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Der 8. Februar (German Edition)

Der 8. Februar (German Edition)

Titel: Der 8. Februar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeron North
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sich während seines Einsatzes im Reichs-Arbeits-Dienst (RAD) Gelenkrheuma zugezogen und musste trotzdem weiterarbeiten bis sein Herz streikte. Dann wurde er nach Hause geschickt und war so schwach, dass er seinen Koffer nicht mehr tragen konnte. Bald darauf ging sein kurzes Leben mit starken Schmerzen zu Ende.
       In Rimbeck traf ich auch den Jungen wieder, dem ich in Heidau Nachhilfe gegeben hatte.
    Das Leben für uns wurde etwas besser, was den Tagesablauf betraf. Herr Laudage machte den Stall sauber, in dem sich eine Kuh und ein Schwein befanden. Zur Familie gehörten noch drei Kinder, Franz, 15, Bernhard, 17 und Elisabeth, die wie ich 12 Jahre alt war. Franz hatte seine Ausbildung in der Handelsschule beendet und lernte nun bei Herrn Laudage das Schmiedehandwerk. Bernhard ging bei Schreiner Gieseler in die Lehre.
       Ein Teil der Heidauer Familien war in Rimbeck untergekommen, der andere Teil wurde im ganzen Kreis Warburg verteilt. Keine meiner Freundinnen aus der Heimat war in Rimbeck. Ruth hatte dort wenigstens Gerda Dittrich, mit deren Familie natürlich auch Mama bekannt war.
       Rimbeck und Scherfede sind zwei nebeneinander liegende Dörfer in der Nähe Paderborns. Mama machte sich gleich vom ersten Tag an bei Frau Laudage nützlich. Sie wusch Geschirr ab und fragte, was noch zu tun sei. Sie war nie eine Frau, die herumsitzen und nichts tun konnte. Sie arbeitete immer viel und auch hart, sie konnte und wollte das jetzt nicht ändern.
       Als erstes hörte ich von Laudages Tochter Elisabeth, dass gerade die Sommerferien begonnen hatten und ich noch vier Wochen bis zum Schulanfang warten müsse. Ich war jedenfalls enttäuscht und dachte, es sei eine halbe Ewigkeit. Ich konnte es nicht erwarten, wieder etwas dazu zu lernen und ein einigermaßen geregeltes Leben zu haben. Elisabeth und ich verstanden uns sehr gut von Anfang an, was zur Folge hatte, dass wir von nun an zusammen unterwegs waren und alle möglichen Aufgaben erledigten. Seitdem Mama einige Arbeiten Elisabeths übernommen hatte, war sie mehr draußen und ich hatte so die Gelegenheit, meine neue Umwelt kennenzulernen. Elisabeth musste am Jahresende die Rechnungen für das Geschäft des Vaters an die Kunden verteilen und auch die Abonnenten der Kirchenblätter abkassieren. Egal wofür gesammelt wurde und um welche Rechnungen es sich handelte, Elisabeth war dran und ich zog mit. An jedem Samstagnachmittag fegten wir die Straße und danach putzten wir die Schuhe für die ganze Familie. Herr Laudage läutete die Kirchenglocke und wenn alle drei Glocken gebraucht wurden, halfen wir Mädchen mit.

    Elisabeth 1946 im Schnee
     
       Von Mitte August bis zu den Herbstferien ging ich in Rimbeck in die fünfte Klasse und auch Ursula ging wieder in die Schule. Sie musste als Achtjährige allerdings wieder in der ersten Klasse anfangen, was sie überhaupt nicht mochte, denn sie saß dort mit sechsjährigen Kindern zusammen. Das war ganz schön langweilig für sie und machte keinen Spaß. Sie konnte sich noch an alles vorher Gelernte erinnern und es kam ihr natürlich ungerecht vor, noch einmal von vorne beginnenzu müssen. Da der Lehrer Schmücker mir nicht half, brachte mir Elisabeth die Bruchrechnung bei, die sie schon seit Ostern kannte. Dann lernte ich Zita kennen, die Tochter des Försters Fischer. Sie ging das erste Jahr in die Oberschule der „Armen Schulschwestern unserer Lieben Frau“ in Warburg.
       Die Herbstferien verbrachten wir mit Bucheckern sammeln. Dem Himmel sei Dank, es gab 1946 und 47 soviele Bucheckern, dass wir genug Öl daraus machen lassen konnten. Bei dieser Arbeit bettelte ich darum, dass Mama mich auf das Gymnasium schickte, was aber unmöglich schien, da wir das Geld dafür nicht hatten. Frau Laudage vermittelte mir Frau Zislawkowski, die mir Nachhilfe in Englisch gab. Ich musste ja das erste Halbjahr nachholen. Sie nahm dafür kein Geld, obwohl Mama es ihr anbot. Ich bin nicht mehr sicher, ob ich vier oder fünf Stunden hatte, jedenfalls brauchte ich nicht lange.
       Nach den Herbstferien 1946 ging ich in Warburg, Westfalen, in die Sexta der „Armen Schulschwestern unserer lieben Frau.“ Ich hatte Mama bedrängt, mich dort anzumelden, obwohl ich wusste, dass wir das Geld dafür nicht hatten. Die 18.000 Reichsmark durften wir nicht anrühren, weil wir es für einen Neuanfang brauchen würden. Wir taten immer so, als wäre es nicht da und sprachen auch nicht darüber. Wir konnten nichts mit unserem Geld kaufen,

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