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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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blockte von vornherein jede Frage ab.
    Er selbst dachte, wenn überhaupt, nur selten über sich und seinen Beruf nach, denn er hielt Selbstanalyse für eine Zeitverschwendung und eine besonders ungesunde Beschäftigung.
    Seit er in den Fünfzigerjahren als junger Mann eingezogen worden war, war seine Loyalität zu seinem Land ungebrochen. Er akzeptierte die militärischen und politischen Hierarchien ohne zu fragen und die sozialen Unterschiede ohne zu murren. Er kannte seinen Platz und den Platz der anderen.
    Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, sich darüber Gedanken zu machen, dass Leute wie er noch nicht einmal im Entferntesten als Mitglieder der Klubs in Piccadilly und St.
    James in Betracht gezogen würden, in denen seine Chefs aus Whitehall an den meisten Wochentagen zu Mittag und zu Abend aßen und wo sie sich in Gruppen zusammenfanden um Strategien zu entwickeln, die in viel entscheidenderer Weise die Zukunft des Landes bestimmten, als es freie Wahlen taten.
    Die Männer und heutzutage auch Frauen, für die er gearbeitet hatte, hatten ihre Gründe für das, was sie taten. Ihn in ihre Welt aufzunehmen, und wenn es nur für einen Drink nach einem arbeitsreichen Tag wäre, käme nicht infrage. Wenn Jonathan Syme ihn zum Beispiel heute Abend ins Whites oder Pratts oder ins Oxford und Cambridge eingeladen hätte, hätten andere Mitglieder, für die der Major in der Vergangenheit gearbeitet hatte, sofort gewusst, dass etwas im Busch war. Die Neugierde wäre geweckt worden, Gerüchte wären entstanden und die Geheimhaltung hinfällig geworden. Selbst ein Idiot konnte das begreifen und der Major war kein Idiot.
    In einem Pub in der Nähe von Charing Cross nahmen sie an der Bar ihre Drinks entgegen und setzten sich an einen stillen Ecktisch. Syme hatte schon auf eine Art zur Uhr geblickt, die den Eindruck erweckte, dass er nicht viel Zeit hätte, deshalb kam der Major sofort zur Sache.
    »Wir haben ein Bankkonto in Zürich ausfindig gemacht«, begann er, »das zweifellos Dr. Lambert gehört. Es ist natürlich ein Nummernkonto, aber ohne hier die Einzelheiten zu erwähnen können wir ziemlich sicher sein, dass es ihres ist.
    Mehr als eine halbe Million Pfund sind im letzten Monat darauf eingegangen. Es waren drei Zahlungen, alle von derselben Bank in Tokio.«
    Jonathan starrte auf sein Glas und nickte ohne einen Ton zu sagen, müde und traurig.
    »Es kann ja sein, dass wir, wie Sie sagten, keine legale Handhabe haben«, fuhr der Major fort, »aber ich bin der Meinung, dass wir doch irgendetwas unternehmen müssen.«
    Jonathan hob den Kopf und schaute dem Major direkt in die Augen. »Was zum Beispiel?«, fragte er tonlos.
    »Zuerst einmal könnten wir ihren Computer untersuchen um herauszufinden, was da drin ist, wenn es überhaupt noch da drin ist.«
    »Soweit ich weiß, arbeitet sie rund um die Uhr daran, also muss es noch drin sein.« Jonathan seufzte und ließ sich gegen die harten Holzpaneele sinken, die ächzten, als sich auch der Major noch dagegenlehnte.
    »Irgendwann muss sie schlafen«, erklärte der Major. »Wir können die Sache schnell und unauffällig erledigen, ohne dass jemand etwas mitbekommt. Ich habe übrigens heute Nachmittag mit unserem amerikanischen Freund gesprochen. Er reist morgen ab.«
    »Weiß ich, ich habe Ihre Nachricht erhalten.«
    »Anscheinend haben sie inzwischen die Beweise, die sie brauchen. Sie müssen nur noch den Mann finden. Der Amerikaner hat mir gesagt, es täte ihm Leid, dass er nichts herausbekommen hat, was uns helfen könnte. Was er allerdings nicht gesagt hat«, und dabei beugte sich der Major vor, kniff seine Augen noch enger zusammen und dämpfte seine Stimme weiter, »war, dass er heute Abend ein Abschiedsessen mit ihr hat.«
    Jonathan musterte ihn einen Augenblick. Er wollte den Major fragen, wie er an diese Information gekommen war, doch kaum hatte er die Frage formuliert, war es ihm klar. »Abgehört?«
    Der Major nickte. »Wir hören sowohl das Telefon im Institut als auch das zu Hause ab. Ich habe dieses Essen nur erwähnt, weil es uns eine perfekte Möglichkeit eröffnet. Das sind drei, vier Stunden, in denen wir genau wissen, was sie tut. Wir können jemand reinschleusen und sind wieder draußen, bevor sie noch bei Kaffee und Plätzchen angelangt sind.«
    Jonathan nahm einen Schluck von seinem Drink und starrte dann stumm auf die Tischplatte vor sich.
    »Ich sage Ihnen, warum mir die Sache nicht behagt«, meinte er dann schließlich. »Erstens müssen Sie mich

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