Der 8. Tag
Schrecken ein.«
»Das wollte ich nicht. Ich bin sicher, alles ist in Ordnung.
Vergessen Sie die Sache.«
Als sie kurz nach acht Uhr mit seinem Wagen in das Restaurant aufbrachen, schien er aber immer noch darüber zu grübeln und nachzudenken. Aufgrund der Dunkelheit konnte es kaum überraschen, dass keiner von beiden die Gestalt sah, die sich schnell hinter einer Heckenreihe duckte, als die Lichtkegel der Autoscheinwerfer über sie hinwegglitten.
Sie blickte ihnen nach, bis die Rücklichter hinter der ersten Biegung verschwanden, und rannte dann über die Straße zu ihrem eigenen Wagen, der in der Einmündung einer schmalen Straße versteckt war. Der Mann hatte rückwärts eingeparkt, sodass er, falls nötig, schnell die Verfolgung aufnehmen konnte. Seine Voraussicht wurde belohnt, denn als er die erste Gabelung der Straße erreichte, konnte er gerade noch sehen, dass sie die linke Straße genommen hatten. Nur Sekunden später hätte er sie verpasst; links oder rechts wäre dann eine willkürliche Entscheidung gewesen.
Danach war es dann einfach. Er konnte genügend Abstand halten und ihnen problemlos folgen.
Das Lokal, in dem sie einen Tisch fürs Abendessen reserviert hatte, war ein klassisches, kleines Inn, das nach ihrer Erfahrung alle Amerikaner für typisch englisch hielten. Sie mochte das Lokal, weil die Köchin eine Frau aus Dijon war, die eigentlich nur herübergekommen war um Englisch zu lernen. Wenn die Engländer nur ihre Köche nach Frankreich schicken würden, erzählte Tessa ihm auf dem Weg, dann würden wahrscheinlich die Leute öfter Essen gehen.
Das Lokal lag am Rande des nächsten Ortes und als sie auf den Parkplatz einbogen, bemerkten sie den Wagen, der hinter ihnen vorbeifuhr, nicht.
Er war ihnen die ganze Strecke in sicherem Abstand gefolgt.
Glücklicherweise war die Straße trotz einiger Biegungen größtenteils geradeaus verlaufen, sodass Scheinwerfer im Rückspiegel, die in die gleiche Richtung fuhren, nicht automatisch verdächtig waren.
Als er einen Parkplatz gefunden hatte und zu dem Lokal zurückging, saßen beide über ihre Speisekarten gebeugt und besprachen, was sie essen wollten. Er konnte sie durch das Fenster von der gegenüberliegenden Straßenseite beobachten, wo er im nachtschwarzen Schatten zweier v-förmig aneinander stoßender Ziegelmauern stand. Um sicherzugehen, dass kein zufällig Vorbeikommender ihn bemerken würde, trat er einen Schritt zurück und richtete sich dann darauf ein, mindestens ein paar Stunden warten zu müssen.
Er griff in die Tasche seiner Lederjacke und seine Finger schlossen sich beruhigend um den Griff des Jagdmessers, das er heute Nachmittag gekauft hatte. Er hätte eine Pistole vorgezogen, aber der alte Kerl in dem Laden hatte ihm eindeutig zu verstehen gegeben, dass ohne Erlaubnis nichts lief. Er wusste, dass dem Alten irgendetwas an ihm aufgefallen war, und das bereitete ihm Sorgen. Er hoffte, der Kerl hatte mit niemandem darüber gesprochen.
Wie dem auch sei, da es keine bessere Alternative gab, würde er sich in Geduld fassen und es mit dem Messer erledigen müssen.
67
ER STUDIERTE DIE Weinkarte, die ihm der Kellner gegeben hatte.
»Sie nehmen das Lamm«, rekapitulierte er. »Ich denke, das bedeutet Rotwein. Ist ein Bordeaux in Ordnung?«
»Wenn Sie keinen Wein trinken«, gab Tessa zurück, »werde ich nur ein Glas von dem Hauswein nehmen.«
»Zum Teufel, nein, ich werde mir ein oder zwei Gläser gönnen, warum nicht? Ich will den Abend genießen.« Er lächelte sie über den Tisch hinweg an. Es hatte den Anschein, dass seine Besorgnis bezüglich des Journalisten verflogen war. Er fragte Tessa, ob sie einen bestimmten Wein im Auge hätte. Sie antwortete, sie würde gerne einen La Lagune, Jahrgang 1988, trinken, und er bestellte eine Flasche.
»Ich erinnere mich, dass vor einigen Jahren«, so erzählte sie,
»eine medizinische Studie veröffentlicht worden ist, nach der der mäßige Genuss von Rotwein das Risiko einer Herzerkrankung um fünfzig Prozent oder sogar mehr reduziere. Irgendwo habe ich gelesen, dass sich daraufhin der Verkauf von Rotwein in Kalifornien innerhalb eines Tages verdoppelt hat.«
»Das klingt durchaus wahrscheinlich«, meinte er lachend.
»In Kalifornien ist der Tod bestechlich.« Er dachte kurz nach und wurde plötzlich ernst, so als ob er einen unschönen Faux-pas begangen hätte. »Nun, zumindest einige Todesarten.«
Sie verstand.
Da gab es einen Mörder, dem man auf der Spur war, und bis man ihn
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