Der 8. Februar (German Edition)
Deutschland. Wir ließen uns nie entmutigen, auch wenn die Zeiten manchmal schlecht waren. Mama half immer noch in der Werkstatt sowie im Haushalt mit. Sie liebte die Enkel und ließ ihnen fast alles durchgehen. Alle unsere Kinder machten das Abitur, unser Sohn machte eine Ausbildung zum Ledertechniker und Gerbermeister und wurde somit Gerber in der fünften Generation. Kapa und er wurden ein gutes Team und es war schön zu sehen, wie sie sich aufeinader verließen. Ich weiß, dass sie duch tiefe Zuneigung und Liebe miteinander verbunden waren.
Die letzten fünf Jahre musste Mama im Rollstuhl verbringen. Sie wollte nie ein Pflegefall werden und konnte sich nicht wirklich damit abfinden. Sie lebte immer mit uns im Haushalt bis sie am 16.12.1999 nur wenige Tage vor ihrem dreiundneunzigsten Geburtstag von uns ging. Ihre Tapferkeit und ihr Mut war eine Inspiration für uns alle und werden unvergessen bleiben. Wir drei Töchter verbrachten die letzten Tage und Stunden mit ihr.
Kapa war ein energiereicher Mann, ein wohlwollender Chef und hervorragender Erfinder von Maschinen. Er wurde zu meiner wichtigsten Stütze nach Papas Tod, unsere Liebe ist unvergänglich. Gemeinsam leiteten wir unser Geschäft und wir verbrachten ein glückliches Leben. Wir reisten in viele Länder, doch unsere größte Reise kam auch zu ihrem Ende. Kapa erkrankte an Krebs, zwei große Operationen und eine Chemotherapie konnten ihn nicht retten, denn er verstarb am 14.2.2005 in Frankfurt und wurde in Friedberg beerdigt, nur wenige Meter von der Grabstätte meiner Eltern. All das geschah einhundert Jahre nach der Geburt meines Vaters. Nach achtzig Jahren des Bestehens der Firma meines Vaters und nach genau fünfzig Jahren in Friedberg lag es nun an mir, den Namen „Gerberei und Pelzveredlung Maiwald KG“ abzumelden. Der Name ist gestrichen, aber die Erinnerung bleibt. Mein Arbeitsleben endet hier.
Klara Maiwald
Ruth blieb mit ihrer Familie in Scherfede. 1953 heiratete sie Heinz, der inzwischen Tischlermeister war und ein kleines Haus in Scherfede gebaut hatte, in dem Ruth noch heute wohnt. Heinz starb an einem Herzinfarkt mit nur sechsundfünfzig Jahren, und von da an stand Ruth allein da mit drei Söhnen, die alle noch nicht berufstätig waren. Sie übernahm das Bestattungsunternehmen ihres Mannes. In den ersten Jahren nach unserem Umzug nach Friedberg besuchten wir uns oft, Mama fuhr immer in den Schulferien hin, um sich mit den drei Enkelkindern zu beschäftigen.
Ruth und Heinz
Ursula heiratete den Friedberger Erwin K. und bekam zwei Töchter. Die ganze Familie wohnte bis 1966 mit in unserem Wohnhaus und zog dann in ein neues Haus in der Nachbarschaft.
Meine Kusine Ruth zog mit achtzehn Jahren nach Fichtelberg, Bayern, weil sie dort einen Arbeitsplatz fand, heiratete Willi Reichenberger und bekam zwei Söhne. Ihre Mutter Frieda lebte die meiste Zeit in Friedberg, zog dann später auch nach Fichtelberg und verstarb als letzte der Geschwister Löffel.
Die Verwandtschaft meiner Eltern wurde auf Ost- und Westdeutschland aufgeteilt, wobei die im Osten die schlechteren Karten bekamen. Der Osten wurde sozialistisch unter russischer Besatzung, die Nachwirkungen des Krieges dauerten noch Jahrzehnte an.
Zwei der Schulte-Brüder, Heinrich und Josef, genannt Jupp, übernahmen die Firma des Vaters und bauten sie aus. Heribert machte sich mit einer eigenen Firma in Essen selbständig. Vater Josef starb am 10.5.1965, Maria am 26.5.1972.
Meine Freundin Gisel wurde Lehrerin und gründete mit dem Lehrer Siegfried Marquard in Niesky an der polnischen Grenze eine eigene Familie. Ich wurde Taufpatin ihrer Tochter. Die Reisebedingungen waren sehr strikt und ich konnte sie nur alle paar Jahre sehen.
Gisel erzählte mir, dass der Kantor Kretschmer aus Heidau später in der DDR wegen seiner Söhne geächtet wurde und sehr arm starb, während sein Sohn Otto beim Aufbau der Bundesmarine Westdeutschlands eine der höchsten Stellen einahm. Unsere Familien trafen sich 1972 in Tschechien zum ersten Mal. Wir machten dort nach Absprache einen Kurzurlaub in Karlsbad (Karlovy Vary). Nach ihrer Pensionierung sahen wir uns dann etwas mehr, weil es keine Reiseprobleme mehr für sie gab. Während der DDR-Zeit durfte Gisel ja nicht nach Westdeutschland kommen. Jedes Jahr schickten wir uns Geschenke zu Weihnachten. Meine älteste Freundin verstarb 2011 und selbstverständlich erwies ich ihr die letzte
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