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Der 7. Tag (German Edition)

Der 7. Tag (German Edition)

Titel: Der 7. Tag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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60 und Rita, die Empfangssekretärin aus der Kanzlei von
Ulli Henke muss nach Mahlow, mit Tantchen Geburtstag feiern. Sie verliert sich
im Gewirr der Straßennamen, sucht Hilfe in einer Eisdiele und findet Michael.
Die wackere Rita ruft mich am nächsten Tag aus der Kanzlei an und informiert
mich über dieses unglückselige Zusammentreffen.
    Ich fahre nach Mahlow.
Ausgerüstet mit Wäsche, Waschzeug und Küchenmesser. Ich will Michael finden,
ihn zur Rede stellen und Rache nehmen. Und habe Glück: Michael kommt mir aus
dem Hotel „Zur Post“ in Lichtenrade entgegen. Der Rest war ein Kinderspiel.
Durch einen Anruf im Hotel erfahre ich seine Zimmernummer und seine
Aufenthaltsdauer. Es bleibt mir genug Zeit, mein Vorhaben zu durchdenken und zu
planen. Ich steige in einem Hotel in Mahlow ab. Mein Magen fordert sein Recht
und ich setze mich in die Gaststube. Die Kneipe ist wenig anheimelnd:
gelbgemusterte Tapeten aus DDR-Beständen, ein langer Tresen, 10 Holztische mit
wackligen Stühlen, zur Toilette geht es, genauso wie zur Küche, in einem
langen, dunklen Gang neben dem Tresen. Am Ende des Ganges befindet sich eine
Tür nach draußen.
    In der Gaststube sind zu
diesem Zeitpunkt acht Gäste an sieben Tischen versammelt: der Getränkeautomaten-Vertreter
Wolfram Günther, die Rentnerinnen Elise Baltus und Lucie Peschel, der
Fenstermonteur Ludwig Hagenow, der Dachdeckergehilfe Ortwin Bayer, der Russe
Boris Zaretzki sowie ein weiterer Gast, dessen Namen wir nicht kannten, da er
nicht im Hotel wohnte und ich. Der Service in der Gaststube ist genauso
schlecht wie das Essen. Es gibt nur den Kellner Wolfgang Kaiser und der
schwatzt lieber mit dem Koch, als die Gäste zu bedienen.
    Jede Bestellung dauert und
dauert. Das frisch gezapfte Bier steht auf dem Tresen, direkt neben dem Gang
zur Toilette und wird schal.
    Der Kellner bringt mein
Essen, was absolut ungenießbar ist. Das Bier schmeckt auch nicht, aber von
irgendwas muss man sich ja ernähren. Ich bestelle deshalb noch eins und noch
eins. Jedes Mal das gleiche – der sowieso nur mager vorhandene Schaum zersetzt
sich in den Minuten auf dem Tresen zu einer schmierigen Schicht. Ich bestelle
also einen Schnaps, um das zu verdauen. Mit meinen Gedanken bin ich bei meinem
Mann. Was werde ich sagen, was wird er sagen? Ich kann mir immer noch keinen
vernünftigen Grund vorstellen, warum er mich im Stich gelassen hat. Es ist die
eine, die immer wiederkehrende, bohrende Frage: WARUM? - die mich an diesem
Abend beschäftigt.
    Mein Plan ist klar und einfach.
Wie ich in sein Hotel kommen werde, wie ich ihn dazu bringen werde, die Tür zu
öffnen. Mir wird irgendwie komisch. Kein Wunder, ich hatte nichts gegessen und
dafür zu viel getrunken. Ich bin also auf die Toilette gegangen. Danach bin ich
durch die Hintertür geschlüpft und habe frische Luft geschnappt und eine
Zigarette geraucht. Nicht lange, vielleicht sieben Minuten, denn es war
ungemütlich draußen. Das konnte in der Gaststube niemand sehen, der Gang war
einfach zu lang. Und ich hatte es vergessen, bis Ulli Henke es in seinem
Plädoyer erwähnte. Zu diesem Zeitpunkt war mir schon ganz trieselig, genau wie
Ulli gesagt hat.
    Woher wusste mein
Verteidiger, dass ich draußen war? Weil mir ein Mensch wie ein Schatten aus
Berlin gefolgt war.
    Danach habe ich bezahlt und
bin in mein Zimmer gewankt. Jawohl, ich bin gewankt. Es drehte sich alles in
meinem Kopf. Ich habe die Zimmertür aufgeschlossen und mich ausgezogen. Warum
war mir so komisch? Weil der Schatten, der mir gefolgt war, K.o.-Tropfen in
mein Bier geschüttet hatte. Das war so lächerlich einfach, dass sogar ich es
hätte bewerkstelligen können. Schließlich stand das Bier zehn Minuten neben dem
Gang zum Klo. Man brauchte einfach nur vorbeizugehen und dann „Gute Nacht
Sybille“.
    Nachdem ich mich ausgezogen
hatte, fiel mir noch etwas ein. Ich holte das Küchenmesser aus meiner Tasche,
betrachtete es und traf einen Entschluss.
    Nein, ich würde Michael
niemals erstechen können. Ich habe diesen Mann über alles geliebt. Er hatte
zwar mein Leben zerstört, aber ich bin keine Mörderin. Ein toter Michael hätte
auch Mutti und mein Baby nicht mehr lebendig gemacht. Ich wollte nur noch
wissen warum. Darum habe ich das Küchenmesser auf den Tisch gelegt, ganz weit
weg vom Bett. Danach bin ich auf dem Bett zusammengebrochen.
    Woher wusste mein Herr
Verteidiger, dass ich das Küchenmesser auf den Tisch gelegt hatte? Weil der
Schatten, der mich aus Berlin verfolgt hatte,

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