Der 8. Februar (German Edition)
Frauen im Wald aufforsten, die englischen Militärfahrzeuge fuhren jede Arbeiterin an die betreffende Stelle. Arbeit war begehrt, obwohl sie sehr schlecht bezahlt wurde. Mama versuchte ein Stück Gartenland zu bekommen, was ihr dann auch versprochen wurde. Als Gegenleistung musste sie bei der Ernte helfen und bei Festen das Geschirr spülen. Ihre Arbeitsstelle war eine Gastwirtschaft mit Landwirtschaft. Im folgenden Jahr bekam sie vom Gastwirt ein Stück Garten, das aber erst urbar gemacht werden musste. Er hieß auch Laudage, war aber nicht nicht mit unserem Herrn Laudage verwandt. Das kleine Stück war schlechtes Land und befand sich vor dem Weißen Holz im Wald. Mama musste das Land selbst umgraben, Saatkartoffeln stecken und dann abwarten, ob etwas daraus wurde. Ich weiß nicht genau, woher sie die Saatkartoffeln hatte, nehme aber an, dass sie vom Schmiedemeister Laudage waren.
Während der Ferien zeigte mir Elisabeth was es in Rimbeck so alles gab: ihre Freundinnen Hilde Schäfers, Elisabeth Peine, das Weiße Holz im Norden und das Schwarze Holz im Süden Rimbecks. Im Weißen gab es ein historisches Grab und die Quelle der Nauer. Dort badeten wir im eiskalten Wasser, das natürlich auch im heißen Sommer nicht wärmer wurde. Sonntags waren wir von da an zu viert. Elisabeth Peine war das Einzelkind eines Bahnbeamten. Hilde war eine Bauerntochter, das älteste von vier Kindern, später kam noch eine kleine Schwester dazu, als Hilde sechzehn war. Sie musste viel zu Hause helfen, ihr Vater war uns Flüchtlingen gegenüber sehr großzügig. Er rechte die Stoppelfelder nicht ab wie andere, damit wir Ährenlesen konnten und hatte auch die Kartoffeln nicht nachgelesen. In den Sommerferien war dann Getreideernte. Mama nahm uns mit zum Ährenlesen. Wenn es gegen elf Uhr ging, wurde es mir regelmäßig schwarz vor Augen und ich mußte mich in den Schatten setzen. Die Gemeinde eigene Dreschmaschine drosch die von Mama und den anderen gesammelten Ähren aus und in der Mühle wurde dann gegen Mehl getauscht.
Der Winter kam und ich hatte weder Schuhe noch einen Mantel. Von irgendeiner Sammlung bekam ich einen alten, abgetragenen grauen Mantel und ich weiß gar nicht, wie ich ihn beschreiben soll. So einen Fetzen Mantel zu nennen, war eine Beleidigung für alle richtigen Mäntel. An den Taschen waren nur noch die Längsfäden vorhanden, die Querfäden waren komplett abgenutzt. Es war kein richtiger Wintermantel, dafür war er viel zu dünn, ich kann noch nicht einmal sagen, ob er jemals ein Futter hatte. Ich zog ihn also an und fror, weil ich nichts Besseres hatte. Von meiner Großmutter Pauline waren ein Paar Gummi-Überschuhe da, die Mama aus Heidau mitgebracht hatte. Bernhard Laudage brachte mir aus der Schreinerei kleine Holzklötze mit, die er in die Absätze einpasste, weil ich ja keine Schuhe hatte. Die Überschuhe waren zu groß und so mussten sie mit viel Zeitungspapier ausgestopft werden. Ich zog die Gummischuhe nur mit Strümpfen an und ging so zur Schule. Meine Füße wurden nie warm in diesen Dingern und so zog ich sie in den Unterrichtsstunden aus, was auch half. Es war bei uns nicht üblich, an die Tafel gerufen zu werden und so kam ich damit durch. Bis zur nächsten Pause wurden meine Füße warm, in der Pause natürlich wieder kalt, und die ganze Prozedur fing wieder von vorne an. Ich konnte nicht vernünftig darin laufen und musste die Füße sorgfältig heben, um die ohnehin dünnen Sohlen nicht abzureiben. Wie beneidete ich manche Kinder um ihre Winterbekleidung! Der Vikar Weber organisierte mit der katholischen Jugend eine Weihnachtsfeier für die Vertriebenen, und alle Kinder bekamen ein kleines Geschenk. Meines bestand aus einem Paar weißen, handgestrickten Handschuhen aus Baumwolle. An diesem Abend wurden auch Gedichte vorgetragen, ich habe „Der Halligmatrose“ aufgesagt und das ging so:
Kaptain, ich bitt´ euch, laßt mich fort,
O lasset mich frei, sonst lauf ich von Bord,
Ich muß heim, muß heim nach der Hallig!
Schon sind vergangen drei ganze Jahr,
Daß ich stets zu Schiff, daß ich dort nicht war,
Auf der Hallig, der lieben Hallig.
Nein, Jasper, nein, das sag´ ich dir,
Noch diese Reise machst du mit mir,
Dann darfst du gehn nach der Hallig.
Doch sage mir, Jasper, was willst du dort?
Es ist ein so öder, armseliger Ort,
Die kleine, einsame Hallig.
Ach, mein Kapitän, dort ist´s wohl gut,
Und an keinem Ort wird mir so zumut,
So wohl als auf der Hallig;
Und mein Weib hat um
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