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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Vorstellung davon machte ihn ganz nervös.
    »Ich habe vor es heute Nacht zu erledigen«, sagte er. »Die Sache wird in ein paar Stunden vorbei sein.«
    »Für den Fall, dass du versagen solltest, bereite ich schon einmal andere Schritte vor.«
    »Was für andere Schritte?«
    »Das brauchst du nicht zu wissen, noch nicht. Es wäre besser für dich, wenn du nicht versagst.«
    Als die Stimme die Verbindung unterbrochen hatte, legte er fast verschüchtert den Hörer auf. Er schlenderte in die einbrechende Dunkelheit und fragte sich, was mit der letzten Bemerkung wohl gemeint gewesen war. Um sich zu beruhigen wiederholte er einem Mantra gleich immer und immer wieder, dass ein Versagen für den Netzmann unmöglich war, und nach einigen Minuten hatte sich Ruhe über die seltsamen inneren Landschaften seiner Seele gebreitet. Er war bereit. Er wusste, dass ihn sein Gott nicht im Stich lassen würde.
    66
    GENAU UM ACHT Uhr vernahm Tessa sein Klopfen an
    der Haustür. Sie rechnete seine Pünktlichkeit dem Umstand zu, dass er Polizist war, und ihre Unpünktlichkeit hatte zu viele Ursachen, als dass man sie analysieren konnte. Sie hastete die Stufen hinunter, zog sich dabei ein rostfarbenes Tweedjackett über die cremefarbene Seidenbluse und schüttelte ihre Haare unter dem Kragen hervor. Diesmal führte sie ihn ins Wohnzimmer anstatt in die Küche. Es war nicht ganz so geschmackvoll eingerichtet, als wenn ihr das Haus gehören würde, aber ihm schien es zu gefallen, als er es sich auf dem großen, altertümlichen, mit einem Schonbezug überzogenen Sofa gemütlich machte. Sie fragte ihn, was er trinken wolle, und er bat um eine Virgin Mary. Sie hatte aber kein Selleriesalz mehr, was ihrer Meinung nach für eine Mary, ob Virgin oder nicht, unbedingt nötig war, worauf er antwortete, dass es ihm nichts ausmachte. Sich selbst schenkte sie aus der Flasche Meursault im Kühlschrank ein Glas Wein ein.
    Sie saßen sich vor dem offenen Kamin gegenüber und unterhielten sich. Sie hätte ja ein Feuer machen können, doch sie wollte den Eindruck vermeiden zu viel Aufhebens für einen Abend, der ganz zwanglos sein sollte, zu machen und für einen Besucher, den sie kaum kannte und auch nicht mehr wiedersehen würde.
    »Übrigens hat Sie heute ein Journalist gesucht. Haben Sie ihn getroffen?«
    »Ein Journalist?« Er runzelte die Stirn. Er war überrascht, und zwar nicht angenehm. »Wer? Was wollte er?«
    »Es war ein Amerikaner. Irgendwie Walsh, Conrad Walsh aus San Francisco.«
    »Verdammt«, fluchte er leise. »Gott verdammt.« Dann fügte er unnötigerweise hinzu: »Entschuldigung.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Nie von ihm gehört. Aber was ich im Moment am wenigsten gebrauchen kann, ist ein Journalist, der mir im Nacken sitzt.«
    »Er sagte, er sei Wissenschaftsjournalist, nicht etwa ein Kriminalreporter oder so etwas.«
    »Was hat er für Fragen gestellt?«
    »Er fragte, ob ich Sie kenne und ob ich Ihnen in der Computersache geholfen hätte, von der er gehört hatte.«
    »Was haben Sie ihm gesagt?«

»Ich sagte, ja, ich hätte. Geholfen, verstehen Sie. Ich sagte, dass ich in Berlin jemandem über dem Weg gelaufen wäre, der Ihren Bruder kennt.«
    »Das war alles? Ich meine, mehr hat er nicht gefragt?«
    »Nein, das war es so ziemlich.«
    Sie überlegte, ob sie erwähnen sollte, was Walsh über die Gerüchte bezüglich ihrer Arbeit gesagt hatte, entschied sich aber dagegen. Es würde Kelly nur dazu bringen, ihr noch mehr Fragen zu stellen, die sie nicht beantworten wollte.
    »Sind Sie sicher, dass dies alles war?« Er schaute sie misstrauisch an.
    »Ja, das war alles.«
    Er dachte einen Moment stumm nach. »Hat er Ihnen eine Visitenkarte gegeben? Eine Telefonnummer? Eine Adresse von sich?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er war ganz höflich. Alles war ganz vertraulich, lediglich Hintergrundinformationen.«
    Kelly sah nicht beruhigt aus.
    »Stimmt etwas nicht?«, wollte sie wissen.
    »Wenn er sich wieder meldet… « Seine Worte verklangen.
    »Was dann?«
    »Ich wollte sagen, dann rufen Sie mich bitte an, aber ich bin ja wahrscheinlich nicht mehr hier.«
    »Ich kann Sie in Los Angeles anrufen.«
    »Ich würde schon gerne wissen, wer er ist und woher er wusste, dass ich hier bin.«
    Er war einen Moment in Gedanken versunken, dann ermahnte er sie ernst. »Hören Sie, wenn er noch einmal auftaucht, dann soll er sich ausweisen. Lassen Sie sich immer erst beweisen, wer ihr Gegenüber ist, bevor Sie etwas sagen.«
    »Sie jagen mir aber einen

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