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Der 8. Februar (German Edition)

Der 8. Februar (German Edition)

Titel: Der 8. Februar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeron North
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Ehre.

    Gisel Just
     
       Tante Christine starb nach einem Schlaganfall mit etwa 72 Jahren. Zur Beerdigung kamen zwei alte Frauen aus der DDR, Verwandte von Robert. Er erzählte, dass die eine mit leerem Koffer ankam, den sie mit Christines Kleidung füllen wollte. Tante Christine war recht stattlich gewesen, Grösse 48 oder 50 und die Verwandte war klein und dünn. Sie aßen bei uns zu Mittag und Abend und es gefiel ihnen sehr gut bei uns. Sie waren begeistert und wären am liebsten noch geblieben. Kapa fuhr sie aber am Abend wieder nach Frankfurt zurück. Nach ihrem Tode brachte Kapa Robert manchmal aus Frankfurt mit, der 76 Jahre alt wurde und 1969 starb. Das gemeinsame Grab befand sich auf dem Friedberger Friedhof und wurde 1999 nach dreißig Jahren Ruhezeit eingeebnet.
       Kapa bepflanzte das Doppelgrab mit Koniferen. Onkel Robert starb an einer Hautkrankheit, vielleicht war es Krebs, im Pflegeheim St Bardo in Friedberg, in dem er die letzten beiden Jahre verbrachte. Er lag fast immer im Bett, aber wenn ich mich anmeldete, wurde er angezogen und ich fuhr ihn in einem Rollstuhl auf der Seewiese spazieren. Der Rollstuhl war sehr schwer zu schieben und ich habe mich ganz schön damit gequält. Ich war die letzte, die Robert lebend sah und hielt seine Hand, als er für immer einschlief.
       Die Trauerfeier fand in Frankfurt statt, da er dort Freunde hatte, die Beerdigung dann in Friedberg. Christine und Robert waren evangelisch, wenn ich mich richtig erinnere, denn sie wurden beide von einem evangelischen Pfarrer beerdigt. Sie waren Sozialdemokraten und politisch engagiert. Robert hatte bei Papa in Glockschütz gearbeitet, als er wegen seiner Zugehörigkeit zur SPD arbeitslos geworden war. Von 1933 bis 1945 existierte ja nur die NSDAP, alle anderen Parteien waren verboten.
       Ich denke, er war dann auch in Heidau bis zu seiner Einberufung beschäftigt. Er kam später in amerikanische Gefangenschaft und musste auf einer kalifornischen Farm Orangen pflücken. Man gab ihm einen Metallring und wenn die Orange nicht mehr durchpasste, musste sie gepflückt werden. Später erzählte er, dass er in den USA geblieben wäre, wäre er nicht verheiratet gewesen. Wieder in Deutschland bekam er eine Stelle bei der Speisewagengesellschaft, was man an der Aufschrift unserer Geschirrtücher erkennen konnte...
       Tante Christine verdiente ihr Geld bei einer Reinigungsfirma, die mit der Deutschen Bank einen Vertrag hatte. Christine gehörte der Gruppe an, die unter anderem die Tresorräume unter Bewachung reinigte.
       Sie hatte alle Männer in ihrem Leben bis auf Robert verloren. Um die Tragödie vollständig zu machen, passierte später noch, dass ein Neffe, der in Frankfurt studierte und bei Christine und Robert wohnte, sehr früh und noch vor Beendigung des Studiums an Krebs verstarb. Er war ein Sohn von Onkel Roberts Bruder oder Schwester, die nach der Vertreibung aus Schlesien im Ruhrgebiet wohnten. Er wohnte also in der Heidestrasse in Frankfurt in der Einzimmer-Wohnung. Tante und Onkel schliefen auf einer Doppelbettcouch, die tagsüber zum Sitzen diente und der Neffe hatte ein Bett an der einzigen freien Wand. Nach Roberts Tod waren noch fünftausend Mark übrig, die er mir testamentarisch vererbte. Dafür musste dann Kapa die kleine Wohnung ausräumen und reinigen, damit sie wieder vermietet werden konnte. Das meiste war nicht mehr zu gebrauchen und wurde entsorgt.
     
       Meine liebe Freundin Elisabeth Laudage heiratete den Schneidermeister Theo Schomacher und verließ Rimbeck. Sie bekam drei Kinder und wurde die Taufpatin unserer jüngsten Tochter. Unsere Freundschaft dauert bis heute an. Wir besuchen uns regelmäßig und telefonieren auch oft.

    Elisabeth und Ingeborg 2012
     

       Gerda Dittrich blieb in Rimbeck und heiratete Rudi, mit dem sie bis heute dort lebt. Rudi diente in der Wehrmacht in Italien und wurde dreimal verwundet. Der Autor besuchte beide 2012 zum ersten Mal.
    Gerda und Ingeborg 2012
     
       Hilda Jungfer war auch bei unserem Transport nach Rimbeck dabei. Sie fand eine Anstellung als Kindermädchen in einer guten Familie im Kreis Warburg. Sie ging erst sehr spät in Rente und zog in ein Altenheim in Rimbeck. Kapa und ich besuchten sie einmal zusammen und sie konnte sich noch an unsere Abenteuer erinnern, als ob sie erst gestern gewesen wären. Sie verstarb in einem der ersten Jahre im neuen Jahrtausend.
     
       Unser ehemaliges Kindermädchen aus der Tschechei, Angela, kam

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