte nicht.
Und dann kam mir ein Verdacht. Ich habe die ganze Buchhaltung durchwühlt. Was
ich nicht gefunden habe, waren die Blankoüberweisungen, von denen ich immer
mehrere unterschrieben habe, damit die Notariatsgehilfin kleinere Rechnungen
auch bezahlen kann, wenn ich einmal nicht im Büro bin. Dafür aber habe ich
Überweisungsdurchschriften gefunden. Seit Wochen waren Überweisungen auf verschiedene
Konten gegangen, die ich alle nicht getätigt, aber unterschrieben hatte. Ich
bin fast wahnsinnig geworden, es waren über 8 Millionen Euro. Die
Notariatsgehilfin konnte es nicht gewesen sein, die war in Bad Nauheim.
            Ich war so vor den Kopf geschlagen, dass ich
nicht gehört habe, wie die Tür geöffnet wurde. Plötzlich stand Ulli vor mir.
Ich schaute direkt in den Lauf einer Pistole.
    „Was zum Teufel soll das, Ulli?“ habe ich ihn gefragt.
    „Tut mir leid, alter Kumpel, so war das nicht gedacht“,
sagte Ulli und wählte mit der linken Hand eine Nummer. Er sagte nur einen Satz:
„Du kannst ihn jetzt abholen“.
    „Würdest du mir bitte erklären, was sich hier zum Teufel
abspielt?“
    Ich verstand nichts. Ich solle die Sache mal so sehen,
sagte Ulli, jetzt bräuchte ich kein Testament mehr zu machen, da ich einfach
nichts mehr zu vererben hätte.
    „Es gibt Situationen im Leben mein Lieber, da geht es nur
noch darum, zu überleben. Also lieber ich als du. Nimm’s nicht persönlich.“
    Und dann steht da ein Mann. Kurzgeschorene Haare, so ein
Skinheadtyp, Lederjacke, Armeestiefel.
    „Leg‘ ihm die Handschellen an, dann weg mit ihm.“
    Ulli hat mich festgehalten und der Skinheadtyp hat mir
Handschellen angelegt. Dann hat er mir den Lauf seiner Pistole in den Rücken
gebohrt und mich durch den Hausflur zu einem Auto gejagt. „Steig ein und stell
keine Fragen“, sagt der Skinhead.
    Ich musste mich auf den Beifahrersitz setzen. Es war ein
Audi Quatro, Autonummer B-TW 3687. Er hat mir den Pistolenkolben über den
Schädel geschlagen, so dass ich zunächst die Besinnung verloren habe. Als ich
wieder zu mir kam, habe ich mich nicht bewegt, sondern so getan, als ob ich
noch ohne Bewusstsein wäre. Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass wir auf
der Autobahn Richtung Hamburg unterwegs waren. Meine Gedanken überschlugen
sich. Ich muss hier raus, sagte ich mir, der Typ will dich umbringen. Gut
gedacht, bei Tempo 180. An der Ausfahrt Kalin biegt der Typ plötzlich von der
Autobahn rechts ab. Er muss an der Vorfahrtstraße halten.
    Ich habe blitzschnell die Tür aufgerissen und mich
rausrollen lassen. Der Typ konnte das Auto an der Kreuzung nicht stehen lassen,
zuviele Autos bogen da ab. Also ist er um die Ecke gefahren und hat es auf dem
Seitenstreifen mit laufendem Motor abgestellt. Ich bin inzwischen auf die Beine
gekommen und gelaufen, so schnell ich konnte. Der Typ rannte hinter mir her und
schoss. Ich bin Zickzack in den Wald reingelaufen, hatte aber rund 20 Meter
Vorsprung. Der Kerl war zwar schnell aber auch dumm. Ich habe die Richtung
gewechselt und bin wieder auf das Auto zugelaufen. Hätte er den Schlüssel
abgezogen, hätte ich keine Chance gehabt, ihm zu entkommen. So schaffte ich es,
mich in den Wagen zu schmeißen. Mit geöffneter Beifahrertür bin ich losgerast.
Der Typ hat hinter mir her geballert, aber weder mich noch die Reifen
getroffen. Gott sei Dank war es ein Automatikwagen, den ich auch mit
Handschellen fahren konnte. Meine Gedanken rasten. Was tun?
    Ulli wollte mich offensichtlich um die Ecke bringen
lassen. Wahrscheinlich sollte ich irgendwo im Wald verbuddelt werden. Damit es
so aussah, als ob ich mit dem Geld meiner Mandanten, das er sich geholt hatte,
durchgebrannt sei. Wo war ich da nur hineingeraten? Ich bin wie ein Verrückter
über die Autobahn bis nach Wedding gerast. Ich muss verschwinden, dachte ich,
so schnell, wie möglich. Aber wohin?
    Ein Mandant, der mir einiges schuldete, wohnte ganz in
der Nähe. Ich hatte viel für ihn gearbeitet, auch wenn ich wusste, dass die
weiße Weste dieses Mandanten ein paar mehr oder weniger dunkle Flecken hatte.
Man

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